Ich habe es, wie auch mein Vorredner, bei dem Film "Batman Begins" versäumt, ins Kino zu gehen, habe mich dann aber entschieden, wegen den guten Kritiken die DVD anzuschaffen. Diesen Kauf habe ich beim gemütlichen Fernsehabend zuhause zu keiner Sekunde bereut. Christopher Nolan, meiner Meinung nach einer der begabtesten Regisseure dieser Zeit, ist nämlich eine höchst authentische Comicadaption gelungen, die sich an den Geist der Vorlage zurückbesinnt und dank stimmiger Atmosphäre und endlich mal einem "menschlichen" Bruce Wayne sofort überzeugt. Joel Schumachers Schandtaten, insbesondere "Batman & Robin", haben bis auf den Namen der Hauptfigur nichts mit diesem neuen, ganz anders gestrickten Prequel zu tun. Vorher mochte ich den Hauptdarsteller Christian Bale nicht besonders, in "Equilibrium" hatte er ziemlich hölzern gespielt. Aber hier ist er Batman, und er ist auch Bruce Wayne, eine komplexe, eigenständige Figur mit Gefühlen und Motiven, was weder Keaton, noch Kilmer oder Clooney darzustellen gelang. Liam "Schindler" Neeson füllt seine Rolle als Antagonist prächtig aus und in der Zeit, wo er nicht auf der Leinwand zu sehen ist, vermisst man ihn. Sir Michael Caine, Gary Oldman und Morgan Freeman, die Veteranen der Besetzung, spielen allesamt locker und überzeugend und sind in ihren sympathischen Rollen oft für die gut eingebrachten, schwarzhumorigen Kommentare zuständig. Cilian Murphy ist als skrupelloser Psychiater ein echtes Highlight. Die Rollen von Ken Watanabe und Tom Wilkinson fielen bedauernswerterweise ziemlich klein aus. Katie Holmes hat mich nicht überzeugt, sie wirkte viel zu brav und ihr fehlte der nötige Biss. Nun zum Drehbuch: der häufige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist meistens gelungen, wenn auch in einer Szene nicht ganz klar (bei der Anhörung des Mörders der Eltern). Insgesamt ist das Drehbuch der größte Kritikpunkt, da die Transformation von Bruce Wayne deutlich zu kurz kommt. Außer dem - Verzeihung - affengeilen Batmobil wird von Batmans Ausrüstung nahezu nichts erklärt. Mit welchen Mitteln er am Ende genau fliegen kann, wird zumindest beim ersten Blick nicht offensichtlich. Zudem nervt das plötzliche Verschwinden der Antagonisten, nur Ra's al Ghul bekommt einen würdigen Abschied. Generell ist aber an der Dramaturgie nichts auszusetzen. Die Actionsszenen sind tatsächlich eher spärlich, aber gerade die Verfolgungsjagd mit dem Batmobil ist wirklich gut animiert. An den Effekten ist generell nichts auszusetzen, dem asiatischen Ninja-Palast und vor allem Gotham City wurde Authenzität eingehaucht. Das Budget merkt man der Produktion zu jedem Zeitpunkt an. Ich mag auch James Newton Howards und Hans Zimmers Soundtrack und finde ihn nicht schlechter als Elfmans alte Titelmelodie. Kamera, Schnitt, Dialoge... alles passt. Endlich mal ein Sophisticated Blockbuster von Batman! Ich freue mich wirklich auf 'The Dark Knight', der im August in die Kinos kommt. Da bin ich dabei!
Fazit: Fast alles stimmt in Nolans Wiederbelebung des Batman-Franchises. Das Drehbuch hat klare Mängel, aber über die lässt sich hinwegsehen. Wenn es das gäbe, würde ich 8.5 von 10 Sternen geben, was aber nicht möglich ist, also runden wir auf. Dieser Film tut der Batman-Saga gut!