In "Mommy" treffen wir auf eine verwitwete, alleinerziehende Mutter (Anne Dorval), die mit der Erziehung ihres aggressiven gewalttätigen Sohnes (Antoine-Olivier Pilon) überfordert ist. Nach einem Umzug taucht wie in einem Märchen eine mysteriöse Nachbarin (Suzanne Clément) auf, bei der die verzweifelte Mutter jene Hilfe findet, die sie von den staatlichen Institutionen nicht bekommt…
Auf den ersten Blick erinnert die Thematik an Dolans Erstlingswerk "I Killed My Mother". Denn auch hier wurde das Verhältnis einer Mutter zu ihrem Sohn thematisiert, das zwischen Hass und Liebe, Aggression und dem Wunsch nach Versöhnung oszilliert. Allerdings strebte Xavier Dolan nach seinen ersten drei Filmen – dem erwähnten Debüt, der Tragikomödie "Herzensbrecher" aus dem Jahr 2010 und dem queeren Drama-Meisterwerk "Laurence Anyways" aus dem Jahr 2012 – die laut dem jungen französisch-kanadischen Regisseur unbeabsichtigt zu einer Trilogie über die Unmöglichkeit der Liebe geraten sind, einen radikalen Richtungswechsel in seinem Filmschaffen an.
Daraufhin folgte der Neo-Noir-Thriller "Sag nicht, wer du bist" – eine Verfilmung des Theaterstücks "Tom At The Farm" von Michel Marc Bouchard. Auch bei "Mommy" handelt es sich nicht um eine Wiederholung der Themen aus seinem international erfolgreichen Debütfilm. Dolan ist zudem in "Mommy" nicht als Hauptdarsteller zu sehen, schrieb aber wieder das Drehbuch und führte Regie. Gemeinsam mit Altmeister Jean-Luc Godard (für "Goodbye To Language") teilte sich Dolan für "Mommy" den Preis der Jury auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2014. Und dieses Mal müssen wir in Deutschland auch gar nicht so lange warten: "Mommy" läuft bereits am 13. November 2014 in den deutschen Kinos an.
