Platz 10
(Geoff Murphy, Neuseeland 1985)
Geoff Murphys lose Verfilmung von Craig Harrisons zivilisationskritischem Endzeit-Roman „The Quiet Earth“ besticht zunächst einmal durch seinen unwiderstehlichen Minimalismus, der im heutigen hochoktanigen Gegenwarts-Blockbusterkino kaum noch vorstellbar wäre. In dem kühlen Endzeit-Drama finden die drei letzten Menschen auf der Erde zusammen, um das Schicksal dieses Planeten auszuloten. Nach einem misslungenen Experiment sind Zac (Bruno Lawrence), Joanne (Alison Routledge) und Api (Pete Smith) im neuseeländischen Auckland die einzigen Überlebenden einer mysteriösen globalen Katastrophe. Die anderen sind einfach weg - keine Körper, keine Toten, nichts! Geoff Murphys ruhige Erzählung mag zwar unaufgeregt sein, aber unterhalb des Offensichtlichen dieser zurückhaltenden Inszenierung erzeugt der Film eine ungeheure innere Spannung und schafft eine dichte, düster-bedrückende Atmosphäre – immer vor der Bedrohung, dass sich das menschvernichtende Phänomen in Kürze wiederholen kann. Dabei kommt „Quiet Earth“ fast ohne Spezialeffekte aus, die gespenstische Stimmung entsteht im Kopf des Zuschauers – gleichzeitig ist die Konstellation als letzter Mensch auf der Erde zu weilen, so spannend, dass jeder auf konsequente Weise aufgefordert wird, sich in eine solche Situation hineinzudenken. Regisseur Murphy verhandelt philosophische Fragen zum Menschsein, lässt seine Protagonisten ein perfides Rätsel lösen und verwebt diese anspruchsvollen Themen mit einer Dreiecksgeschichte – und das alles NACH der eigentlichen Katastrophe, die die Menschheit dahingerafft hat - ein wirklich ungewöhnliche Perspektive.