Die Trash-Perle „Troll 2“ mag aufgrund ihrer faszinierend-miesen Umsetzung und ihres extrem hohen Unterhaltungsfaktors immensen Ruhm genießen, wovon man sich lange Zeit allerdings nicht so ohne weiteres selbst überzeugen konnte! Auf DVD und Blu-ray etwa war sie jahrelang bloß im Doppel mit „Troll“ erhältlich, der nichts mit dem Filmjuwel der unfreiwilligen Komik zu tun hat.
Und für diese Doppelpacks muss man noch dazu zumeist exorbitante Preise zahlen. Doch nun gibt es endlich eine preiswerte Alternative: Diese Woche erschien „Troll 2“ endlich als Standard-Blu-ray – für alle Filmfans, die diesen Trash-Meilenstein zwar genießen, sich dafür aber nicht in Unkosten stürzen wollen!
Und für alle, die einfach mal ungezwungen reinschauen wollen: Bei Amazon Prime Video* ist der Film aktuell sogar im Abo enthalten!
"Troll 2": Das klingt nach missratenem Horror!
Familie Waits beschließt, einen Monat im rustikalen Örtchen Nilbog zu verbringen. Doch kaum angekommen, erscheint Joshua (Michael Stephenson) der Geist seines verstorbenen Großvaters, der ihm eine Warnung zuflüstert: Nilbog wird von boshaften Trollen heimgesucht! Oder Kobolden. Oder was auch immer diese fiesen Viecher sind, die Familie Waits nach dem Leben trachten...
Die inkonsistente Vision, was denn in Nilbog für Unheil sorgt, ist mit kolossalem Abstand noch das geringste Problem von „Troll 2“: Die fetzige Elektro-Filmmusik von Carlo Maria Cordio etwa macht gehörigen Spaß und mutet an, als könnte sie in einem retrofuturistischen „Mario Kart“-Klon erklingen oder eine billig produzierte, kultig-temporeiche Cartoonserie eröffnen. Aber sie wiederholt sich so oft, dass es lachhaft wird – ganz davon zu schweigen, dass sie zu munter für einen Film ist, der sich als Folk-Horror versteht.
Die Krönung des versehentlich amüsanten Kinos!
Filmemacher Claudio Fragasso führt unentwegt neue Mini-Konflikte, Bedrohungen sowie Troll/Kobold-Superkräfte ein, die prompt wieder vergessen werden. Und selbst wenn sich Fragassos aus Laien zusammengestellte Besetzung bemüht, stellt er ihr ein Beinchen! Beispielsweise ringt sich der damals noch unerfahrene Darren Ewing (der später auch in „Cyst“ mitspielte) in einer Szene einen verwirrten Schrei ab. Doch beim Dreh landete eine Fliege auf Ewings Stirn und krabbelte auf ihr herum. Und was hat Fragasso gemacht? Er hat genau diesen Take in den Film gepackt!
Hinzu kommt ein regelrechtes Gewitter an grammatikalisch ungelenken Textzeilen, atonalen Zwiegesprächen und bizarren Wortschöpfungen. Die sind aber auf so spezielle Weise seltsam, dass sie aus den Mündern der mal spürbar verwirrten, sich mal launig durch diesen Irrsinn grinsenden Darstellerinnen und Darstellern gehörig amüsieren, statt Wut oder Langeweile heraufzubeschwören.
So hat Deborah Reed als boshafte Creedence Leonore Gielgud vor der Kamera sichtbar die Zeit ihres Lebens – was zwar keine Spur schaurig ist, aber halt auf erfreuliche Weise mies. Selbiges gilt für die liebenswert-schäbig zusammengebastelten Effekte, die sich andauernd sehenden Auges ins Unglück stürzenden Figuren und die völlig verkitschte Vorstellung des „kleinen Amerikas“, die der Italiener Fragasso offenbart.
Obendrauf gibt es die dämlichste Sexszene, in der jemals ein Maiskolben involviert war (genauso wie eine Bettladung voll Popcorn): All sowas macht „Troll 2“ zu einem Trash-Kult, der mit „The Room“ und „Plan 9 aus dem Weltall“ um den Titel des besten miesen Films der Geschichte konkurriert. Doch nur „Troll 2“ bekam eine eigene Dokumentation namens „Best Worst Movie“ gewidmet – und diesem Urteil würde der Verfasser dieses Heimkino-Tipps nur zustimmen!
Wenn ihr wiederum auf der Suche nach ordentlicher Auf-die-Fresse-Unterhaltung seid, solltet ihr euch den folgenden Tipp nicht entgehen lassen:
Fast ein Jahr (!) nach Kinostart: "Absolut gnadenloses" FSK-18-Action-Brett à la "The Raid" feiert endlich Heimkino-PremiereDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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