Als Besetzung und Plot von Michael Sarnoskis Regiedebüt „Pig“ bekannt gegeben wurden, waren die Vergleiche zu einem markanten Action-Franchise nicht fern: Nicolas Cage spielt einen einsamen Mann, dessen geliebtes Schwein entführt wird und sich daraufhin grantelnd in sein altes Leben zurückbegibt, um den Ringelschwanzträger zurückzugewinnen. Nicht zuletzt aufgrund von Cages schillernder Action-Vergangenheit (von „The Rock“ bis „Willy's Wonderland“) kam vielen Filmfans prompt „John Wick“ in den Sinn. Man tausche Keanu Reeves halt gegen Cage und den kaltblütig getöten Hund gegen ein entführtes Trüffelschwein - schon waren die Vergleich mit der aktuell besten Actionreihe („John Wick: Kapitel 4“ läuft gerade in den Kinos) da.
Doch weit gefehlt: Vergleiche zwischen „Pig“ und „John Wick“ bieten sich bestenfalls augenzwinkernd an, dürften gemeinhin aber nur irreführend ankommen. Denn hinter der 3,6-Millionen-Dollar-Produktion verbirgt sich nicht etwa ein blutiger, stylischer Action-Thriller, sondern einer der feinfühligsten und warmherzigsten Filme des Jahres.
"Pig" - eine völlig versteckte Free-TV-Premiere
RTL ZWEI zeigt das Juwel nun das erste Mal im Free-TV – und versteckt es leider völlig vor euch. Die erste Ausstrahlung von „Pig“ ist wirklich in der Nacht vom heutigen Freitag (24. März) auf Samstag um 1.05 Uhr! Und Nachteulen, die gar nicht schlafen können, bekommen um 4.20 Uhr die Gelegenheit, die Wiederholung zu schauen.
Lasst euch diesen außergewöhnlichen Film nicht entgehen. Daher die Alternative: Wenn ihr ein Amazon-Prime-Video-Abo habt, schaut „Pig“ dort. Da gibt es ihn nämlich im Abo – ohne Werbung und sogar im Originalton.
Darum geht es in "Pig"
Rob (Nicolas Cage) führt ein abgeschiedenes Leben, seine einzigen Kontakte sind sein treues, geliebtes Trüffelschwein und sein gelegentlich mit einer Protzkarre angedonnert kommende Stammkunde Amir (Alex Wolff). Als eines Nachts Robs Schwein entführt wird, bleibt ihm nur eine Wahl: Er kehrt zurück in seine alte Heimat, sucht nach ihm und lässt dabei keinerlei Kompromisse zu. Doch was beispielweise ein John Wick mit Hieben, Tritten, Messerstechereien und viel Geballer klären würde, klärt Rob auf ganz andere Weise …
... denn Regieneuling Michael Sarnoski, der sich gemeinsam mit Autorin Vanessa Block diese Story ausgedacht hat, geht es nicht um große Schaueffekte und knallig-laute Konflikte. Er ist deutlich mehr an leisen, zwischenmenschlichen Tönen und nuancierten, inneren Konflikten interessiert. Und so entfaltet sich nach und nach eine Geschichte über Empathie, Kummer, Verdrängung und Akzeptanz.
Mehr Herzen ausschütten, weniger Blut vergießen
Wie schon angedeutet: Wenn man unbedingt will, lassen sich augenzwinkernd Parallelen zwischen „John Wick“ und „Pig“ ziehen. In beiden Filmen wird der Protagonist von einem mittlerweile wieder geschätzten Schauspieler verkörpert, der zwischenzeitlich viel gescholten wurde. Und eben dieser Protagonist wird durch einen Angriff auf ein geliebtes Tier widerwillig in sein früheres Leben gezerrt – und die „Mythologie“ rund um seinen früheren Beruf macht einen Teil der filmischen Faszination aus.
Bloß, dass es bei „John Wick“ um die komplexe Unterwelt von Auftragskillern geht, während wir bei „Pig“ die nicht minder facettenreiche Gastronomie-Subkultur kennenlernen. Da enden die Gemeinsamkeiten aber auch. Während John Wick seinen Widersachern Kugeln in den Körper jagt (oder sie, wenn sie ganz viel Glück haben, lediglich krankenhausreif schlägt), analysiert Rob messerscharf den existenziellen Status seines Gegenübers – und gibt manchmal wohlmeinenden Rat, andere Male hört er geduldig zu. Und dann gibt es Fälle, wo er mit zielsicher gewählten Worten die verlogene Fassade seines Gesprächspartners zerstört und ein stammelndes Haufen Elend zurücklässt. Nicht aber aus Böswilligkeit. Denn das Elend hat nunmehr dank neu gewonnener Einsicht die Chance, sich selbst wieder treu zu werden und neu anzufangen.
Meditatives Drama statt Action-Kracher
Vor allem ist Robs Odyssee durch die ihm fremd gewordene Großstadt jedoch eine Reise der Selbsterkenntnis: Dem von Nicolas Cage mit atemberaubender Feinfühligkeit gespielte Quasi-Einsiedler geht zwar schnell der Vorwurf von den Lippen, die Leute, die ihm begegnen, würden sich was vormachen. Aber auch er selbst muss sich einige schwer verdauliche Dinge eingestehen und lang zurückliegende Rückschläge endlich akzeptieren.
Dank Sarnoskis ruhiger Regieführung können sich die immensen Gefühlswelten, um die sich „Pig“ dreht, ausgiebig entfalten. Und wie das Skript nahezu beiläufig Haken schlägt, ist bemerkenswert: Wiederholt enthüllen sich neue Facetten im Wesen Robs und in den Absichten seines Umfelds – im Zusammenspiel mit einem äußerst galant gefilmten, emotional komplexen und wortkargen Finale entsteht so eine bleibende Wirkung. Nicht umsonst wird „Pig“ in der FILMSTARTS-Kritik als „ein meditatives Drama um Verlust, Trauer und Erlösung“ bezeichnet. Denn die „elegische Inszenierung und das nuancierte Spiel von Nicolas Cage sorgen dafür, dass sich ‚Pig‘ fraglos zu den ergreifendsten und schönsten Filmen des Jahres zählen darf.“
"Renfield" mit Nicolas Cage ist eine Fortsetzung zu einem Klassiker - und im neuen Trailer gibt's blutige Dracula-Action*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.