Bereits vor knapp zwei Wochen ging ich mit einer Mischung aus Vorfreude, Aufregung und teils sehr geringen Erwartungen ins Kino. Gehört doch "Jurassic Park" zu den Meilensteinen des Thriller und Effekt-Kinos. Steven Spielberg schaffte damals mit einer einzigartigen Atmosphäre und den nur ganz dezent zu sehenden Dinos etwas ganz großes. Mit gerade einmal 8 Minuten Laufzeit vom T-Rex und Co. brillierte der Film mit seiner Mischung aus Abenteuer, Dramatik, Tiefgang und natürlich bahnbrechenden Effekten. Heute schreiben wir das Jahr 2015 und die CGI-Welt dreht sich unaufhaltsam weiter. So vermittelte der Trailer dann auch das Gefühl, einen schier nicht enden wollenden Blockbuster 3D Overkill zu bekommen. Und selten bekommt man das was einem da versprochen wird. " Jurassic World" macht keinen Sinn, hat viel zu viel Dino Szenen und nicht mal ansatzweise die Atmosphäre der Originals. Und dennoch hat er einen gewissen Charme und Drive dem man sich nicht entziehen kann...
Alleine der Score sprach damals für sich. Jedes Kind kennt das bekannte Dino Thema von John Williams (Star Wars).Auch die Musik trug zum damalig spektakulärem Erfolg bei. Die beiden Fortsetzungen zeigten aber bereits deutliche Abnutzungserscheinungen und waren teilweise nur noch eine lahme Ansammlung an Action Sequenzen. Mit dem nunmehr vierten Teil und einer mittlerweile vergangenen Dekade will uns Regisseur Colin Trevorrow (Journey of Love) nun also zeigen, das auch heutzutage das Dino Feeling noch lange nicht ausgereizt ist. Doch gerade das Drehbuch ist auch nach so langer Zeit der Entstehung nicht wirklich ein Meilenstein.
Ein neuer, überarbeiteter Dino muss her, den der Generation Smartphone sind die "normalen" zu langweilig geworden und vom Staun-Faktor eher Vergleichbar eines Zebras im Zoo. Also züchten reiche Investoren im neuen Park "Jurassic World" ein Gen Verändertes Monster, was nicht nur größer sondern natürlich auch intelligenter als gedacht ist. Und wie soll es anders sein bald büxt der Indominos Rex natürlich aus und macht jagt auf die Besucher...
Klingt nach einer soliden Reißbrett Story die um ein paar Stereotypische Figuren herum gekritzelt worden ist. Man nehme die zwei Kinder, beide könnten unterschiedlicher kaum sein, schickt sie alleine durch den Park, und dort müssen sie sich erst einmal alleine durchschlagen wenn das Unheil seinen lauf nimmt. Diese beiden Parts werden solide von Ty Simpkins (Insidious) und Nick Robinson (Melissa & Joey) gespielt. Der Tierpfleger/ Abenteurer darf nicht fehlen, der alle immer ermahnt nicht Gott zu spielen und am Ende wieder einmal den Karren aus den Dreck holen muss.(Auf den Darsteller dieser Figur gehe ich gleich noch näher ein). Dann haben wir einen überdrehten Investor (Irrfan Khan, Slumdog Millionär), einen vom Militär nach einer neuer Super Waffe lechzenden Psycho,gespielt von Vincent D´Onofrio, (Full Metal Jacket) und last but not least ein emotionaler Anker der die Story ins Rollen bringt und eine Entwicklung von eher Kühl und distanziert zu einer Vollblut Kämpferin und geläuterten Seele durchmacht. Bryce Dallas Howard (Spider-Man3) ist hierfür bestimmt nicht die Bestbesetzung, kämpft aber immerhin mit viel Charme und Selbstironie gegen diese Rolle an. Die anderen spielen das verlangte ohne große Aussetzer nach oben oder unten ganz ordentlich. Was einen allerdings an den Film fesselt ist nicht etwa die Story oder die Effekte, die natürlich deutlich besser sind als in den 90-er Jahren. Herauszuheben ist auf jeden Fall Chris Pratt, der sich bereits in Guardians of the Galaxy als kommender Abenteuer Leading Man in Hollywood empfohlen hat. Durchtrainiert mit kantigen Gesicht ist er zwar bis zur Spitze selbst ironisch und Lausbubenhaft, weis aber in den richtigen Momenten