Titel: Saints Row: Gat Out Of Hell
Genre: Action
VÖ-Termin: 23. Januar 2015
Altersfreigabe: keine Jugendfreigabe
Plattformen: PC, PS 3 + 4, Xbox 360 + One
Publisher: Deep Silver
Entwickler: Volition Incorporated
Der FILMSTARTS-Gaming-Tipp für... anarchische Superhelden!
Atemberaubende Explosionsorgien und Feuergefechte jenseits von Gut und Böse müssen sich nicht immer um bierernste Schreckensszenarien drehen oder grimmige Männer voller Mannhaftigkeit ins Zentrum stellen. Warum das Ganze nicht mit Musical-Einlagen und Dildo-Baseballschlägern auflockern? „Saints Row: Gat Out of Hell“ schickt den überstylten, narzisstischen Gangster Johnny Gat und seine Hacker-Nerd-Kollegin Kinzie Kensington in die Hölle, damit sie Satan töten und so ihren Gangster-Anführer „The Boss“ vor der Zwangsverheiratung mit Satans Tochter Jezebel bewahren können. Wer diese Handlung für außergewöhnlich bescheuert hält, ist offenkundig noch nicht sonderlich gut mit dem Niveau an Wahnsinn vertraut, für das die „Saints Row“-Serie seit 2006 steht. Das von seiner Spielstruktur oft mit „Grand Theft Auto“ verglichene Open-World-Franchise besticht nämlich seit jeher mit den absurdesten, politisch unkorrektesten und anzüglichsten Missionen und Spielmechaniken. Diese scheinbar grenzenlose Freude und Kreativität des Chaotischen und Perversen bewies Entwickler Volition Incorporated bereits mit „Saints Row IV“ von 2013, in dem der eigene Held „The Boss“ direkt zu Beginn zum Präsident der USA wird, nur damit ein böser Alien-Overlord samt Invasionsarmee die Welt in seine Gewalt bringen, die Menschheit in einer Art virtuellen Welt à la „The Matrix“ versklaven und regelmäßig im Rundfunk aus den Werken von Shakespeare vorlesen kann.
Es ist nach diesen Ereignissen also gar nicht so verwunderlich, dass sich Satan im alleinstehenden Add-On „Saints Row: Gat Out of Hell“ entscheidet, den offenkundig mächtigsten Mann auf der Welt zum Gatten seiner liebreizenden Tochter Jezebel zu machen, auch wenn die das gar nicht mag und eher einen Blick auf Johnny Gat geworfen hat. Johnny ist allerdings vornehmlich damit beschäftigt, zusammen mit Kinzie im Tag-Team und ausgestattet mit einigen himmlischen Superkräften so viel Verwüstung und Chaos in die Höllenstadt New Hades zu bringen wie möglich. Die zahlreichen, frei wählbaren Mission von New Hades bringen Zerstörung und Schabernack unter das ewige Qualen leidende Höllenvolk, zu dem auch einige Prominente wie „Dracula“-Vorbild Vlad der Pfähler oder William Shakespeare höchstpersönlich zählen. Leider besteht die Hauptkampagne von „Saints Row: Gat Out of Hell“ nicht aus allzu vielen Story-Missionen abseits des notwendigen, explosiven Tohuwabohus, das man über die Stadt bringen muss, um Satan wütend zu machen und so aus dem Versteck zu locken. Doch die vielen abgefahrenen Kräfte vom Massenvernichtungs-Fußstampfer über den Raketenwerfer mit unbegrenzter Munition bis hin zu den Engelsflügeln, mit denen New Hades aus schwindelerregender Höhe erkundet werden kann, bietet genügend Spielspaß und Abwechslung, um den Spieler bis zum finalen Aufeinandertreffen mit Papa Satan zu motivieren.
Und das meint der Filmkritiker in uns...
Ein Spiel wie „Saints Row: Gat Out of Hell“ beschwört automatisch Vergleiche mit absurden Filmreisen in die Hölle, wie sie auch die Titelhelden von „Bill & Ted’s verrückte Reise in die Zukunft“ unternommen haben. Und der vom Spiel vorgelebte Grad an hirnrissiger, unrealistischer Action kommt gerade so heran an das, was Bruce Willis & Co. in „Stirb Langsam 5“ abgefeiert haben. Worüber es sich hier jedoch wirklich zu sprechen lohnt, sind die hinreißenden Musical-Einlagen: Gleich einer im Turm eingesperrten Prinzessin wehrt sich Jezebel nämlich gegen die Bevormundung ihres Vaters, verliebt sich in Johnny Gat und singt in Disney-Musical-Manier von ihren Wünschen und Hoffnungen in einem Reich endloser Pein. Auch Satan, Kinzie oder Johnny sind nicht auf den Mund gefallen und drücken mit eigenen emotionalen Songs ihre Gefühle, Ängste und schweinischen Gedanken aus. In Kombination mit den anzüglichen Witzchen und einem erfrischenden Bewusstsein für die Absurdität der eigenen Story verwandeln die Songs das Spiel in ein absonderliches Artefakt, das sichtbar in den gewaltigen Fußspuren der „The Rocky Horror Picture Show“ wandelt. Dieser erneute Beweis leichtfüßiger Schamlosigkeit von Volition Incorporated ist es, der selbst ein kleines Add-On wie „Saints Row: Gat Out of Hell“ zu einem absurden Spieljuwel macht.
Ein Spiel für Fans folgender Filme:
Fazit: Der Humor und die Gewalt der „Saints Row“-Reihe haben seit jeher die Geschmäcker gespalten – und so wird auch dieses alleinstehende Add-On kein Massenliebling werden. Zwar tritt „Saints Row: Gat Out of Hell“ in Sachen Spielmechanik etwas kurz, liefert dafür aber eine stimmungsvolle Ergänzung für alle, die den Vorgängertitel gemocht haben.