Clint Eastwood ist eine lebende Hollywood-Legende. Nicht nur hat er Filmgeschichte als Regisseur geschrieben, sondern konnte auch vor der Kamera das Action- wie auch das Western-Genre maßgeblich mitprägen. Als wortkarger Pistollero sollte er unter der Regie von Sergio Leone in der „Dollar“-Trilogie seinen Durchbruch feiern. So ikonisch diese Auftritte auch gewesen sein mögen, heißt das leider noch lange nicht, dass alle seine darauffolgenden Western einen ähnlichen Bekanntheitsgrad erlangen konnten.
„Pale Rider - Der namenlose Reiter“ aus dem Jahre 1985 ist zum Beispiel ein richtig starker Genre-Vertreter, aber bekommt nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich gebührt. Falls ihr den Film, bei dem Eastwood nicht nur die Hauptrolle, sondern auch die Inszenierung übernommen hat, bislang auch noch nicht gesehen habt, könnt ihr diesen nun im Abo von WOW (ehemals Sky Ticket) nachholen. Alternativ könnt ihr die Blu-ray* auch bei Onlinehändlern wie Amazon beziehen:
Darum geht's in "Pale Rider"
In einem beschaulichen Tal in Kalifornien versucht eine Gruppe von Glücksrittern Gold zu schürfen, um an schnellen Reichtum zu kommen. Die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Fundes ist vielversprechend. Das weiß auch der skrupellose LaHood (Richard Dysart), der viele Ländereien in der Umgebung besitzt und auch die kleine Stadt in der Nähe unter seiner Kontrolle hat. Nun ist er fest dazu entschlossen, Claims der Schürfer in seinen Besitz zu bringen, wofür er auch nicht vor roher Gewalt zurückschreckt.
Die Schürfer, allen voran der idealistische Hull Barret (Michael Moriarty) und die junge Megan (Sydney Penny), beten ein Wunder herbei, um dem Schrecken Einhalt zu gebieten. Und tatsächlich taucht eines Tages aus dem Nichts ein mysteriöser Fremder auf, der sich nur als Prediger (Clint Eastwood) zu erkennen gibt. Der Gewalt eigentlich abgeschworen, bleibt ihm allerdings nichts anderes übrig, als den Kampf gegen LaHood und seine Handlanger aufzunehmen...
Ein packender Geister-Western
Mit seiner bereits elften Regiearbeit begibt sich Clint Eastwood in die Pionierzeit der Vereinigten Staaten und verortet „Pale Rider“ mitten in die Zeit des Goldrausches um 1860. Einen klassischen amerikanischen Western bekommt man hier dennoch nicht geboten, bleibt Eastwood seinen Italo-Wurzeln doch weiterhin treu und zeigt sich als namenloser Rächer der Unterdrückten, der aus dem Nichts kommt und gleichwohl wieder ins Nichts verschwindet. „Pale Rider“ gehört so wie der ultrazynische „Ein Fremder ohne Namen“ zu den Geister-Western, die der oscarprämierte Superstar in Szene gesetzt hat.
Auch wenn „Pale Rider“ sich einer eindeutigen Gut-gegen-Böse-Dialektik verschrieben hat, gibt es innerhalb der konfligierenden Parteien genügend Ambivalenzen zu entdecken, die die Charaktere eben nicht zu Abziehbildchen machen (oder so akademisch erscheinen lassen wie den im selben Jahr erschienenen „Silverado“ von Lawrence Kasdan). Clint Eastwood möchte hier auch eine nachhaltige Botschaft vermitteln – und die ist mit ihrer Kritik am ausbeuterischen Verhalten von Grußunternehmern ziemlich zeitlos.
Hinzu kommt eine durchaus spannende spirtuelle Note, die sich durch die nicht wirklich greifbare Figur des Predigers entfaltet. Die Menschen in „Pale Rider“ stehen vor einer Prüfung, die sogar Gott vor Probleme stellen würde. Der angeblich totgeglaubte Prediger fungiert dabei als eine Form eines Weltwandlers, dessen Biographie sich einzig in Form einer ausgeprägten Narbenlandschaft auf seinem Rücken zu erkennen gibt. Für die Gemeinde wird der Prediger dadurch zu einem Symbol – und Eastwoods Geisterreiter, der den Römerkragen alsbald gegen einen Revolver austauscht, zu einer der vielschichtigsten Figuren seines Schaffens.
Dieser blutige Rache-Western von Netflix aus dem Jahr 2021 soll jetzt doch noch eine Fortsetzung erhalten*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.