was zu tun ist und zeigt gerade in den Szenen mit den Velociraptoren, das er mehr kann wie coole Sprüche klopfen. Er strahlt die richtige Mischung aus Autorität, Lockerheit und Respekt aus und bringt das Rudel so auf seine Seite.Auch die Action Szenen werden klar von ihm dominiert und machen einfach so oftmals richtig Spass, wenn er etwa "seinem" Rudel auf einem Motorrad hinterherjagt oder sich schützend vor die Kinder wirft. Er ist damit die deutlich coolere Ausgabe von Dr. Allan Grant, seiner Zeit von Sam Neil (Die Mächte des Wahnsinns) gespielt. Was "Jurassic World" auch sehenswert macht ist neben den teils spektakulären Action Szenen die Verbeugung vor dem Original. Immer wieder tauchen alte Figuren oder Nostalgie Schnipsel auf, etwa ein Hologramm vom Jurassic Park Gründer John Hammond, dem bekannten "schlauen" DNA Strang,damals eine frische Methode die Wiedergeburt der Dinos zu erklären. Immer wieder tauchen auch alte Souvenirs wie T-Shirts und Tassen auf, die meist vom Mitarbeiter und Fanboy des Originals, Lowery ,gespielt von Jack Johnson (New girl) zur Schau getragen werden. Auch als die Kinder in den alten Teil des Parks vordringen und wieder die Ruinen der ehemaligen Eingangshalle durchkämmen, kommen neben dem immer wieder mit feiner Note eingesetzten Original Score manchmal echte Gänsehaut Gefühle auf.
Mit der Figur von Lowery erklärt sich auch ein wenig das Desaster des heutigen Blockbuster Wust, den Spielberg ja auch mitbegründet hat.Er verflucht immer wieder den Größenwahn und Fortschritt, und prangert dabei fast biblisch an, das die neuen Errungenschaften der Technik nicht notwendig sein. Nun, ganz so dramatisch muss man es nicht sehen, dennoch stellt sich heutzutage öfters die Frage,
warum den immer ein Effekt Overkill dominieren und der Spannungsbogen künstlich mit CGI-Bilderfluten zugekleistert werden muss. Meiner Meinung nach entsteht Spannung als erstes im Kopf, die eigene Vorstellungskraft hat gar nicht mehr die Möglichkeit sich zu entfalten. Das ist schade, aber wohl eine Entwicklung die noch nicht abgeschlossen ist. Hier wäre mal wieder mehr Einfallsreichtum gefragt. Immer wieder versteht es Jack Johnson mit einem alten Shirt, Souvenirs und einer "früher war alles besser" Einstellung den heutigen Gigantismus zu hinterfragen. Diese Selbstironie tut dem Film sehr gut und führt zu einigen witzigen Szenen.Auf der anderen Seite übertreibt man es gerade gen Ende ein wenig, wenn plötzlich zig Saurier gegeneinander kämpfen und eine Explosion die andere jagt. Das ist too much und hätte nicht sein müssen.
Ein wenig Nostalgie, viel Witz und dank Chris Pratt tolle aufregende Action Szenen stehen auf der Habenseite, auch der Score trägt viel zum Feeling bei und hat seine ganz eigene, neue Note. Die Story ist stereotypisch aber für einen Blockbuster im Rahmen, das 3D sei noch erwähnt macht auch hier nicht viel Sinn außer das Bild eine Pseudo Tiefe zu verleihen, der Nutzeffekt bleibt hier wie in so vielen Filmen aus und wirkt an einigen Stellen gar unfreiwillig komisch (ich sage nur Helikopter Landung). Da hätten gerade die Dino Kämpfe viel mehr Potential hergegeben, das gehört aber zur heutigen Maschinerie scheinbar dazu.Im großen und ganzen erzeugt der Film trotz viel Vorhersehbarkeit seinen ganz eigenen Flow und macht über weite Strecken trotz der aufgezählten Minus Punkte unerwartet viel Spass. Und mehr kann und muss man von einem Sommer Blockbuster auch nicht erwarten!
Fazit: "Jurassic World" ist genau das was der Trailer einem verspricht. Ein Action und Effekt Overkill, der zwar wenig von der Atmosphäre des Originals hat, dafür aber gespickt mit viel Ironie und einem tollen Score den Zuschauer zwei Stunden lang in die Sitzt fesselt. Und genau das ist auch seine Aufgabe!