Dass "Alien 3" nicht unbedingt das Highlight dieser Saga ist, dürfte sich nach nunmehr achtzehn Jahren herumgesprochen haben. Allerdings war dies schon vor der Uraufführung des dritten Teils absehbar – zu hoch gesetzt waren die Messlatten, die Ridley Scott und später James Cameron 1979 bzw. 1986 aufgestellt hatten! Die Situation bzgl. "Alien 3" ist ähnlich jener von "Terminator 3" sowie dessen Nachfolger "Terminator Salvation" – die beiden Vorgängerfilme gelten bis heute als wegweisend, setzten sie doch völlig neue Maßstäbe innerhalb ihres Genres! Das Vorhaben, solche Meisterwerke zu übertreffen ist schier unmöglich und kann nur nach hinten losgehen... die Frage bzgl. eines solchen Filmprojekts kann demzufolge eigentlich nur noch lauten, in welchem Umfang der unabwendbare Schaden eingeschränkt werden kann...
So gesehen hatte der dritte Teil des "Alien"-Epos schon von Anfang an schlechte Karten – und die katastrophalen Bedingungen unter dem diese Produktion entstand, hätten beinahe dazu geführt, dass dieses Projekt endgültig zum Scheitern verurteilt war... aber eben nur beinahe, denn dass es doch nicht ganz so schlimm gekommen ist, verdankt 20th Century Fox wohl in erster Linie der routinierten Regie von David Fincher. Diesem gebührt großer Respekt, handelte es sich bei "Alien 3" doch schließlich um seine erste Regiearbeit innerhalb einer großen Kinoproduktion! Und im Gegensatz zum restlichen Stab des Traditionsunternehmens hat Fincher seine Hausaufgaben gemacht...
War Camerons "Aliens" ein bis ins kleinste Detail perfekt durchgestylter Action-Reißer, so schaltet Fincher wieder einen Gang zurück und orientiert sich in Sachen Handlung und Schauplatz eher an dem von Ridley Scott inszenierten ersten Teil: Auch hier spielen sich die Ereignisse innerhalb eines klaustrophobisch anmutenden Komplexes ab, der zudem noch weitaus düsterer in Szene gesetzt wurde als seinerzeit die steril wirkenden Räumlichkeiten der "Nostromo". Zudem gibt es "nur" noch ein Alien, welches die zum Glauben gefundenen Schwerverbrecher der Strafkolonie auf dem Planeten Fiorina 161 in Panik versetzt. Doch zu diesem altbewährten Rezept mischten die Drehbuchautoren noch zwei durchaus interessante Zutaten. Zum einen haben Ripley (Sigourney Weaver) bzw. die Sträflinge im Gegensatz zu Teil Eins überhaupt nichts in der Hand, mit dem sie gegen diese aggressive Kreatur vorgehen könnten, da es in dem Komplex nicht eine einzige Waffe gibt (ein Umstand, der insbesondere in einer Strafkolonie äußerst unglaubwürdig erscheint). Der zweite Punkt besteht in der Tatsache, dass Ripley im weiteren Verlauf der Handlung herausfindet, dass sie selbst der Wirt einer solchen Bestie ist – und zu allem Übel handelt es sich dabei ausgerechnet auch noch um eine Königin! Dies ist, meiner Meinung nach, der faszinierendste Aspekt, mit dem der Film aufwarten kann. Denn plötzlich verkommt die Beseitigung des ersten Aliens, welches nach und nach die Insassen dieser trostlosen Einrichtung in schönster Regelmäßigkeit dezimiert, fast schon zur Nebensache. Ripleys Ableben – in welcher Form auch immer; sei es als weiteres Opfer der Kreatur oder durch Selbstmord – ist somit schon vorprogrammiert...
Gegen Ende des Films gesellt sich ein weiterer, möglicherweise sogar noch bedrohlicherer Faktor hinzu: die skrupellose "Weyland-Yutani"-Gesellschaft, welche schon seit dem ersten Teil der Reihe versucht, ein Exemplar dieser außerirdischen Spezies in ihre Finger zu bekommen und dabei sogar über Leichen geht! Zum Schluss erwartet den Fan noch eine angenehme Überraschung – und zwar in Form eines kurzen Gastauftritts von Lance Henriksen, der zuvor den Androiden Bishop mimte (welcher im Übrigen auch in dieser Episode eine kleine Nebenrolle bekam)...
