Platz 46
Barry Sonnenfeld, USA 1995
Bevor er sich als Filmemacher selbständig gemacht hat, war „Schnappt Shorty“-Regisseur Barry Sonnenfeld einer der Stammkameramänner der frühen Coen-Brüder. Scheinbar hat er gut aufgepasst und sich eine nicht gerade dünne Scheibe der Verschrobenheit ihres Frühwerkes abgeschnitten. Nachdem Sonnenfeld mit den „Adams Family“-Filmen und dem Michael-J.-Fox-Vehikel „Ein Concierge zum Verlieben“ gezeigt hat, dass er sich als Regisseur der leichten Muse behaupten kann, schlug im Jahre 1995 seine große Stunde, als man ihm die Elmore-Leonard-Verfilmung um den lässigen Mafioso Chili Palmer (das frische „Comeback-Kid“: John Travolta) anbot, den ein säumiger Kunde (ein gut aufgelegter und zu jeder Albernheit bereiter Gene Hackman als ausgebrannter B-Film-Produzent) fürs Filmgeschäft begeistert. Bald schon will der cinephile Gangster selbst ins Filmbiz einsteigen. Dumm nur, dass dagegen selbst die Mafia seriös wirkt. Der Cast ist ein Riesenvergnügen, bei dem neben Travolta und Hackman besonders die wunderbar charismatische Rene Russo als Herzdame, Danny DeVito als größter (!) Star Hollywoods, Delroy Lindo als schmieriger Kleingangster, James Gandolfini als belastbarer Ex-Stuntman und Bodyguard, Dennis Farina als Ray Bones (aus Miami!!!) und Harvey Keitel als Harvey Keitel ein jeder ein enormes Maß an Spielfreude in diesen locker-flockig aus dem Ärmel geschüttelten Ganovenreigen investiert. Wie keinem vor ihm gelang es Sonnenfeld dabei, den relaxten Plauderton von Elmore Leonards smarter Crime-Prosa auf Film zu bannen. Mühelos glänzen Leonards sprachliche Vignetten und Feinheiten in den Dialogen, die vor Witz und Cleverness nur so strotzen und dennoch nie verkopft oder krampfhaft cool sein wollen. „Schnappt Shorty“ IST einfach cool. Vielleicht zu cool für diese Welt.