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4,0
Veröffentlicht am 10. Januar 2023
Alles allzu Menschliche - den großen Traum vom Ruhm, der Alptraum echten Ruhms, Speichelleckerei, unglückliche Liebe, Schweiß und Tränen, Geilheit, Gier und Ekel - gab es schon immer und wird es immer geben. Damien Chazelle legt uns ein episches Kondensat dieser Zu- und Umstände vor, penibelst choreographierte Orgien, etliche Szenen, die qua menschlichen und tierischen Körperausscheidungen belustigen sollen, eine fantastische Bühnen-, Kostüm- und Bildsprache, Musik, die stellenweise wie eine Reminiszenz an Ennio Morricone anmutet (Grundthema gespielt mit einem leicht verstimmten Saloon-Piano), das alles im Setting der Anfänge des Filmkosmos' Hollywood.

Verschiedene Schicksale werden hier in etwa drei Zeitfenstern ineinander gewoben. Aufstieg und Fall von Persönlichkeiten, MacherInnen und einer lakonisch beobachtenden Kritikerin, die jetzt schon weiß, was in Jahrzehnten Wirklichkeit und von Bedeutung (gewesen) sein wird. - Wir können, wenn wir wollen, uns dem Epos hingeben, die Szenen herauspicken und genießen, die uns ansprechen. Highlight für mich war mitnichten das zu geordnete, "gemachte" Chaos zu Beginn, sondern die stillen Momente, wie etwa der, wo Brad Pitt lange ins Leere blickt wie ein Mann, der weiß, dass er im Sterben begriffen ist.

Damit ist meine Begeisterung auch gleichzeitig meine Kritik: der Film ist m.E. rasend unterhaltsam, aber eben auch reichlich überfrachtet mit Geschichten und Absichten. Weniger wäre hier mehr gewesen, wäre zwingender, eleganter gewesen (ich erinnere etwa an den großen Wurf "The Artist" (F 2011, R.: Michel Hazanavicius), schwarz-weiß und stumm, auch in der Ära zwischen Stumm- und Tonfilm angesiedelt, der sich auf eine Story zwischen zwei Stars fokussiert und dabei besser in die Tiefe gehen kann. Nichtsdestotrotz ist der Film m.E. ein sehr sehenswertes Spektakel.

Funkelnder und sehr unterhaltsamer Film, der mit einigem Überfluss, aber auch kleinen Momenten für die Ewigkeit aufwartet. Sehenswert.

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