„A Girl Walks Home Alone at Night“ (USA, 2014)
Die amerikanisch-iranische Regisseurin Ana Lily Amirpour hat mit „A Girl Walks Home Alone at Night“ ein gefeiertes Langfilm-Debüt hingelegt. Der an die Werke von Jim Jarmusch erinnernde Vampirfilm feierte seine Premiere auf dem Sundance Film Festival 2014 und wurde anschließend in das Programm weiterer, den Fokus nicht bloß aufs Horrorkino legenden Filmfestivals aufgenommen. Kritiker nahmen den Film nahezu einhellig begeistert auf (auf Rotten Tomatoes hat er 95 Prozent positive Kritiken), wobei sie besonders die visuelle Raffinesse der Regisseurin hervorheben.
Amirpour inszeniert die Geschichte um ein namenloses, in der fiktiven, ihrem Namen alle Ehre machenden Stadt Bad City lebendes Vampirmädchen (Sheila Vand) in bestechendem Schwarz-Weiß im klassischen CinemaScope-Format. Auch die zahlreichen Anspielungen auf filmische wie popkulturelle Motive werden in vielen Kritiken positiv hervorgehoben: So erinnert Protagonist Arash (Arash Marandi) mit seinem weißen T-Shirt, der Haartolle und seinem Oldtimer stark an die 50er-Jahre Ikone James Dean.
Besondere Beachtung findet auch die starke Frauenfigur. In ihren traditionellen Tschador hüllt sich die moderne junge Frau lediglich, wenn sie auf ihren nächtlichen Beutezügen die geisterhafte Stadt durchstreift. Dabei übt sie auch eine Art von Selbstjustiz, wenn sie nur den kriminellen Einwohnern das Blut aussaugt. Zwar wurde der Film ausschließlich in Kalifornien gedreht, die Handlung ist jedoch im Iran angesiedelt – und dort würde bereits die Tatsache, dass ein Mädchen nachts allein nach Hause geht, eine absolute Provokation bedeuten.