Titel: Murasaki Baby
Genre: Adventure
VÖ-Termin: 17. September
Altersfreigabe: keine Angabe
Plattformen: PS Vita
Publisher: Sony Computer Entertainment
Entwickler: Ovosonico
Der FILMSTARTS-Gaming-Tipp für... Gruselfreaks mit Beschützerinstinkt!
Das Indie-Game „Limbo“ revolutionierte 2010 die Computerspiellandschaft mit seiner deprimierenden, schwarz-weißen Albtraumwelt, durch deren tödliche Gefahren man einen kleinen Jungen steuern muss, der verzweifelt nach seiner jüngeren Schwester sucht. Das mit Rätseln vollgepackte Jump ’n’ Run räumte so ziemlich alle erdenklichen Kritikerpreise ab und trug wesentlich zur Beliebtheit solcher zwar kleinen, aber künstlerisch wertvollen Spiele mit Tiefgang bei. „Murasaki Baby“ von Entwickler Ovosonico geht nun sogar noch einen Schritt weiter als „Limbo“ und steigt noch tiefer ein in die Abgründe des gar nicht so kindgerechten Horrors: Diesmal steuert man das von seinen Eltern alleingelassenes Kind (ein kleines Mädchen namens Baby) nicht unmittelbar, sondern nimmt es nur bei der Hand und führt es durch die vielen Schrecken einer bunten und doch tiefdüsteren Fantasy-Welt, die voller Manifestationen kindlicher Ängste steckt. Dass Baby selbst überhaupt nicht wie ein „normales“ kleines Mädchen aussieht, sondern stockdünne Gliedmaßen und einen verkehrtherum sitzenden Kopf mit krausem Haar hat, mindert den Beschützerinstinkt, der sich aufgrund der ungewöhnlichen Steuerung sofort beim Spieler einstellt, dabei übrigens nicht im Geringsten.
Zwar beträgt die Spielzeit von „Murasaki Baby“ nur gut sechs Stunden, doch diese füllt der Exklusivtitel für die Playstation Vita mit vielen emotional und mental anspruchsvollen Herausforderungen für spielende Eltern und alle Gamer, die selbst noch über Nachwuchs nachdenken. Denn all diese metaphorisch aufgeladenen Bedrohungen von „Murasaki Baby“ repräsentieren nicht nur Ängste aus der kindlichen Psyche, sondern stehen auch für die Gefahren elterlichen Versagens – also für Vernachlässigung, emotionale Isolierung oder überfürsorgliche Überforderung. Die Touchscreen-Steuerung der PS Vita unterstützt dabei das Gefühl der Verbundenheit mit Baby, weil man sie nicht nur mit dem Finger an der Hand führen und so zum Weitergehen oder Zurückweichen vor Gefahren bringen kann. Per Druck auf den Bildschirm hat der Spieler auch noch Einfluss auf den mit einem Klick von hübscher Blumenwiese auf regnerische Nacht umschaltbaren Hintergrund – was manchmal die einzige Möglichkeit ist, um diverse Hindernisse zu überwinden. Und wenn man mal wieder zu hektisch an Babys Hand gezerrt hat und sie deswegen mit einem langgezogenen Arm schmerzhaft das Gesicht verzieht und ins Stolpern gerät, hält einen schon das eigene schlechte Gewissen dazu an, beim nächsten Mal vorsichtiger mit dem kleinen Mädchen umzugehen!
Und das meint der Filmkritiker in uns...
Natürlich fallen einem bei mutterseelenallein gelassenen Kleinkindern sofort Filme wie „Juniors freier Tag“ ein. Allerdings erlebt Junior im Gegensatz zu Baby keine herzzerschmetternd deprimierende Reise durch die Nacht. Eine andere Parallele als nur der Plot ist hier also viel offensichtlicher: Als Fan des auch Animationsfilme umschließenden Werkes von Tim Burton fällt einem besonders der grafische Stil von „Murasaki Baby“ ins Auge. Gerade der Regisseur von Filmen wie „Corpse Bride“ oder „The Nightmare Before Christmas“ ist ja nicht nur für sein markantes, surrealistisch anmutendes Produktionsdesign bekannt, sondern auch für dessen morbide Note. Die Figuren aus „Murasaki Baby“ – allen voran Baby Höchstselbst – könnten so geradewegs aus dem ebenfalls in schwarz-weiß gehaltenen „Frankenweenie“ stammen. Und auch was die Faszination der Jugend mit dem Tode angeht, steht Entwicklerstudio Ovosonico dem Schreckensmeister Burton in Nichts nach!
Ein Spiel für Fans folgender Filme:
Fazit: Ein Jump ’n’ Run für Knobelfans, die auch beim schnellen Spiel zwischendurch nicht auf Anspruch verzichten wollen.
"Murasaki Baby" könnt ihr euch im PlayStation Store hier herunterladen.