Ich habe den Film gestern gesehen (die Buchvorlage kenne ich nicht), hier meine Kritik.
Zu Beginn des Films wird einem der Charakter Theodor Faron, gespielt durch Clive Owen, näher gebracht.
Man kommt sehr schnell dahinter, dass er sein Kind verloren hat und seitdem trauernd und ohne wirkliches Ziel durchs Leben vegetiert.
Die Handlung basiert auf ein Leben der Menschheit im Jahre 2027 ohne möglichen Nachwuchs. Die Menschheit ist nicht mehr in der Lage, Kinder zu zeugen und steht somit am Abgrund, ohne Zukunft. Es sollte wohl vermittelt werden, wie alles ins Chaos stürzt und jeder Mensch sich selbst am nächsten ist. So kommt es zur Anarchie. Am Schauplatz England regiert ein Polizeistaat und versucht terroristische Vereinigungen, die gegen „alles mögliche und nichts?“ kämpfen, zu kontrollieren.
Alles erinnert ein wenig an die deutschen Gefangenenlager und KZ´s aus dem Zweiten Reich unter Hitler´s Diktatur. Diebe, Ausländer, mögliche Auswanderer werden in Lagern gefangen gehalten, ermordet, gequält und abgeschirmt.
Zu keiner Zeit des Films wird allerdings klar, warum die Menschheit unfruchtbar geworden ist und warum es terroristische Vereinigungen gibt, was das Ziel dieser Gruppierungen sein soll und wer nun gut oder böse ist? Der vermeintliche Polizeistaat soll ein wenig in die böse Ecke gedrängt werden, was aber nicht wirklich gelingt.
Weiter zur Story. Theo Faron trifft eines Tages seine Ex-Frau, die ihn um den Gefallen bittet, eine weibliche Person aus England über die Grenze zu schaffen. Theo besitzt die Macht die nötigen Papiere zu besorgen. Nachdem es zum vertraulichen Gespräch zwischen Theo und seiner Ex-Fau kommt, kommt es zur ersten Begegnung mit der Kontaktperson „Kee“ und ihren Begleitern. Per Auto fahren sie mit Theo aufs Land in einen Unterschlupf. Theo´s Ex-Frau ist auch mit im Wagen. Sie kommen in eine Straßensperre und werden wiederum von weiteren Terroristen (warum auch immer) überfallen. Theo´s Frau wird dabei von einem Motorradbeifahrer erschossen, der ebenso ums Leben kommt. Der Rest im Wagen, inkl. Theo und Kee, kann zum Unterschlupf entkommen. Dort wird klar, dass es sich auch um eine aufständische Organisation handelt, die gegen was kämpft? Man weiß es nicht...
Auf dem Land erfährt Theo, dass Kee schwanger ist. Somit wäre dies das erste Kind seit 19 Jahren, welches das Licht der Welt erblickt.
Als Theo zu Bett geht hört er ein Motorrad. Er blickt aus dem Fenster und erkennt den Fahrer wieder, dessen Beifahrer seine Ex-Frau erschossen hat, die er, so wird es zumindest kurz angerissen, immer noch liebt, diese Beziehung aber durch den Tod ihres Sohnes zerstört wurde. Der Mord an seiner Frau war von der Organisation, bei der er Zuflucht gefunden hat, geplant, um von der schwangeren Kee abzulenken. Den Sinn hat man in meinen Augen nicht so richtig greifen können. Auch nicht, warum die schwangere Frau so begehrt ist, denn Theo, und auch ich hätte es so gemacht, hat vorgeschlagen, mit Kee und dem Ungeborenen an die Öffentlichkeit zu gehen, um der Welt zu zeigen, dass Schwangerschaften immer noch möglich seien.
