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5,0
Veröffentlicht am 11. April 2022
In einer norwegischen Hochhaussiedlung schließen vier Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen zum Außenseiter-Dasein bestimmt scheinen (eine von ihnen ist beispielsweise Autistin und spricht kein Wort) Freundschaft. Die Qualität dieser neuen Bande hängt mit der Tatsache zusammen, dass jede/r von ihnen außergewöhnlich begabt ist: sie können etwa Materie (wie Steine) bewegen, Gedanken hören oder diese sogar manipulieren. Schnell wird klar, dass diese Kinder - kurz vor ihrer Pubertät - Machtspiele spielen, welche bereits in veritable Grausamkeit münden. In kürzester Zeit entstehen ungeahnte Fronten, und es entbrennt eine Rivalität, ja eine Art Krieg unter ihnen - leider völlig unbemerkt von den Erwachsenen. Mit weit reichenden Konsequenzen für alle Beteiligten.

Was zunächst aussehen mag wie ein nachdenklicher Familienfilm, entwickelt sich bald zu einem echten Horrortrip. Dieser Film ist nichts für zart Besaitete! Was an Eskil Vogts' Konzept und Umsetzung so besticht, ist die Wahl seiner Mittel: zumeist sind die Bilder hell, klar und fröhlich gehalten, das komplette Umfeld der Kinder ist beschauliches Idyll, die Musik verheißt zwar wenig Gutes, aber auch sie bleibt eher vage im Hintergrund, wirkt subtil. Der Regisseur nimmt seine Figuren und auch die jungen Darsteller bewundernswert ernst: da ist nichts aufgesetzt, übertrieben oder gekünstelt - die Grausamkeiten kommen erstaunlich spielerisch und natürlich daher, alle Handlungen und Reaktionen sind von großer Selbstverständlichkeit, was eine Identifikation und somit den Sog in schlimmste Abgründe schier unausweichlich macht. Einige audiovisuelle Kniffe runden dieses Understatement perfekt ab. - Das ist fürs Genre eine Sensation, und ich möchte noch einmal darauf hinweisen: dieser Film ist stellenweise schwer auszuhalten.

Vogt beweist sich als Visionär. Er zeigt uns, welche suggestive Kraft Kino heute noch entfalten kann. The Innocents ist ohne Frage ein cinéastisches Highlight!