Platz 3: Das brünette Mädchen
aus "Boyhood"
Der junge Mason (Ellar Coltrane) bekommt einen schrägen Haarschnitt verpasst und schämt sich dafür. Doch eine brünette Klassenkameradin steckt ihm im Unterricht heimlich eine Nachricht zu, dass ihr der Look ganz gut gefiele. Ihr Name ist Nicole. Einige Jahre später: Mason hat gerade an der Uni eingecheckt und ist mit einigen neuen Kommilitonen unterwegs. Am Ende sitzt er auf felsigem Grund mit einem Mädchen und quatscht mit ihr über Momente im Leben, die man ergreift oder die einen selbst ergreifen. Sie hat braune Haare und heißt Nicole…
Im Grunde passiert nicht viel. Zwei Menschen sitzen nebeneinander und lernen sich gerade kennen, doch das Lächeln und diese kurzen Blicke verdichten den Verdacht: Hat sie ihn etwa wiedererkannt? Oder ist es doch nur das Schicksal? Bei der Vorstellung hatte es schon kurz gedämmert, aber am Ende war zumindest ich mir sicher: Es ist dasselbe Mädchen. Und so – scheinbar vollkommen beiläufig – schließt sich mit der finalen Einstellung von „Boyhood“ der erzählerische Kreis mit all den Irrungen und Wirrungen, die das Leben so nimmt. Das ist für mich die Essenz des Films, wie auch einzelne Momente, winzige Details auch nach mehr als zehn Jahren noch fortgeschrieben werden können. Mit dem letzten Bild wurde diese magische Kinoerfahrung für mich endgültig komplett.
(Von Woon-Mo Sung)