Theo weckt Kee, um ihr zu erklären, dass sie in Gefahr sind und ihre vermeintlichen Beschützer seine Frau umgebracht haben. Kee´s Begleiterin, eine leicht verrückte, ehemalige Hebamme, kommt, nachdem sie einen leichten Aufstand fabrizierte, dann doch mit den beiden mit und alle drei fliehen. (allerdings schon von Anfang an so laut, dass man es selbst im Nachbarort fünf Kilometer weit entfernt hätte hören können – ein wenig übertreibe ich vielleicht an dieser Stelle)
Eine spannende, aber eher unlogische Verfolgungsjagd beginnt. Theo legt alle Autos lahm, indem er die Zündkabel zieht, benutzt aber das Auto als Fluchtwagen, welches schon bei der Ankunft Startprobleme hatte. Der Wagen springt folglich nicht an und Theo schiebt den Wagen vom Hof eine Abfahrt hinunter. Die anderen Mitglieder der Organisation bemerken dies und schieben ebenfalls ihren Wagen herunter, welcher ja auch nicht ansprang, weil das Zündkabel fehlte. Die Szene war schon sehr komisch.
Auf der Straße angelangt sprang der Wagen immer noch nicht an und Theo schob den Wagen, in dem Kee und die Hebamme saßen, wieder ein Stück weiter, bis dieser endlich ansprang. Währenddessen liefen die Verfolger zu Fuß hinterher.
Sie wollten die drei Flüchtlinge lebend, gut, alles nachvollziehbar wegen der Schwangeren, aber wenn sie schon schwer bewaffnet hinterher laufen, warum wird dann nicht auf die Reifen gezielt. Sofort wäre das Auto angehalten! Also das hab ich schon in der Bundeswehr-Grundausbildung gelernt! ;)
Theo, Kee und die Hebamme kommen bei einem Freund namens Jasper (gespielt vom wirklich guten Michael Caine) unter, der in einem Wald mit seiner kranken Frau als Althippie zurück gezogen lebt.
Natürlich werden sie dort aufgespürt, Theo & Co. können entkommen, müssen aber miterleben wie Jasper und seine Frau ermordet werden. Warum frag ich mich...die beiden sind so was von wertlos für alle Terroristen gewesen, es mag ja sein, dass es für den Verlauf der Person Theo von Bedeutung ist, da er am Ende nichts mehr hat, was er verlieren konnte, aber das war für mich nicht nachvollziehbar.
Theo soll mit Kee einen Kontaktmann bei der Polizei antreffen, der imstande ist, diese über die Grenze zu befördern. Als Scheingefangene funktioniert es auch. Allerdings wird die begleitende Hebamme hinter der Grenze durch die Polizei in Gewahrsam genommen, während sie diese versuchte abzulenken, nachdem Kee´s Fruchtblase geplatzt war. Aufgrund der Kameraführung war nur zu erahnen, dass die Hebamme ihr Leben lassen musste. (okay, Mittel zum Zweck)
Hinter der Grenze waren Theo und Kee nun in einem Gefangenenlager und sollten an einem weiteren Punkt wieder eine weitere Person kontaktieren. Es war eine Zigeunerfrau, die eine fremde Sprache sprach und den beiden einen Raum zum Unterschlupf zur Verfügung stellte. Hier bekam Kee auch ihr Kind, mit Hilfe von Theo, der es auf die Welt brachte.
Alles erinnerte in dem Lager sehr stark an die oben von mir angesprochene NS-Zeit, die KZ´s.
Am nächsten Morgen kam die Zigeunerfrau mit dem Polizisten wieder, der sie über die Grenze gebracht hatte. Dieser entpuppte sich als geldgieriges Schwein, dadurch, dass er Fotos von Theo und Kee sah und wusste, dass sie gegen eine Belohnung gesucht waren. Auch nachdem er das Kind gesehen hatte, roch er das Geschäft und bedrohte Theo, Kee und die Zigeunerin mit der Waffe. Durch Umstände und Zufälle schafften die drei es aber, sich vom Polizisten zu befreien und ihn zu töten. Mit Hilfe der Zigeunerin und ihrem Mann, flohen Theo und Kee mit dem Kind an einen Ort, wo sie an einer Flussmündung ein Boot vorfinden sollten, um sich auf dem Wasser an einer Boje mit dem Schiff „Tomorrow“ zu treffen. Eine Organisation für die Menschheitszukunft – Zuflucht für Leute wie Kee, die noch schwanger werden konnten und eine Zukunft hatten.