Was ist nun von "Alien 3" zu halten? Gut, er kann es zu keinem Zeitpunkt mit den hervorragenden Vorgängern aufnehmen – allerdings verfügt aber auch Teil Drei über seinen ganz eigenen Charme. Konnte Ellen Ripley in "Alien" und "Aliens" wenigstens noch auf die (uneingeschränkte?) Unterstützung ihrer Crew bzw. der Marines zählen, so wird sie in "Alien 3" regelrecht allein gelassen – denn im Gegensatz zu Captain Dallas (Tom Skerritt) oder Corporal Dwayne Hicks (Michael Biehn) gibt es diesmal keinen, dem sie hundertprozentig vertrauen könnte und insbesondere in der ersten Stunde ist sie (fast) völlig auf sich alleine gestellt! Es geht sogar soweit, dass sie um ein Haar nicht etwa das Opfer ihrer persönlichen Nemesis wird, sondern ihrer eigenen Spezies! Erst nach und nach verbessert sich die anfangs noch so strapazierte Beziehung zwischen ihr und den Sträflingen...
In vielerlei Hinsicht handelt es sich beim dritten Teil also um ein echtes Unikat innerhalb des "Alien"-Universums, kann der Film doch mit durchaus interessanten Elementen aufwarten. Durch die Tatsache, dass Ripley quasi nun selbst die Zukunft der Alien-Rasse verkörpert, weil sie ein solches Exemplar in sich trägt, entsteht ein tiefgründiger Nervenkrieg, der weit über jenen aus Teil Eins oder Zwei hinausgeht. Dieser findet seinen Höhepunkt in der Szene, in der sie ihrer Nemesis entgegentritt, in der verzweifelten Hoffnung durch eben jene getötet/erlöst zu werden ("Wo bist Du, wenn ich Dich brauche?")...
Im Großen und Ganzen könnte man David Finchers Interpretation des "Alien"-Themas somit fast schon als kleinen Geniestreich bezeichnen, lenkt der Regisseur die nur allzu vertraute Ausgangssituation, welche in groben Zügen jener des Originals entspricht, gegen Ende hin in eine völlig andere und vor allem unerwartete Richtung! Und diesmal ist es eben nicht die Vernichtung des Aliens, welche den eigentlichen Höhepunkt des Films darstellt, sondern Ripleys Freitod, der mir in der normalen Kinoversion nichtsdestotrotz besser gefällt als im ansonsten in jeglicher Hinsicht überlegenem Director’s Cut. Insgesamt gesehen ist "Alien 3" also keineswegs "das miese Machwerk schlechthin", als welches es zumeist von Fans und Kritikern gleichermaßen bezeichnet wird. Ganz im Gegenteil - es ist ein sehr subtiler Film, der es wie keine der anderen Episoden so gekonnt vermag, die innere Zerrissenheit Ellen Ripleys widerzuspiegeln! Für sich alleine genommen funktioniert Teil Drei also sehr gut – und es wäre schön, wenn er auch zugleich der letzte Teil der Reihe gewesen wäre, denn "Alien Resurrection" war mehr als unnötig. Zwar kommen in diesem Streifen wieder insbesondere die Actionfans auf ihre Kosten, doch gewährt Teil Vier keinerlei neue Einblicke in die doch recht komplexe Kultur der aggressiven Xenomorphen... und das Alien der nächsten Generation war mehr als peinlich anzusehen! Gerade in Hinblick auf Ellen Ripleys Ableben hätte "Alien 3" ein würdiger Abschluss des Franchise werden können – doch leider sah man das bei 20th Century Fox wohl ein wenig anders...
Abschließend bleibt festzustellen, dass "Alien 3" ein Opfer seiner eigenen Herkunft ist, da er - betrachtet man ihn als Einzelwerk – durchaus zu begeistern vermag, andererseits aber keinesfalls einen direkten Vergleich mit seinen beiden genialen Vorgängern standhalten kann...