Platz 15
"Tin Cup"
(Ron Shelton, USA 1996)
In der Regel folgen viele Sportfilme einem gewohnten Muster: Ein Einzelkämpfer setzt sich in den Kopf, den großen Wurf zu landen, legt sich für seine Sportlerkarriere mächtig ins Zeug, bekommt schließlich die große Chance und schafft das Unmögliche. Nicht gerade originell, möchte man meinen. Und auch in Ron Sheltons Golfer-Komödie hat zunächst alles den Anschein, als bekäme man einen eben solchen vorhersehbaren Film. Darin spielt Kevin Costner den Loser Roy McAvoy, der seinen Traum als Profigolfer aufgegeben und sich in einem texanischen Kaff niedergelassen hat. Erst als er mit der hübschen Psychotherapeutin Dr. Molly Griswald (Rene Russo) anbändelt, die zufällig auch die Freundin seines alten Rivalen und Profigolfers David Simms (Don Johnson) ist, schmiedet Ray den Plan, sich als Amateur für die US Open zu qualifizieren...
Entgegen aller Erwartungen entkräftet Regisseur Ron Shelton sämtliche aufkeimenden Klischees, die den Film ins Aus geschossen hätten. Die spritzigen Dialoge, die den Film unheimlich kurzweilig machen und vor allem die wahnsinnig gut aufgelegten Darsteller machen aus jedem Stereotyp das blanke Vergnügen. Kevin Costner begeistert als herrlich sympathischer Loser mit großen Ambitionen und funktioniert im Zusammenspiel mit Rene Russo blendend. Auch Don Johnson lässt seinen Charakter nicht als beliebiges Ekelpaket erscheinen, sondern schafft es, mit seinem ironischen Spiel jede Szene zum Highlight werden zu lassen, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen. Darüber hinaus kommen auch Golfprofis voll auf ihre Kosten: Die Spielszenen sind fantastisch inszeniert und spiegeln den Stil des Sports auf gekonnte Weise wieder. Sogar Zuschauer, die nichts mit dem beliebten Sport anfangen können, werden durchweg von der Inszenierung begeistert sein. Ein rundum stimmiger Film, der gekonnt sämtliche Klischees umschifft oder zumindest gründlich auf die Schippe nimmt.