Kaum ein Teil von „Oppenheimer“ ist so umstritten und diskutiert, wie die Rolle von Florence Pugh als Jean Tatlock. In Internetforen finden sich unzählige Aussagen von Menschen, die sich fragen, was die Rolle soll und warum so eine großartige Schauspielerin wie Florence Pugh dafür benötigt wurde. Schließlich bestehe der Auftritt doch vor allem aus zwei Nacktszenen und dem Selbstmord. Pugh habe besseres verdient, ist so zu lesen.
Die Vorwürfe ignorieren recht viel. Pugh hat nicht nur Nacktszenen, sondern daneben ein paar für den Film sehr zentrale Dialogszenen. Tatlock ist zudem eine ungemein wichtige Figur, um Oppenheimers Persönlichkeit zu illustrieren. Und natürlich ist es viel besser, wenn eine herausragende Schauspielerin wie der „Midsommar“-Star eine solche Mini-Rolle spielt – übrigens ein weit über ihre Rolle hinausgehendes Konzept von „Oppenheimer“, dass renommierte Stars Winzig-Rollen bekleiden, weil es dann den einen Moment gibt, in welchem sie brillieren müssen.
Vor allem scheint Florence Pugh selbst recht wenig von den Verteidigungsversuchen im Internet zu halten – wo sich teilweise sogar Fans bei ihr dafür entschuldigen, dass Christopher Nolan ihr solch eine Rolle angetan habe. Das Entschuldigen hat übrigens Nolan selbst schon übernommen, wie Pugh verriet – und es sei gar nicht nötig gewesen.
Florence Pugh wusste von Mini-Rolle – und wollte sie unbedingt spielen
Aufgrund der Streiks in Hollywood geben Schauspieler*innen seit einer Weile keine aktuellen Interviews, weswegen die „Oppenheimer“-Stars bisher keine Gelegenheiten hatten, auf die Reaktionen und den Erfolg des Films zu reagieren. Pugh konnte also nicht explizit Stellung zur Kontroverse rund um ihre Rolle nehmen. Allerdings hat Pugh noch vor dem Streik ein Interview MTV gegeben, das auf TikTok veröffentlicht wurde und sehr deutlich macht, wie sie über die Problematik und die große „Oppenheimer“-Kontroverse denkt.
Pugh verrät, dass Christopher Nolan sie von Anfang an „wirklich, wirklich wissen lassen wollte, dass es keine große Rolle ist und er völlig verstehe, wenn ich damit nichts zu tun haben will“. Doch für sie sei das gleichgültig gewesen. Sie habe ihm geantwortet: „Ist mir egal. Selbst wenn ich nur Kaffee im Hintergrund des Raumes koche, lass uns das machen.“
Trotzdem habe sich Nolan weiter entschuldigt, weil die Rolle so klein war und dann gesagt, er gebe ihr das Drehbuch und sie solle doch bitte erst danach entscheiden. Und er verstehe völlig, falls sie absage. Doch Pugh war entschlossen. Sie erinnere sich noch genau, als sie das Drehbuch bekam und wusste, dass sie es eigentlich gar nicht lesen müsse: „Ich werde die Rolle machen!“
Mit diesen Aussagen von Florence Pugh sollte also endgültig klar sein, dass man die Schauspielerin im Netz nicht „verteidigen“ oder erklären, dass sie „besseres verdient habe“ oder sich für Nolan bei ihr entschuldigen muss. Denn Pugh wollte diese Rolle in „Oppenheimer“ unbedingt spielen, wissend, was sie beinhaltet.
So verwundert es auch nicht, dass sie in ihrem letzten Instagram-Post zum Film, bevor sie sich aufgrund des Streiks dazu nicht mehr äußern konnte, „Oppenheimer“ als „one of the biggest prides of my career“ bezeichnete, also einen der stolzesten Momente ihrer Karriere.
Das Ende von "Oppenheimer" erklärt: Darum ist es das erschütterndste Finale aller Zeiten