Platz 49
Preston Sturges, USA 1944
Bei Hollywoods Vorliebe für Biopics ist es erstaunlich, dass noch kein Produzent das Leben von Preston Sturges für einen Film geplündert hat. Der gehört schließlich zu den schillerndsten Figuren in der an Originalen nicht gerade armen Geschichte der Traumfabrik. Ehe er in den 20er Jahren Erfolge am Broadway feierte, hatte Sturges sich schon als Erfinder eines kussechten Lippenstifts und durch ein mehr als turbulentes Privatleben hervorgetan. In Hollywood bekam er schließlich als einer der ersten Autoren die Chance, seine Drehbücher selbst zu verfilmen und es folgte in der kurzen Phase zwischen 1940 und 1944 eine denkwürdige Serie von scharfzüngigen und irre lustigen Komödien, darunter Klassiker wie „Sullivans Reisen“, „Die Falschspielerin“ und „Atemlos nach Florida“. Dieses Trio mag bekannter sein als „Sensation in Morgan's Creek“, aber diese Satire auf das ländliche Amerika in Kriegszeiten, die auch als blasphemische Version der Weihnachtsgeschichte verstanden werden kann, hat wohl die höchste Gagdichte von allen: Das Mädchen Trudy Kockenlocker (Betty Hutton) kann sich nach einem Tanzfest zu Ehren der in den Krieg ziehenden Rekruten kaum noch an die Nacht erinnern, aber hinterher ist sie schwanger. Die Suche nach dem Vater erweist sich als äußerst schwierig, aber immerhin bietet sich der brave Norval (Eddie Bracken) als Ersatz-Ehemann an. Welche Doppelbödigkeiten und Schlüpfrigkeiten Sturges hier an den spießigen Zensoren vorbeischmuggelt, spottet jeder Beschreibung und zur Bescherung gibt es am Ende Sechslinge.
