Platz 66
Wes Anderson, USA 2012
Man muss ihn schon lieben, diesen eigenwilligen Kreativling Wes Anderson. Seine absurd-witzigen Storys gepaart mit verschrobenen Charakteren und einem ganz speziellen, charakteristischen Sinn für Humor - mit Sicherheit ist der Stil Andersons nicht jedermanns Geschmack. Doch wer sich auf seine bunten und abgedrehten Filmwerke einlässt, wird nicht enttäuscht. So auch bei „Moonrise Kingdom“. Hier geht es um den kleinen Sam Shakushky (Jared Gilman), der während des Pfadfinderlagers kurzerhand beschließt, mit einem Kanu, etwas Ausrüstung und einem Luftgewehr das Weite zu suchen. Mit im Schlepptau: seine große Liebe Suzy (Kara Hayward). Natürlich steht die Erwachsenenwelt Kopf, so zum Beispiel Pfadfinderlagerleiter Scout Master Ward (Edward Norton), der gemeinsam mit dem Sheriff Captain Sharp (Bruce Willis) den ausgebüchsten Zwölfjährigen finden will. Als sich dann noch das Jugendamt einschaltet und sich am Horizont ein bedrohliches Gewitter anbahnt, ist guter Rat teuer...
Die leicht gelbe Farbgebung, die ausgefallenen Kamerawinkel, die liebevoll designte Ausstattung - all diese Merkmale zeugen zu jeder Sekunde des Films davon, dass man hier einen echten Wes Anderson genießen darf. Die Charaktere sind so herrlich schräg angelegt, dass man manchmal einfach losprusten muss. Nicht zuletzt sind es die großen Stars (Willis, Norton sowie Bill Murray), die selbstironisch absolute Karikaturen darstellen, auch wenn sie von den Jungstars Gilman und Hayward tatsächlich die Show gestohlen bekommen. Und dann sind da noch die leisen, kleinen tragischen Momente, die immer wieder durch die absurden Geschehnisse in „Moonrise Kingdom“ durchblitzen und das ohnehin großartige Werk Andersons zu einem Meisterwerk machen.