Platz 16
(Jimmy T. Murakami, Großbritannien 1986)
Zu Unrecht werden Zeichentrick- und Computeranimationsfilme oftmals als Kinderkram abgestempelt. Dabei zeigen doch gerade japanische Anime-Dramen wie „Barfuß durch Hiroshima“ oder der Ghibli-Klassiker „Die letzten Glühwürmchen“, wie viel Gefühl in Zeichentrickfilmen stecken kann. Glücklicherweise hatten auch in Europa ambitionierte Filmemacher frühzeitig begriffen, dass Zeichentrick nicht zwingend Kinderfilm bedeuten muss. Ein oft übersehener Klassiker der britischen Zeichentrickkultur ist beispielsweise Jimmy T. Murakamis „Wenn der Wind weht“. In diesem tragikomischen Meisterwerk, das auf dem Kalten-Krieg-Satire-Comic „Strahlende Zeiten" basiert, kämpft das alternde Ehepaar Bloggs mit den Folgen eines atomaren Anschlags und versucht trotz der neuen Lebenssituation zur Normalität zurückzufinden. „Wenn der Wind weht“ ist eine bitterböse und zu Tränen rührende Endzeit-Satire auf die britische Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges. Wenn die Bloggs treudoof jeder noch so unnützen Regierungsanweisung Folge leisten und bis zuletzt an die Unfehlbarkeit des Staatsapparates glauben, dann mag das zwar im ersten Moment komisch wirken, offenbart aber auch die absolute Hilf- und Hoffnungslosigkeit der zivilen Bevölkerung in einer solchen Ausnahmesituation.