Es ist ein offenes Geheimnis in Hollywood: Viele der Geldgeber von Nicholas Winding Refns „Drive“ hatten sich deutlich mehr Action erhofft, um mit Superstar Ryan Gosling in der Hauptrolle ordentlich an den Kinokassen absahnen zu können. Als sich der Film dann jedoch als ambitioniert-stimmungsvolles Kunstprojekt für Arthouse-Genrefans entpuppte, hielt das die Verleiher jedoch nicht unbedingt davon ab, an ihrem ursprünglichen Plan festzuhalten – und so wurde beim Marketing eben ordentlich geschummelt und der Trailer mit den vergleichsweise rar gesäten Actionszenen des Films vollgestopft. Eine Zuschauerin in Amerika klagte sogar, weil sie sich von der Bewerbung des Films betrogen fühlte.
Nun hatte die chinesische Bootleg-Mafia offenbar ein ganz ähnliches Problem – aber während sich amerikanische Marketingabteilungen zumindest noch auf tatsächlich aus dem Film stammendes Material beschränken müssen, kennen die fernöstlichen Raubkopierer absolut kein Erbarmen, wenn es darum geht, noch ein paar DVDs mehr an den Mann zu bringen. Das Ergebnis ist dieses völlig absurde Cover:
Neben einem Bild von Ryan Gosling, das ihn ganz offensichtlich nicht als Driver zeigt (im Film trägt er keinen Bart), sind hier noch eine Maschinenpistole und ein Scharfschützengewehr zu sehen, die ebenfalls im Film keine Rolle spielen. Ähnliches gilt für das im oberen Bilddrittel eingefügte Karibik-Setting inklusive Kampfhubschrauber, das eher an „Far Cry 3“ als an den vollständig in Los Angeles spielenden „Drive“ erinnert.
Aber den Vogel abgeschossen haben die Bootleg-Designer mit den beiden unten eingefügten Bildern: Es geht in „Drive“ irgendwie um Autos und die chinesischen Straßenverkäufer brauchen so viel Action wie irgendwie möglich, um die DVDs loszuwerden – und für dieses Dilemma gibt es offenbar nur eine passende Antwort: den RTL-Dauerbrenner „Alarm für Cobra 11“. Nicht nur habe sich links zwei grimmig dreinschauenden Autobahnpolizisten eingeschlichen, auch die Explosion rechts stammt eindeutig aus der seit fast 20 Jahren im deutschen TV laufenden Krimi-Serie.
Warum auf diesem offensichtlich ganz auf Fans hirnloser Action zugeschnittenen Cover trotzdem nicht auf das Logo der Filmfestspiele von Cannes (wo „Drive“ den Preis für die Beste Regie erhielt) verzichtet wurde, lässt die ganze Angelegenheit nur noch absurder erscheinen.