Northman Tim
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4,5
Veröffentlicht am 26. Dezember 2015
Wieder einmal polarisiert ein weiterer Blockbuster. Mehr noch als Mad Max oder Jurassic World. Und wieder einmal wird die dünne Handlung kritisiert, die ja in den originalen Teilen "viel besser" war. Das Georg Lucas sein Märchen damals in den 70ern aus einer ganzen Reihe andere Filme zusammen geschustert hat und Star Wars unter Filmkritikern allgemein nicht gerade wegen "komplexer" Handlung und "tarantinoesken" Dialogen gefeiert wird, fällt natürlich unter den Teppich. Ich als Cineast, der mit Popcorn-Kino a La Michael Bay überhaupt nichts anfangen kann, kann es selbst nicht mehr hören, wenn großartige Filme wegen ihrer "Handlung" kritisiert werden. Es ist schlicht und ergreifend lächerlich Mad Max oder eben Star Wars 7 aufgrund von "ideenloser" Story zu verdammen. Star Wars 4 wurde in den 70ern ebenfalls völlig zerrissen von zeitgenössischen Filmjournalisten, weil er die Effekte vor die Charakterentwicklung und den Plot gestellt hätte. Ganz zu schweigen von den damals durchwachsenen Kritiken zum ersten Mad Max, der ebenso wie der erste Krieg der Sterne mittlerweile als kultiger Klassiker gilt.
Ja, Star Wars 7 erzählt nichts Neues. Star was 7 erfindet das Lichtschwert nicht neu. Star Wars 7 ist mehr Remake und Aufguss als Innovativ.
Aber genau wie bei klassischen Theaterstücken wie zum Beispiel Hamlet, kommt es auf die Inszenierung und die Interpretation an! Jeder Theaterbesucher weiß, wie Hamlet endet. Dennoch wird diese Geschichte ständig neu erzählt und mit großen Erfolgen neu aufgelegt. Es geht nicht darum WAS passiert, sondern WIE es passiert. Das die Handlung nachvollziehbar und in ihrem Universum schlüssig zu sein hat, ist klar. Da Versagen beispielsweise gerne mal die Michael Bay artigen Filme. Wenn in Armageddon behauptet wird, es sei einfacher Öl-Bohrer zu Astronauten zu machen, als Astronauten das Bohren zu lehren, grenzt das an mutwillige Verarschung des Zuschauers. In Episode 7 gibt es zwar nicht ganz so unverschämte Drehbuch-Tretminen, dennoch könnte man dem Film das eine oder andere mal den einen oder anderen Taschenspielertrick vorwerfen.
Aber eben genau hier kommen Regie und Spiel ins "Spiel". Star Wars 7 ist spektakulär und auf den Punkt in Szene gesetzt und die Schauspieler sind durch die Bank alle überzeugend. Das Drehbuch ist einfach gekonnt geschrieben. Und natürlich kann ein Film mit derartigem, beispiellosem Erfolgsdruck nicht perfekt werden. So mancher Plot mag etwas zu konstruiert wirken, so mancher Handlungsbogen zu hastig eingefügt.
Aber der Punkt ist: dieser Film unterhält 2 Stunden lang den Zuschauer! Er ist mitreißend, lustig, tragisch, spektakulär und gerade in seinen ruhigen Momenten erstaunlich emotional.
Hier jammern die Kritiker auf höchstem Niveau!
Dies sei ein guter Film aber kein Klassiker... Wie kann ein Film, der ein verloren geglaubtes frenchise grandios wieder zum Leben erweckt hat, nicht als Klassiker gelten?
Und dieser Film traut sich einiges. Episode 7 wird vorgeworfen, auf altbewährtes zu setzen aber in seinem Weg Auf Nummer sicher zu gehen, ist Episode 7 jedoch erstaunlich mutig.
Es ist schwierig darauf einzugehen ohne zu Spoilern. Aber sagen wir es mal so: Kaylo Ren ist bösartiger als Vader es je gewesen ist (zumindest in der originalen Trilogie). Er ist faszinierend, grausam und in jeder Einstellung in der Ren zu sehen ist, nimmt er die Szene völlig ein. Zugleich ist er aber auch unglaublich menschlich.
Für mich ist er ein nachvollziehbarer und würdiger Nachfolger des bisher unerreichten Vaders. Die Betonung liegt auf bisher. Ren ist schneller, agiler, man hat fast den Eindruck das er sogar mächtiger ist, als sein filmgeschichtliches Vorbild. Mindestens so grausam wie der dunkle Lord ist Ren allemal. Für mich ist er das Highlight des Films.
Über die anderen Charaktäre brauche ich nicht viel sagen. Die Konstellation aus neuen und alten Gesichtern funktioniert wunderbar. Und die neuen Charaktäre genießen bereits jetzt schon zurecht Kultstatus!
Alles in allem ist Abrams ein guter Film gelungen, der zumindest die Qualität der Trailer halten kann. Und man spürt dem Film die Liebe und die Mühe an, die investiert worden ist. Ganze dreimal schafften es die Filmemacher, mir ein Tränchen zu entlocken.
Und ich denke ich verrate nicht Zuviel wenn der Auftritt Han Solos im Falcon für mich pure Magie gewesen ist: Kino! Filmgeschichte! Einfach großartig!
Da gibt es gegen Ende hin einen Moment, einen wichtigen emotionalen Moment, der so voller Spannung ist und so intensiv und perfekt inszeniert, dass er mir für immer im Gedächtnis bleiben wird! Diese eine kurze Szene ist emotionaler als alle großen Momente in der Prequel-Trilogie zusammen und mit ihr hat Abrams einen Moment erschaffen, der sich nahtlos in die ewigen großen Szenen, wie beispielsweise die "ich weiß" Szene, von Star Wars einreihen kann. Nicht nur im Kontext der Star Wars Saga, sondern auch im Hinblick auf Abrams Karriere, ist diese Szene eine der besten, die er je abgedreht hat (Stichwort Brücke). Abrams hat in meinen Augen einen der besten Star Wars Filme überhaupt gemacht und ich danke ihm dafür!
Ich werfe den Kritikern vor, hier kein Meisterwerk sehen zu WOLLEN, ich werfe den "Hatern" vor, keinen Geschmack zu haben...! Und mir ist es schnuppe ob Abrams alte Sachen wieder verwendet, um nichts falsch zu machen...aber er macht es großartig!
Star Wars 7 IST ein guter Film. Und das war, ist und bleibt alles, was Abrams zu leisten hatte: etwas gutes abzuliefern!