Platz 3: „Flug 93“
(Paul Greengrass, Frankreich/USA/Großbritannien 2006)
Mit seinem fast in Echtzeit spielenden Zeitmonument „Flug 93“ gelang dem irischen Filmemacher Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“) ein ganz besonderes Kunststück: Der Regisseur und Drehbuchautor schuf ein mitreißendes Katastrophendrama über die Terroranschläge des 11. September, ohne die amerikanischen Protagonisten dabei zu Helden zu stilisieren. Greengrass verwendet das reale Mitfühlpotenzial der Terroranschläge zwar, schlachtet es aber nie aus: In enger Abstimmung mit den Hinterbliebenen der Opfer zeichnet er in seinem dramaturgisch perfekten Doku-Drama die Ereignisse an Bord des „Flug 93“ von Newark, New Jersey nach San Francisco nach, der am 11. September 2001 um 10.10 Uhr auf einem Acker nahe Shanksville, Pennsylvania zerschellte (und um den sich bis heute wilde Verschwörungstheorien ranken). Anders als Oliver Stone in seinem deutlich schwächeren 9/11-Drama „World Trade Center“ verzichtet Greengrass bei der Besetzung auf klangvolle Namen: Echte Zeitzeugen sowie Piloten, Stewardessen und Fluglotsen improvisieren an Bord der gekaperten Maschine einen Großteil der Dialoge und lassen jeden Charakter nur als Teil eines größeren Ganzen erscheinen. Trotz des eher nüchternen Erzählstils zieht Greengrass die Spannungsschraube kontinuierlich an und entfaltet in seinem für zwei Oscars nominierten Flugzeug-Drama eine unglaubliche Wucht, die das Publikum mit zugeschnürter Kehle zurücklässt.