An die Verfilmung der "Watchmen" hatte ich besonders hohe Erwartungen. Als ich im Kinosaal saß, mit der Vermutung den vielleicht besten Film 2009 nun zu sehen, freute ich mich bereits auf ein Effektereignis der Extraklasse. Ganz so überragend ist es dann leider doch nicht geworden, auch wenn der Film ziemlich gut ist. Am meisten gespannt war ich natürlich auf die visuelle Umsetzung der Bilder, die hier wirklich neue Maßstäbe in der Computertechnik setzt und fantastische Dinge auf die Leinwand zaubert, die man so noch nie gesehen hat. Auch wenn man sich nach einer gewissen Zeit an den eigenwilligen Look gewöhnt, bekommt man dennoch immer wieder atemberaubende Bilder geboten, die "Watchmen" zu einem Film machen, der auf jeden Fall fürs Kino gemacht ist. Die Handlung braucht dagegen zumindest in der ersten Hälfte eine Weile, um wirklich in Schwung zu kommen und ab und zu gibt es in den 166 Minuten auch ein paar Längen, hat der Streifen aber nach circa einer Stunde sein Gleichgewicht komplett gefunden, geht es rasant durch die nächsten zwei Drittel. Schade fand ich nur die Tatsache, dass sich innerhalb der vielen Charaktere keiner entscheidend als Hauptcharakter herauskristallisiert, an den man sich richtig klammern kann. Jeder hat seine eigene Story, die aber mit zu wenig Tiefe behandelt werden, weil andere Figuren bestimmten Charakteren immer wieder viel Leinwandzeit klauen. Dabei kommt es zu einigen Unstimmigkeiten in der Personenzeichnung und nicht jede Figur wirkt richtig durchdacht. Diese kleineren Schwächen gehen in der tosenden und beeindruckenden Bilderflut aber oftmals unter. Die Macher taten gut daran, die vielen Charaktere nicht mit großen Stars, sondern hauptsächlich mit eher unbekannten Gesichtern zu besetzen. So wirken diese nicht wie Glanz-Promis und sind hart, fies und eiskalt. Einzig mit Carla Gugino in einer großen Nebenrolle wurde ein Star in "Watchmen" in die Besetzungsliste gefügt. Herauskristallisieren tut sich im Cast vor allem Jackie Earle Haley, der sich zwar die meiste Zeit hinter einer recht unheimlichen Maske verstecken muss, aber dafür einen sehr interessanten und coolen Charakter verkörpern darf, der der heimliche Star der Watchmen ist. Auch Billy Crudup als recht blauer Doctor Manhattan kann viel Präsenz bieten, was aber mehr an seiner genialen Optik als an schauspielerischer Größe liegt. Manhattan hat optisch so viel technisch tolle Gimmicks zu bieten, dass er definitiv auch eines der Highlights des Films ist. Jeffrey Dean Morgans Auftritt als Comedian fällt vergleichsweise eher kurz aus, kann aber trotzdem einen tollen Eindruck hinterlassen, es macht Spaß, den Kerl zu hassen. Einzig mit der Story um Patrick Wilson und Malin Akerman hatte ich so meine Probleme. Gegen ihre Kollegen, allesamt Übermenschen und noch nicht so gesehene Kreaturen, verblassen die "einfachen" Helden ein wenig und können auch im Schauspiel nicht so viel reißen, dass es einen vom Hocker hauen würde. Trotzdem macht es Spaß, Akerman auch mal im engen Latexoutfit bewundern zu dürfen. Die bereits erwähnte Carla Gugino kann sich ebenfalls kaum wirklich freispielen, hinterlässt aber einen soliden Eindruck, immerhin ist sie auch nicht gerade als ein Ausnahmetalent bekannt.
Fazit: Wie erwartet ist "Watchmen" eine optische Offenbarung mit Bildern und Effekten, die Maßstäbe setzen. In Handlung und Charakteren schleichen sich zwar ab und zu Schwächen ein und es mangelt an Spannung, aber die Wucht der Optik und der digitalen Computertricks entschädigen für einiges. Das macht aus der Comicverfilmung aber leider nicht das erhoffte Meisterwerk.