Im April 2021 schien Chloé Zhao endgültig nichts mehr aufzuhalten: Mit ihrem gerade mal dritten Spielfilm „Nomadland“ gewann sie gleich zwei Oscars – für die Beste Regie und den Besten Film! (Dazu kamen noch zwei weitere persönliche Nominierungen für das Beste Drehbuch und den Besten Schnitt.) Aber nicht nur die Arthouse-Welt hatte die Regisseurin im Sturm erobert – es war zu diesem Zeitpunkt auch nur noch wenige Monate hin, bis endlich ihr wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschobener Marvel-Blockbuster „Eternals“ in die Kinos kommen sollte.
Aber das lief dann doch nicht so ganz wie geplant. „Eternals“ blieb mit weltweiten Einnahmen von nur knapp über 400 Millionen Dollar klar hinter den pandemiebedingt eh schon runtergeschraubten Erwartungen zurück – und auch bei Fans und Kritiker*innen gab es diesmal besonders viele, die mit dieser durchaus aus dem Rahmen fallenden Version eines Superheld*innen-Films so ihre Probleme hatten. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass Chloé Zhao grundsätzlich eine großartige Regisseurin ist …
… und davon könnt ihr euch heute Abend im deutschen Free-TV auch selbst überzeugen, denn der rbb zeigt ab 23.45 Uhr ihren zweiten Spielfilm „The Rider“, mit dem ihr zugleich auch der große Durchbruch gelungen ist.
Wer den Film dort verpasst, kann ihn sich stattdessen auch einfach bei Amazon ansehen:
» "The Rider" bei Amazon Prime Video*
Das ist "The Rider" – und darum lohnt er sich!
Es kommt ja oft genug vor, dass Indie-Regisseur*innen für große Blockbuster-Produktionen angeheuert werden – und im fertigen Film ist dann wirklich gar nichts mehr von ihrer ursprünglichen Handschrift zu erkennen. Nun kann man „Eternals“ wirklich eine Menge vorwerfen, aber genau das nicht – schließlich machten schon nach dem ersten Trailer direkt Bildvergleiche auf Twitter die Runde, die die visuelle Einheit speziell von „The Rider“ und „Eternals“ herausstellten:
Nur ist dieser Look bei einem Film wie „Eternals“ eben durchaus ein gewagtes Experiment – während er bei „The Rider“ wie die Faust aufs Auge passt: Nachdem er beim Rodeo-Reiten einen Tritt gegen den Kopf abbekommen hat, muss der angehende Star Brady Blackburn (Brady Jandreau) nicht nur mit einer Metallplatte im Schädel klarkommen, er soll sich auch vom Rücken der Pferde fernhalten. Für Brady kommt die Diagnose zunächst einem Todesurteil gleich – schließlich fällt es ihm alles andere als leicht, ohne den Applaus der Fans und die Bewunderung seiner Cowboy-Kumpels mit sich ins Reine zu kommen…
Chloé Zhao sieht sich zwar als feministische Filmemacherin, interessiert sich aber vor allem dafür, klassische Männerfiguren aus Frauensicht zu untersuchen. Aber selbst wenn die Regisseurin die traditionellen Männlichkeitsvorstellungen der Cowboy-Community hier konsequent hinterfragt, hat „The Rider“ nie etwas Bitteres oder Zynisches an sich, wie man es von vielen Wildwest-Abgesängen ihrer männlichen Kollegen gewöhnt ist. Stattdessen erweist sich der trotz großer Bilder angenehm nüchtern inszenierte Neo-Western als ebenso zärtliches wie wahrhaftiges Porträt eines Rodeo-Reiters, der nicht länger aufs Pferd steigen darf…
Bekommt der schlechteste MCU-Film doch noch ein Sequel? "Eternals 2" offenbar bereits in ArbeitDies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels. *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.