Man kann sich einfachere Aufgaben vorstellen, als Drehbuchautor einer Slasherfilm-Reihe zu sein. Schließlich muss man jede Menge Charaktere sterben lassen. Unter ihnen auch Lieblinge der Zuschauer*innen, um den emotionalen Impact zu erhöhen. Besonders schmerzhaft muss es sein, wenn man im Nachhinein bemerkt, wie viel Potenzial eine Figur noch gehabt hätte, wie sehr sie die Reihe noch hätte bereichern können. Vielleicht ist man sich beim Schreiben gar nicht bewusst, wie stark man die folgenden Filme mit seiner Entscheidung beeinflusst.
So muss es Kevin Williamson ergangen sein, als er sich daran machte, das Drehbuch zu „Scream 2“ zu schreiben. Nur ein Jahr, nachdem der erste Teil als satirischer und dennoch ernstzunehmender Horrorfilm das Genre aufgewirbelt hatte. Die Drehbücher zu den ersten beiden „Scream“-Teilen waren mit die frühesten Arbeiten in seinem Schaffen. Später beteiligte er sich am Drehbuch zu „Scream 4“ und war ideengebend für die TV-Serie rundum Ghostface aktiv.
Nachdem „Scream“ neue Maßstäbe setzte, standen Williamson und das ganze Team vor der Aufgabe, eine Fortsetzung zu konzipieren, die noch einen drauf setzte. Entstanden ist mit „Scream 2“ ein Film, der ebenfalls auf viel Liebe stößt. Das dürfte daran liegen, dass der satirische Ton erfolgreich fortgesetzt wurde. Hier wurde jede Menge gegen Franchise-Sequels ausgeteilt. Dabei hatte „Scream 2“ mit der Einführung der Stab-Filme als Plot-Element mehr Möglichkeiten für selbstreferenzielle Komik. Aber auch die Kills wirkten noch theatralischer, als die aus dem Vorgänger. Einer dürfte Fans jedoch besonders in Erinnerung geblieben sein und sich bis heute wie ein Schlag in die Magengrube anfühlen.
Ein Publikumsliebling segnete das Zeitliche
Gemeint ist Randy Meeks, der als Horror-Nerd für viele der Seitenhiebe zuständig gewesen ist, die in den ersten beiden Scream-Teile austeilten wurden. Jamie Kennedy spielte den Charakter mit unwiderstehlichem Charme. Der Tod seiner Figur hat eine symbolische Wirkung: Er kannte all die Regeln, nach denen Horrorfilme funktionieren. Durch sein Ableben wurde klar, dass in Woodsboro absolut niemand vor Ghostface sicher sein kann. Außerdem war er ein Publikumsliebling, mit dessen frühzeitigem Ableben kaum einer gerechnet hatte.
In einem Interview mit Entertainment Weekly gestand Williamson ein, dass er die Entscheidung, Randy sterben zu lassen, bis heute bereut: „Ich liebe Randy. Ich hätte ihn länger leben lassen, hätte ich gewusst, dass die Reihe noch weitergehen würde. Ich hätte es geliebt, wenn aus ihm ein Hauptcharakter geworden wäre.“ Es wäre interessant gewesen, Randys Entwicklung über weitere Teile zu beobachten. Denken wir beispielsweise an den fünften Teil aus 2022, in dem viele alte Bekannte ein Wiedersehen feierten. Was aus Randy wohl mehr als 20 Jahre nach den Geschehnissen aus „Scream 2“ geworden wäre? Sein Horror-Wissen hätte sich jedenfalls vergrößert, da können wir uns sicher sein!
Im Interview erinnert sich Williamson an seine damalige Motivation, Randy sterben zu lassen: „Zu der Zeit dachte ich, es wäre genau der Schlag in die Magengrube, den das Publikum braucht, um wütend zu werden. Wütend auf den Killer!“ Die Rechnung ist aufgegangen: „Scream 2“ fühlte sich nicht wie ein billiger Aufguss an. Er ist ein Film mit ernsthaften Konsequenzen für den weiteren Verlauf des Franchises. Vielleicht hat sich Williamson also richtig entschieden. Und vielleicht hat er sogar ein bisschen mehr unter Randys Tod gelitten, als wir Zuschauer*innen.
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