Für „Star Wars“-Fans ist am heutigen Mittwoch einiges los. Nicht nur startet die neue Folge „Andor“ auf Disney+, sondern zudem auch noch eine komplett neue „Star Wars“-Animationsserie! Allerdings ist „Geschichten der Jedi“ eher als kleines Zwischenhäppchen gedacht, denn als vollwertige Mahlzeit. In sechs circa 15 minütigen Folgen gibt es bruchstückhafte Einblicke in die Leben zweier berühmter Jedi: die beiden „The Clone Wars“-Fanliebling Ahsoka Tano und Count Dooku, den wir bisher vor allem als Sith-Lord in Episode II und III der Skywalker-Saga kennen lernten.
›› "Star Wars: Geschichten der Jedi" bei Disney+*
Besonders Dookus Entwicklung von der hellen zur dunklen Seite der Macht kommt mit einem hochdramatischen Finale daher, dass die „Star Wars“-Fangemeinde erschüttern wird, und auch in Ahsokas Episoden gibt es einige Höhepunkte. Bevor wir aber auf die Kritik der einzelnen Folgen eingehen, kurz noch einige wichtige Infos zum Konzept der Serie.
Das Konzept von "Star Wars: Geschichten der Jedi" erklärt
„Geschichten der Jedi“ dient weniger dazu, komplett neue Geschichten zu erzählen, sondern vielmehr Lücken in der bisherigen „Star Wars“-Erzählung zu füllen und dabei bestimmte ausgewählte Jedi genauer zu ergründen, indem besonders schicksalhafte Ereignisse, in deren Leben gezeigt werden.
Sollte „Geschichten der Jedi“ eine zweite Staffel bekommen, werden sicher noch weitere Figuren in den Fokus rücken. In Staffel 1 sind aber erst einmal Ahsoka (Folge 1, 5 und 6) und Dooku (Folge 2, 3 und 4) an der Reihe. Die zusammengehörigen Episoden werden jeweils als „Pfad“ bezeichnet. Allerdings richtet sich die Sortierung der einzelnen Folgen nach der chronologischen Abfolge der Ereignisse im „Star Wars“-Universum.
Count Dookus Pfad: Lahmer Aufbau, Wahnsinns-Finale
Obwohl Ahsoka Tano die deutlich beliebtere Figur ist, war es vor allem die Ankündigung der Count-Dooku-Folgen, die im Rahmen der ersten Präsentation bei der Star Wars Celebration 2022 (wir waren vor Ort) für Aufsehen sorgte. Schließlich ist Ahsoka als eine der Hauptfiguren von „The Clone Wars“ und dank späterer Auftritte in „Rebels“, „The Mandalorian“ und „Boba Fett“ ohnehin schon eine der „Star Wars“-Figuren, von der wir am meisten gesehen haben. Count Dookus Geschichte vor seiner Wandlung zum Sith ist aber im Film- und Serienkosmos bisher noch ein blinder Fleck gewesen.
Umso höher waren die Erwartungen, dass „Geschichten der Jedi“ das Wesen des vom Glauben gefallenen Machtnutzers auf spannende Weise ergründet. Die neue Disney+-Serie erfüllt diese Erwartungen zumindest in einer Hinsicht, lässt aber auch Potenzial liegen.
So werden die ersten beiden Folgen des Dooku-Pfads dazu genutzt, Count Dooku (Stimme im Original: Corey Burton) bei relativ routinemäßigen Jedi-Missionen zu zeigen, bei denen die dunkle Seite der Macht in ihm aufblitzt. In Episode 2 ist er mit seinem jungen Padawan Qui-Gon Jinn (Liam Neesons Sohn Micheál Richardson) unterwegs, in Folge 3 dann mit dem Jedi-Kollegen Mace Windu (TC Carson). Die beiden ersten Episoden des Dooku-Pfads sind für sich alleine stehend kaum der Rede wert und erzählen generische Kurzgeschichten, wie wir sie in „The Clone Wars“ bereits etliche Male gesehen haben.
Verständlich, wer nach diesen beiden Folgen erstmal enttäuscht ist und sich fragt, ob es sich überhaupt lohnt, weiterzuschauen. Doch Achtung: Dranbleiben lohnt sich! In Folge 3 des Dooku-Pfads (also Folge 4 insgesamt) entlädt sich all das, was die anderen Episoden aufgebaut haben. Es kommt zum hochemotionalen Finale mit Stimmen-Comebacks von Liam Neeson als Qui-Gon Jinn und Ian McDiarmid als Palpatine. Außerdem bekommt die „weibliche Yoda“ Yaddle, die in „Star Wars“ bisher ein Schattendasein fristete, endlich mal ihre Gelegenheit zu glänzen.
