Aus dem asiatischen Kino dringen ja nur wenige Ausnahmen zu uns nach Europa durch. Zuletzt beispielsweise The Raid 2. Meist sind sie für den europäischen Zuschauer zu surreal, zu abstrakt und auch ungewohnt brutal. Ein Film, der allerdings auch bei uns eine mehr oder weniger große Beachtung erfahren hat ist der koreanische Actionfilm Oldboy aus dem Jahr 2004. Und das nicht zu Unrecht. Sogar so sehr, dass Hollywood ein Remake davon produzieren musste, mit Josh Brolin in der Hauptrolle. Darauf möchte ich aber nicht näher eingehen, weil ich das Remake nie gesehen habe. Anzumerken sei aber, dass die Kritiken zum Hollywood-Aufguss überwiegend schlecht waren. Und auch das Ende soll sich unterscheiden.
Kurz zusammengefasst geht es in Oldboy um Oh Dae-su, der am Geburtstag seiner Tochter betrunken und auf der Polizeistation ist. Dort wird er von einem Freund abgeholt. Doch als sich dieser kurz umdreht ist Oh Dae-su verschwunden. Wenig später wacht Oh Dae-su eingesperrt in einem Zimmer auf. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist ein Fernseher. Dort verbringt er 15 Jahre in Isolation bis er schließlich wie durch ein Wunder freigelassen wird. Sein einziges Ziel: Rache an seinen unbekannten Entführern zu nehmen.
Die Handlung klingt zuerst nach einer x-mal erlebten Rachegeschichte à la Der Graf von Monte Christo. Und ich will auch gar nicht abstreiten, dass eindeutige Parallelen zu Alexandre Dumans Roman zu erkennen sind. Auch weil die junge Frau Mi-do, die Oh Dae-su kurz nach dem Erlangen seiner Freiheit kennenlernt und für die er schnell eine starke Zuneigung entwickelt, eine wichtige Rolle spielt. Allerdings wird einem bald klar, das mehr dahinter steckt, als nur simple Rache. Aber es ist nicht die Handlung, die den Film auszeichnet, es ist die Art, wie er inszeniert ist. Düster, brutal – Die Welt, in der Oh Dae-su lebt und so wie er sie sieht ist nicht schön. Er vertraut niemandem, ist immer misstrauisch. Dafür ist er umso brutaler. Mit seinen Entführern geht er gnadenlos um und dabei zeigt der Film Szenen, die aufgrund ihrer Härte nicht jedermanns Sache sind. Wobei der Film nicht ins Gore-Genre abdriftet, viele der brutalen Szenen werden nicht direkt gezeigt, sondern der Phantasie des Zuschauers überlassen. Wenn zum Beispiel Oh Dae-su einem Mann die Zähne mit einem Hammer zieht sieht man das nicht, sondern hört nur seine Schreie und sieht dann die blutigen Zähne auf der Tastatur liegen.
Dann gibt es da noch die wenigen, aber nichtsdestotrotz spektakulär inszenierten Kampfszenen. Wenn sich Oh Dae-su durch einen Gang voller Feinde mit nur einem Hammer kämpft und das aus nur einer einzigen Kameraperspektive, die zeigt, wie er sich von der einen bis zur anderen Seite durchkämpft. Dabei ist er aber bei weitem nicht unbesiegbar und muss auch so einiges einstecken.
Begleitet wird das alles von einem wunderbaren Soundtrack, der einem nach dem Film gar nicht mehr aus dem Kopf gehen mag. Farblich hält sich der Film immer sehr dunkel mit leichtem Grünstich und so bleibt auch die Atmosphäre immer gedrückt und düster.
Alles in allem ist Oldboy ein sehr harter Actionfilm, der auch abseits der Action überzeugt, mit einer wirklich spannenden Thematik, die ich hier nicht spoilern möchte, und einem ausgezeichneten Hauptdarsteller. Außerdem bietet der Film ein gelungenes Ende, das einen verstört aber keinesfalls verwirrt, denn der Film schafft es schlussendlich doch so gut wie alle Fragen zu klären, zurücklässt. Aber eine Warnung sei noch gesagt, ein Happy End sollte man nicht erwarten.