Kurz vor dem Bootsanleger trafen sie wieder auf die Terroristen, die schon Theo´s Frau töteten. Sie nahmen Kee und das Kind in Gewahrsam und wollten Theo töten, wurden aber durch die Armee auseinander gerissen. Plötzlich waren alle an einem Kriegsschauplatz, Armee gegen Zivilisten, Terroristen, Aufständische. Irgendwie verlor man spätestens hier den Überblick, wer gegen wen und überhaupt aus welchem Grund gegeneinander kämpfte. Die Bilder waren wirklich gewaltig und beeindruckend, wenn auch erschreckend, ohne Frage.
Theo schaffte es, sich durch das Kriegsgebiet in die Nähe von Kee zu begeben, während es immer mehr Opfer gab. Die Kameraführung (übrigens vom Kameramann, der schon in Lemony Snicket glänzen konnte) war hier so perfekt und beeindruckend, dass man dachte, man wäre an Theos Seite direkt im Krieg und vor Ort. Kugeln pfiffen an einem vorbei, Opfer starben und fielen direkt neben einem zu Boden. Alles wirkte sehr aufgeregt, jedoch keineswegs hektisch. Alles sehr authentisch inszeniert.
Irgendwie schaffte Theo es, ohne Waffen, Kee und das Kind an sich zu nehmen und plötzlich kam es zum Waffenstillstand, als alle das Kind sahen und vor allem auch weinen hörten.
Ein sehr bewegender Moment, aber auch genau hier fragt man sich, warum wird dann gekämpft und ganz speziell in dem Film, wofür? Aus welchem Zweck die Waffengewalt?
Sind es denn die Kinder, die uns erst zur Vernunft treiben? Waren wir nicht alle mal Kind?
Theo ging mit den beiden durch die staunende und stille Menge, die dann urplötzlich wieder durch Schüsse und Angriffe aus der Starre gerissen wurde. Der Krieg ging weiter, aber Theo, Kee und das Kind entfernten sich davon und waren dann endlich im Boot.
Mit dem Boot fuhren sie zur besagten Boje, dem Treffpunkt mit der „Tomorrow“. Im Boot war eine Lache Blut zu erkennen und Kee dachte, dass sie Blutungen bekommen hätte. Es stellte sich aber heraus, dass Theo durch eine Kugel in den Bauch getroffen wurde.
Kee benannte das Kind nach dem Namen von Theo´s verstorbenem Kind, nämlich Dillon. Theo starb und die „Tomorrow“ kam zum Treffpunkt. Ende des Films, Auftrag erfüllt.
Ich fragte mich die ganze Zeit nach der Substanz des Films, viele Themen und Schauplätze wurden angerissen, aber sehr unverständlich umgesetzt.
Mir wurde nie klar, wer jetzt gut oder böse ist, warum es so viele unterschiedliche Organisationen, Terroristen gibt. Welche Rolle übernahm der Polizeistaat und warum sind die Menschen unfruchtbar geworden?
Als dann bekannt wurde, dass Kee Schwanger war, was war so besonderes daran, um es nicht an die Öffentlichkeit zu bringen? Es ist doch wunderbar, dass es doch noch funktioniert, wer sollte negative Interessen daran haben? Alles war sehr undurchschaubar und die Basis mit der Flucht und dem Schmuggeln einer Schwangeren über Englands Grenzen hinaus sehr mau.
Schauspielerisch haben mich Clive Owen, Julianne Moore (Ex-Frau von Theo) und vor allem Michael Caine (Jasper) überzeugen können, doch retten konnten sie den Film nicht. Leider hat Moore nur eine geringe Rolle und Owen wirkt manchmal etwas weichlich, was dennoch sehr authentisch gespielt wird. Caine ist absolut überragend, man möchte einfach nur seine Gesellschaft bei einem Glas Whiskey teilen.
Tja, bleiben viele Fragen zurück. Der Film verwirrt, hinterlässt aufgrund der tollen Bilder und der Stimmung aber ein nicht ganz zu negatives Bild. Cuaron als Regisseur hat mich in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ durch Innovation und der herrlich düsteren Stimmung wirklich positiv überrascht, aber diese Nummer war wohl etwas zu groß für ihn. Er schafft keine Zusammenhänge und verliert zu oft den Faden. Ein mittelmäßiger Film, den ich mir nicht unbedingt kaufen würde, es sei denn, er liegt für einen Fünfer auf dem DVD-Grabbeltisch...