Für den Dooku-Pfad gilt also: Wer ein kleines bisschen Geduld mitbringt und die mittelmäßigen ersten beiden Folgen übersteht, wird mit einem herzzerreißenden Finale belohnt, das mit zum besten zählt, was es in einer „Star Wars“-Animationsserie jemals zu sehen gab. Jeder, der sich für Dookus Wandlung vom Jedi zum Sith interessiert, sollte hier einschalten!
Ahsokas Pfad: Nur solide, aber für Ahsoka-Fans wirklich sehenswert
Ahsokas Pfad ist im Vergleich zu Dookus Pfad weniger spannungsreich, da es hauptsächlich darum geht, kleinere Lücken in Ahsokas bisher bekanntem Lebenslauf zu füllen. Folge 1 zeigt sie als Baby in ihrem Heimatdorf. Die Folge ist zwar visuell wirklich schick und taugt als poetischer animierter Kurzfilm, fügt dem „Star Wars“-Universum als Gesamterzählung aber nicht viel hinzu.
Episode 5 ist da schon deutlich interessanter. Ahsoka (Ashley Eckstein) brilliert im regulären Jedi-Training, worüber ihr Meister Anakin (Matt Lanter) aber nur müde lächeln kann. Er gibt ihr eine viel schwerere Aufgabe, die fast schon sadistisch erscheint, die aber im Grunde nur dazu dient, Ahsoka für den Ernstfall vorzubereiten.
Oberflächlich betrachtet erscheint Folge 5 zunächst relativ belanglos. Zwar ist sie durchaus unterhaltsam, aber mehr als das Lehrer-Schülerin-Verhältnis zwischen Anakin und Ahsoka, das schon in „The Clone Wars“ ausführlich thematisiert wurde, wird nicht gezeigt.
Was aber an dieser kurzen Geschichte so genial ist: Sie erklärt, wie Ahsoka die Order 66 überlebt hat, und dass sie es nur geschafft hat, weil Anakin sie auf einen solchen Fall vorbereitete! Danach lohnt es sich, noch einmal in Staffel 7 von „The Clone Wars“ reinzuschauen. Da gibt es nämlich eine Szene, in der Ahsoka die hier so mühsam gelernte Fähigkeit anwendet.
Das Finale des Ahsoka-Pfads (Folge 6) ist ebenfalls sehenswert, wenngleich auch etwas enttäuschend. Es geht darum, wie die nach der Order 66 untergetauchte und auf einer Farm lebende Jedi schließlich wieder den Mut fasste, das Böse zu bekämpfen. Highlight ist der Auftritt eines neuen Inquisitors, der optisch wirklich extrem furchteinflößend wirkt, im Kampf dann aber doch recht schnell und unspektakulär erledigt wird.
Alles in Allem ist der Ahsoka-Pfad für Fans der Togruta-Jedi und generell für alle, die animiertes „Star Wars“ mögen, durchaus empfehlenswert. Wer Animationsserien aber in der Regel meidet, wird sich hierfür wohl auch nicht begeistern können.
Gesamtfazit zu "Geschichten der Jedi"
„Geschichten der Jedi“ ist kein Muss für „Star Wars“-Fans, liefert aber durchaus ein paar sehenswerte Einblicke in die Leben von Ahsoka Tano und Count Dooku, die das Franchise zumindest ein bisschen bereichern. Gerade wegen der kurzen Laufzeit der Staffel von insgesamt knapp über einer Stunde, kann man mit diesen Disney+-Häppchen auch nichts viel falsch machen.
Schade ist jedoch, dass nicht alle Episoden das gleiche Niveau haben wie Folge 4, die das unbestrittene Highlight darstellt. Zudem leidet die Serie unter der arg limitierten Laufzeit ihrer Folgen. Besonders Dookus Wandel wird somit allzu schnell abgehandelt und bekommt nicht den Raum, der nötig gewesen wäre, um dessen volle emotionale Power zu entfalten.
Lobenswert sei am Ende außerdem noch die Musik erwähnt. Vor allem die jeweiligen Finals des Dooku- und Ahsoka-Pfads (Folge 4 und 6) bieten Kompositionen, die den Folgen einen prägnanten eigenen Charakter verleihen, zwar frisch, aber doch nach „Star Wars“ klingen.
Wer animiertes „Star Wars“ mag und sich die Wartezeit auf die zweite Staffel „The Bad Batch“, die im Januar 2023 erscheint, verkürzen will, bekommt mit „Geschichten der Jedi“ einen willkommenen Zwischengang mit mindestens einem Moment, der sich für immer in die „Star Wars“-Geschichtsbücher brennen wird. Wer jedoch sonst nur Live-Action-Filme und -Serien schaut, erhält mit dem Dooku-Pfad immerhin eine gute Gelegenheit, mal in den Animationsbereich reinzuschnuppern, sollte sich aber darauf gefasst machen, dass sich erst das Finale so richtig lohnt.
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