Platz 1: „Nightcrawler“
(Dan Gilroy, USA 2014)
Jake Gyllenhaal entwickelt sich immer mehr zu einem zweiten Nicolas Cage: Bei jeder seiner Performances springt einem inzwischen der Wahnsinn regelrecht entgegen! Aber wo Cages Auftritte zunehmend zur Selbstparodie verkommen, landet Gyllenhaal aktuell einen Volltreffer nach dem anderen – und sein Part in der krachenden Medienschelte „Nightcrawler“ ist dabei der absolute Höhepunkt!
Lou Bloom ist der Travis Bickle des 21. Jahrhunderts, ein ultimativ abgefuckter, aber auch befremdlich-charismatischer Antiheld. Dabei macht gerade Lous radikale Rationalität (der Irrsinn lauert in den Augen, seine Taten aber sind kühl kalkuliert) ihn zu einem so erschreckenden Soziopathen – selbst in Anbetracht von verblutenden Opfern rattert er gegenüber seinem schlechtbezahlten Assistenten weiterhin seelenruhig seine auswendiggelernten Business-Floskeln herunter. Letztlich lebt Lou damit lediglich seinen ganz persönlichen amerikanischen Karrieretraum – und wenn er dabei das Leben aller um sich herum in einen Albtraum verwandelt, dann ist das der erfolgsgesellschaftlichen Logik nach allein die Schuld der anderen, weil sie ihren Traum nicht ebenso kompromisslos verfolgen.
Das Gyllenhaal für diese Rolle als Bester Hauptdarsteller nicht einmal nominiert wurde, ist eine der krassesten Oscar-Fehlentscheidungen der vergangenen Dekade!