Die genretypische Handlung und auch Teile der Vermarktung ("Der Taxi Driver des 20. Jahrhundert") lassen bei dem Film einen starken, wenn auch handelsüblichen Thriller erwarten. Diese Erwartungen wurden während des Films im wahrsten Sinne des Wortes wie mit dem Hammer zerschlagen. Ramsay unterläuft alle Erwartungen des Zuschauers und liefert eine drastisch intensive Charakterstudie eines Mannes ab, der ständig zwischen Hingabe und absoluter Verzweiflung schwankt und psychisch enorm belastet ist. Nie tappt der Film in die Klischeefalle, alles wirkt nachvollziehbar, authentisch und dennoch sehr poetisch. Die größte Stärke dieses im besten Sinne ungewöhnlichen Thrillers/Dramas ist neben dem überragenden J. Phoenix sein visueller und auditiver Stil. Sehgewohnheiten werden durch markante Schnittsetzung hinterfragt und immer wieder werden durch kurze Rückblenden verschiedenste Handlungs- und Charakterelemente angedeutet, die jedoch nie erklärt werden und sich dennoch perfekt einfügen, da die Psyche von Joe dadurch visualisiert wird - das ist "Show, don't tell" von seiner besten Sorte. Auch der so viel bessere Originaltitel "You Were Never Really Here" macht das deutlich: Weder der psychisch angeschlagene Joe in seiner Parallelwelt noch der Zuschauer in der Parallelwelt des stets subjektiven Kinos waren nie wirklich da, als die Geschichte passierte. Wir sehen nur Andeutungen, Folgen und Ausschnitte der Geschehnisse und sind so auf magische Weise mit dem Hauptcharakter verbunden. Das ist Kino der allerbesten Sorte.
Fazit: Ungewöhnlich und einzigartig erzählt, poetisch und dennoch immer authentisch sowie voller Deutungsmöglichkeiten. Ein so eindringliches wie geniales und außergewöhnliches Filmerlebnis - jetzt schon ein moderner Klassiker.
Fazit: Ungewöhnlich und einzigartig erzählt, poetisch und dennoch immer authentisch sowie voller Deutungsmöglichkeiten. Ein so eindringliches wie geniales und außergewöhnliches Filmerlebnis - jetzt schon ein moderner Klassiker.