48 sind nun mal doppelt so viel wie 24:
Peter Jackson geht in Sachen HFR unbeirrt seinen Weg
Als wir im Dezember 2012 die Pressevorführung von „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ verließen, kreisten unsere Diskussion erst einmal lange Zeit gar nicht um den Film selbst, sondern um die Art der Projektion, schließlich war es unsere erste Vorstellung mit 48 Bildern pro Sekunde (HFR). Einige FILMSTARTS-Redakteure waren sofort Feuer und Flamme, andere mussten sich erst an die hyperreal scharfen Bilder gewöhnen, aber alle waren echt baff und überrascht: Der Unterschied zwischen 2D und HFR ist größer als der zwischen 2D und 3D (mal abgesehen davon, dass HFR die meisten Probleme löst, die man ansonsten mit 3D hat, zum Beispiel das zu dunkle Bild). Inzwischen sind wir uns jedoch in der Redaktion einig, dass HFR ein Schritt in die Zukunft ist, den wir mit Hollywood-Visionären wie Peter Jackson oder James Cameron (der seine „Avatar“-Sequels sogar mit 60 Bildern pro Sekunde dreht) gerne gemeinsam beschreiten. Und wenn es nach Jackson geht, dann wird HFR sowieso bald die Regel sein, wie er uns im Interview erklärt:
„Wir befinden uns jetzt im Jahr 2013 und wenn man ins Jahr 1913 zurückschaut, dann waren Filme nicht nur schwarz-weiß, sondern auch stumm. Sie waren meist nicht länger als 20 Minuten und wurden mit 16 Bildern pro Sekunde gedreht. Jetzt sind wir 100 Jahre weiter, der herkömmliche Film ist fast ausgestorben, alles ist digital und die Projektionen werden immer hochauflösender. Schauen wir jetzt noch einmal 100 Jahre weiter, dann kann ich euch garantieren, dass es 2113 nicht nur ein superhochauflösendes Format geben wird, es wird auch niemand mehr mit 24 Bildern pro Sekunde drehen. Irgendwann auf diesem Weg müssen wir also Technologien einsetzen, die diese Entwicklung vorantreiben. Außerdem sollte ein Kino technisch immer mehr anbieten, als man es sich zuhause jemals erträumen könnte – nur so bekommen wir die Leute dazu, wieder mehr ins Kino zu gehen.“
Ganz nebenbei hat HFR noch den netten Nebeneffekt, dass sich auch die technischen Abteilungen wie Setdesign, Kostüme und Make-up viel stärker ins Zeug legen müssen. Denn mit 48 Bildern pro Sekunde sind die Aufnahmen so viel schärfer, dass Sets und Kostüme selbst weit im Hintergrund noch gestochen scharf zu sehen sind. Man kann also nicht mehr tricksen und die Statisten im Vordergrund perfekt ausstatten, während es bei denen weiter hinten reicht, wenn sie ungefähr so aussehen, als ob sie schon irgendwie mit in das Bild hineingehören würden.
Aber die Department Heads, mit denen wir am Set sprechen, nehmen diese zusätzliche Herausforderung allesamt sportlich. Dem Produktionsdesigner Dan Hennah kommen die gestiegenen Ansprüche sogar ganz gelegen: „Die Kombination aus 48 Bildern und 3D ermöglicht eine viel größere Schärfentiefe, so dass das Auge viel mehr Details erkennen kann. Deshalb muss alles, was innerhalb dieses Bereichs liegt, absolut echt aussehen. Da kommt man nicht länger mit schäbigen alten stumpfen Schwertern oder ähnlichem durch. Allerdings haben wir schon immer versucht, Requisiten herzustellen, die man auch im Museum ausstellen könnte, ohne dass jemandem der Unterschied auffallen würde. Und nun können wir diesen Aufwand dank HDR endlich auch vor den Produzenten rechtfertigen!“