Als ich erste Ausschnitte aus diesem Kunstwerk, und speziell Alitas Gesichtsproportionen, sah, dachte ich "das sieht schrecklich aus". Visuell würde der Film für mich flach fallen, das war meine Erwartung.
Jedoch wurde ich positiv überrascht - wäre der Film stumm gelaufen und hätte man das Gehirn abgeschaltet, einfach nur stumpf die Leinwand angestarrt, hätte es die Erfahrung um einen exorbitant hohen Faktor verbessert. Bis auf Alita selbst und einige ihrer "coolen" akrobatischen Aktionen, die zum Teil zu comichaft, zu animiert und dadurch deplatziert wirken, konnte man dich das Ganze schon angucken.
Leider Gottes wurde jeder Genuss, den man aus dem eigentlich schönen Setdesign hätte ziehen können, ruiniert, sobald irgendein Charakter - und damit meine ich egal welcher - den Mund aufgemacht hat.
Ob das ein allgemeines Problem oder eines der deutschen Übersetzung ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass "Du bist schön, ich will dich aufschlitzen um zu sehen ob in deinem Inneren Hässlichkeit steckt, wie bei den Anderen" allerhöchstens eine akzeptable Sprechzeile für einen lange als gefährlich etablierten, psychopathischen Bösewicht ist. Nicht hingegen als nahezu einziger Dialog für einen Nebencharakter, der 10 Minuten Screentime hat und quasi sofort nach besagter Aussage stirbt.
Und um von diesem spezifischen Beispiel wegzukommen, es gab kaum ein Mal, bei dem ein Charakter redete, bei dem ich nicht vor Fremdscham im Boden versinken wollte.
Dialog geschrieben wie von einer 14-jährigen, Klischeezeile nach Klischeezeile ala "Warum sollte ich?" - "Weil ich dich liebe", und das ganze zwei Stunden lang.
Apropos Klischee, auch handlungstechnisch haben wir einiges doch schon ein paar Mal erlebt.
Sie hat keine Erinnerungen, Ido benennt sie nach seiner toten Tochter, sie ist Naturtalent in Motorball und im Kampf, wow Plottwist Ido ist ein Mörder, nein Doppelplottwist er ist doch einer von den Guten, Plottwist Hugo ist einer von den Bösen, Plottwist Idos Exfrau ist eine von den Bösen, "ein egoistisches Wesen wie (S-Dingsda) zu bekehren, Respekt", Plottwist sie ist eine Böse gewesen aber "ein Körper kann nicht gut oder schlecht sein", sie unterbricht ihr wichtiges Testspiel um Hugo in Not zu retten, Hugo stirbt fast aber überlebt doch, nur damit er dann ohne nochmal zur Handlung beigetragen zu haben in den Tod fallen kann (für das extra Drama).
Um nur kurz aufzuzählen, was mir im Kopf geblieben ist.
Und wahrscheinlich wären die Klischees nicht einmal so schlimm, wären sie auf genug Charakterentwicklung gefolgt. Aber dieser Film hat es geschafft, effektiv nichts zu zeigen. Es laufen gefühlte 30 Handlungsstränge parallel ab, so dass man nicht mehr weiß, was denn jetzt das Ziel ist.
Ist das Ziel ein glückliches Ende ihrer Liebesgeschichte? Will sie Motorball Champion werden? Will sie nach Salem kommen? Will sie Salem zerstören?
Dass nach zwei Stunden Qualen dann nichts davon erreicht wurde, macht es nicht besser.
Die Handlung schafft es, zwei Stunden zu brauchen, um zu einem absoluten Nicht-Ende zu kommen. Nicht ein Ende mit Potential für eine Fortsetzung, sondern ein Ende, dass eine Fortsetzung braucht, weil es kein Ende ist. Zwei Stunden lang gucken wir zu, wie eine Vorgeschichte erzählt wird, oder zumindest fühlt es sich im Nachhinein so an. Alita erreicht nichts. Keine wesentliche Charakterentwicklung läuft ab. 80% des Filmes sind rückblickend irrelevant, weil ihre Handlungsstränge entweder nicht beendet wurden, oder genau so ein Nicht-Ende hatten wie das große Ganze.
Eine absolute Enttäuschung von einem Film.