+++ Meinung +++
Spulen wir mal zwei Jahre zurück: Ich befinde mich in einer Phase, in der ich Netflix vor allem dafür schätze, auf unbekannte Filmemacher*innen aus aller Welt und damit filmische Diversität zu setzen und freue mich so auch auf den französischen Action-Thriller „Verirrte Kugel“ – der allerdings um mich herum sonst kaum Beachtung findet. Okay, das mag einerseits an dem gewöhnungsbedürftig übersetzten Titel von „Balle Perdue“ (international bekannt als „Lost Bullet“) gelegen haben. Andererseits aber hat sich Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Pierret auch einfach zu sehr darauf verlassen, dass irgendetwas Erinnerungswürdiges dabei rumkommt, wenn man einen Haufen altbewährter Genre-Klischees in einen Topf wirft und kräftig umrührt.
„Verirrte Kugel“ erinnerte hier und da an Verschwörungs-Actioner wie „Shooter“, an Auto-Action à la „Fast & Furious“ sowie mit seinem Frankreich-Setting und seiner Ein-Mann-und-sein-Auto-Story natürlich auch an „The Transporter“. Am Ende kam dabei zwar kein Totalausfall heraus, aber eben auch nichts, was es nicht schon oft (und viel, viel besser) gegeben hätte. Aber egal, nichtsdestotrotz erblickte knapp zweieinhalb Jahre später diese Woche ein Sequel das Licht der Streaming-Welt.
Und siehe da: „Verirrte Kugel 2“ übertrumpft den Vorgänger mühelos und bietet kurzweilig-brachiale Action-Unterhaltung. Klar, Pierret erfindet das Rad auch dieses Mal keineswegs neu. Das muss er aber auch gar nicht. Die knapp 90 Minuten (ohne Abspann) sind nämlich vollgepackt mit richtig flott inszenierten Verfolungsjagden, stylischen Crashs in Zeitlupe, wuchtigen Kloppereien und einer Extraportion Kugelhagel. Et voilá: Fertig ist der blei- und bleifußhaltige Ritt, der einen knapp eineinhalb Stunden lang in den Sessel (oder das Sofa) drückt. Nicht mehr, nicht weniger.
Fans der ersten „Fast & Furious“-Filme dürften hier jedenfalls auf ihre Kosten kommen. Denn im Gegensatz zu den sämtlichen Gesetzen der Physik trotzdenden CGI-Spektakeln, wie sie spätere Teile der Blockbuster-Reihe wie etwa „Fast & Furious 9“ sind, punktet „Verirrte Kugel 2“ vor allem mit praktischen Effekten. Wenn hier Blech auf Blech trifft und Autos durch die Lüfte fliegen und eine Schneise der Zerstörung durch die französischen Straßen bis hin nach Spanien ziehen, macht das einfach richtig Laune – und erinnert hier und da auch an die spektakulären, wenn auch eher überspitzt inszenierten Massenkarambolagen der „Taxi“-Filme (ähnlich wie die Auto-vernarrte Hauptfigur im Dienste der Polizei).
Eines aber noch vorweg: Es lohnt sich, vorab „Verwirrte Kugel“ zu schauen. Auch wenn der ein Stück weit in der Durchschnittlichkeit versinkt, legt er eben auch den Grundstein für die Beziehungen der Hauptfiguren in Teil 2 – die man dann auch besser nachvollziehen und vor allem nachfühlen kann.
Darum geht's in "Verirrte Kugel 2"
Im Zentrum der Geschichte steht einmal mehr Lino (Alban Lenoir), der nun gemeinsam mit seiner Kollegin Julia (Stéfi Celma) das durchschlagskräftige Team der Drogenfahndung leitet.
Neben den üblichen Einsätzen, die er gemeinsam mit seinem Team absolviert, hat Lino allerdings ein übergeordnetes Ziel: Rache! Warum und an wem? Das erfahrt ihr in Teil 1. Nur so viel sei gesagt: Korrupte Polizist*innen sollten sich besser in Acht nehmen…