„Angst, Paranoia, Misstrauen, Verzweiflung“
So die Untertitel zu Vincenzo Natali’s Film Cube aus dem Jahre 1997.
Durch eine interessante Grundidee, dem klaustrophobischen Setting und der Beschäftigung mit der menschlichen Psyche in Extremsituationen, ist Cube ein Science-Fiction-Thriller der besonderen Art geworden.
Trotz einiger Schwächen hat sich Cube inzwischen zu einem kleinen Kulthit gemausert. Er ist zudem ein Referenzwerk, was die konsequente Beschränkung auf einen einzigen Handlungsort betrifft. Filme wie „Nicht auflegen“, „127 Hours“ oder „Buried“ folgten später, mit einem ähnlichen dramaturgischen Kniff.
Doch worum geht es genau in Cube?
Eine Gruppe scheinbar willkürlich ausgewählter Menschen wacht in dunklen, würfelförmigen Räumen auf, ohne Erinnerungen wie Sie dort hingelangt sein könnten. Nach und nach finden Sie zueinander und müssen nun nach einer Lösung suchen aus diesem Gefängnis wieder heraus zu kommen. Doch schnell wird Ihnen klar, dass dies kein ungefährliches Unterfangen wird, denn die einzelnen Räume sind zum Teil mit tödlichen Fallen bespickt. Sie sehen sich unweigerlich mit den Fragen konfrontiert: Wie sind wir hier rein gekommen? Wer tut uns so etwas an? Was ist dieser Würfelförmige Komplex? Wer sind die anderen? Und vor allem: Wie kommen wir hier raus?
Vinzenco Natali wirft den Zuschauer ohne Umschweife und Erklärungen in sein Handlungsgerüst. Wir werden direkt zu Beginn von Cube Zeuge wie die Personen in den Würfelräumen aufwachen. Wir erhalten weder Informationen über den Ort, noch über die Personen, denen wir nun beim Rätselraten zusehen dürfen. Genauso wie die Hauptakteure in Cube, sehen wir uns mit der Situation plötzlich konfrontiert und wir wissen stets nie mehr als Sie.
Durch diese Erzählweise bleibt der Film kontinuierlich spannend, da nun nach und nach die Rätsel des mysteriösen Würfelgebildes gelöst werden können. Der Zuschauer bleibt konsequent an den Figuren kleben, nie verlässt die Kamera das Labyrinth.
Durch diese dramaturgische Herangehensweise und der Verweigerung an jeglichen Informationen über den „Cube“, sieht sich der Zuschauer mit den selben Fragen konfrontiert wie unsere Hauptfiguren. Was ist der Sinn des Cubes? Gibt es einen Ausweg? Warum gerade diese Personen? Wer steckt dahinter? Usw..
Der Zuschauer wird so zum Denken und Mitleiden angeregt. Bis zum bitteren Ende verwehrt uns der Regisseur auch die Antworten auf all solche Fragen. So bleibt der Sinn und Zweck des Ganzen zwar ein großes Mysterium, doch gerade das macht auch den Reiz von Cube aus.
Cube punktet so auch außerdem mit einer klaustrophobischen Atmosphäre. Beengte Räume und Dunkelheit bilden das Setting. Lediglich die Farben der einzelnen Räume unterscheiden sich voneinander. Die Kamera bleibt stets ein nüchterner Betrachter des Geschehenen, nur selten werden inzenatorische Tricks herbeigezogen.
Daher bleiben Bild, als auch Ton so puristisch wie möglich.
In Cube werden auch immer wieder spannende Momente eingestreut, vor allem in den Szenen in denen es darum geht einer der tödlichen Fallen zu entgehen.
Sollte es jedoch zum Tod eines unserer Figuren kommen, ist Cube nicht gerade zimperlich und gibt sich durchaus kreativ und blutig. Dennoch ist Cube kein Splatterfilm, bedient sich in den Todesszenen jedoch dieses Genres.
Ein weiteres storybedingtes Element von Cube ist die Auseinandersetzung mit zwischenmenschlichen Konflikten . Wie beim „Dschungelcamp“ etwa, wird der Zuschauer Zeuge wie sich die Gruppe kennenlernt, diskutiert, streitet und sich letztendlich sogar angreift.
Besonders die Figur des Quentin bleibt dabei interessant, steht diese doch im Zentrum und erwählt sich zum heimlichen Führer der Gruppe. Man mag es jedoch als Nachteil des Films ansehen, dass keine wirkliche Identifikationsfigur geboten wird, da vor allem Quentin eher als Antagonist agiert und durchweg unsympathisch bleibt.
Die anderen Figuren erfüllen bloß ihren Zweck in der weiteren Handlung des Films und hätten daher noch differenzierter ausgestaltet sein können. Dadurch bleibt das Hauptaugenmerk der psychischen Degeneration auf Quentin. Es hätte den Film noch weitaus interessanter gemacht, den anderen Akteuren ebenfalls mehr Raum zur Entfaltung zu geben. So konzentriert sich der Regisseur mehr auf das Fortlaufen der Handlung.
Daher funktioniert Cube als spannender Thriller sehr gut, flacht in seiner Beschäftigung mit der menschlichen Psyche jedoch etwas ab.
Fazit
Mit Cube ist Vincenzo Natali ein durchaus spannender Thriller gelungen, der von seinem außergewöhnlichem Storygerüst lebt. Leider funktioniert der Film jedoch nur bedingt als Psychoduell zwischen den Charakteren, da er schlichtweg nicht genug in die Tiefe geht und uns keine Indentifikationsfigur liefert.
Bewertung
7/10