Eine Banane auf den Slapstick! Und eine Papaya obendrauf!
Wenn Sie ein Kind im Alter so zwischen fünf und elf Jahren haben, das wenigstens ein wenig offen für popkulturelle Einflüsse ist, dann liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass Sie diesen Filmtipp eigentlich gar nicht nötig haben. Denn dann wird Ihr Kind eh immer wieder leise „Ooo-bah, Papaya!“ flüstern oder gleich begeistert „Banana!“ schreien. Schuld daran sind diese gelben, pillenförmigen Minions, die aktuell überall auf Plakaten, Handtüchern und in U-Bahn-Stationen zu sehen sind. Mit Kindern wissen Sie das eh wahrscheinlich alles schon (und wenn sie ihr Kind nicht mehr verstehen, gibt es hier einen Crashkurs in der Sprache der Minions).
Die Minions haben jetzt also ihren eigenen Film, nachdem sie vorher in „Ich – Einfach Unverbesserlich“ und dessen Fortsetzung als Schergen des freundlichen Bösewichts Gru Chaos verbreiten und ihre geliebten Bananen verspeisen durften. „Minions“ ist das Prequel zu diesen beiden Filmen und erklärt einmal quer durch Evolutionsgeschichte, wo die nie alternden Minions eigentlich herkommen. Dabei sind sie immer auf der Suche nach dem größten und gemeinsten Bösewicht, dem sie dienen können – zumindest bis drei von ihnen im London des Jahres 1968 fündig werden: Die Minions sollen für Scarlett Overkill die britische Königskrone stehlen!
Man durfte der Idee eines eigenständigen „Minions“-Films mit einiger (elterlicher) Skepsis gegenübertreten – in „Ich – Einfach Unverbesserlich 2“ hatten die gelben Rabauken zwar schon eine wichtigere Rolle als im ersten Film, aber ob ihr alberner Slapstick-Humor reichen würde, um einen ganzen 90-Minüter zu tragen? Die Marketing-Wucht, mit der „Minions“ nun auch außerhalb der Kinos ins allgemeine Bewusstsein gedrückt wird, macht ja auch eher skeptisch: Minions auf den Stickern einer bekannten Bananenmarke, Minions als Bettwäsche oder Handtuch, Minions auf Bussen und Litfaßsäulen...
Im Kino aber ist „Minions“ ein großer Spaß – und zwar für Kinder und für Eltern! Denn wer auch immer gerade der „Boss“ der Minions ist, am Ende regiert doch stets das Primat des völligen Slapsticks. Es herrscht seine Majestät, das anarchische Chaos, in all seiner destruktiven Unschuld. Die eigentliche Handlung ist wenig mehr als halbwegs inspiriertes Stückwerk – aber es macht mächtig Laune. Den Kindern sowieso und die Eltern werden gestreichelt mit reichlich Anspielungen an Bösewichte der Popkultur und auf andere Animationsfilme. Und dann auch noch diese von den wilden Sechzigern inspirierte Musik! Im Grunde ist „Minions“ ein von Slapstick durchzogenes Musical - und wer bis zum Schluss des Abspanns sitzenbleibt, wird mit einem entsprechenden Finale belohnt, in dem alle Protagonisten noch einmal auftreten und das Konfetti fliegt. Für diese Szenen werden dann auch wirklich alle Vorzüge des 3D ausgereizt. Ooo, Papaya!
In diesen Kinos läuft „Minions“ am kommenden Wochenende.
Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.