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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Die Pinguine aus Madagascar"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Das Soloabenteuer der flugunfähigen Spezialagenten

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    Für uns Eltern kommt irgendwann der Punkt, an dem wir feststellen (müssen), dass unsere Kinder fixer im Kopf sind als wir selbst. Vermutlich haben Neurowissenschaftler dafür kluge Erklärungen parat, aber wir können es an dieser Stelle auch einfach mal Verkalkung, Gewöhnung oder Faulheit nennen: Wenn meine Kinder spielen, sind ihre Interaktionen oft so schnell, dass ich da gar nicht mehr so leicht hinterherkomme. Und ganz ähnlich geht es mir bei manchen Filmen, die ein – zumindest für uns Erwachsene - frenetisches Tempo vorlegen. Die Kleinen schauen das locker weg, während ich mich schon ganz schön konzentrieren muss, damit ich auch alles mitbekomme. (Womöglich kriegen die Kinder aber auch einfach nicht alles mit und ignorieren ihre partielle Ahnungslosigkeit. Ebenfalls gut möglich.)

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    Ein solcher Film ist auch „Die Pinguine aus Madagascar“. Wer film- oder fernsehaffine Kinder hat, der kennt die vier flugunfähigen Vögel Skipper, Private, Kowalski und Rico vermutlich schon, schließlich tauchen sie nicht nur in den drei „Madagascar“-Teilen als verlässlich sarkastische Sidekicks auf, sie waren in den Filmen auch dermaßen beliebt, dass sie anschließend noch eine eigene Fernsehserie spendiert bekamen. Nun also ihr erster eigener Kinofilm – und da der ja als Ableger eines anderen Franchises, also mit einem klaren Fokus auf Gewinnmaximierung entstanden ist, darf man zunächst auch erst einmal skeptisch sein. Aber manchmal wird man ja zum Glück auch eines Besseren belehrt.

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    Ein Hohelied auf die subtile Filmkunst ist „Die Pinguine aus Madagascar“ freilich nicht – aber ein knalliges Beispiel dafür, dass das Mainstream-Animationskino nicht nur Standardware, sondern auch mal leicht irre, wenn auch (für Eltern) etwas hektisch anmutende Knallbonbons hervorbringen kann. Das funktioniert hier vor allem deshalb, weil die Pinguine dem Film in ihrer Funktion als respektlose Freigeister Leben einhauchen – und wenn sie sich als Agenten von Weltklasse präsentieren, werden nebenher auch noch alle möglichen Klischees über Agentenfilme durch den Kakao gezogen. Schließlich geht es darum, die Welt zu retten - oder wenigstens die Niedlichkeit von Pinguinen rund um den Globus.

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    Erst das finale Drittel gerät im Verhältnis zum vorher Gesehenen etwas konventionell – da ist der Film so sehr mit seinem Showdown beschäftigt, dass der zwar visuell immer noch ein wenig schräg anmutet, aber dann doch eng den dramaturgischen Regeln des Massengeschäfts folgt. Bis dahin aber hat man vier sehr eigentümliche Hauptfiguren bei ihrem sehr albernen Tun in hoher Geschwindigkeit beobachten dürfen – allein der Weg nach unten von ihrem Absprung aus einem Flugzeug bis hin zur erfolgreichen Landung (mit zahlreichen Zwischenstationen) ist ein Feuerwerk der knalligen Ideen. Man muss das als Elternteil nicht mögen, und man kämpft hart damit, am Ball zu bleiben. Aber ganz im Ernst: Die Kinder lieben das und das ist auch okay so.

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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