Scrubs-Darsteller Zach Braff zeigt mit Garden State, dass er nicht immer voll aufdrehen muss, um sein Publikum mitzureißen. So overacted wie sein Schauspiel in der beliebten Sitcom ist, so subtil reißt er hier die Szenerie an sich. Ohne große Gesten macht er das Coming-Of-Age-Drama komplex, nachvollziehbar und kreiert im Übrigen als Regisseur und Drehbuchautor athmosphärische Szenen, in denen die authentisch gezeichneten, mit Macken behafteteten, aber irgendwie auch liebenswürdigen Figuren ihre Ängste und Hoffnungen bereden. Zach Braff spricht dabei die Dinge nie ganz aus, sondern überlässt es der Chemie zwischen den Figuren und der Athmosphäre, die Protagonisten zu erklären und die Geschichte voranzutreiben.
Auch wenn er sich manchmal in skurillen Belanglosigkeiten verliert, ist sein ''Garden State'' ein außergewöhnlicher Erstlingsfilm. Kein großer Blockbuster oder Popcorn-Entertainment. Sondern eine kleine Perle, die von lebensnahen Figuren erzählt und den Zuschauer mit ihnen auf eine melancholische Reise schickt. Ein beachtenswert gutes Drama! All jene, die die traurigen Momente bei Scrubs mögen, werden auch an diesem Film ihren Gefallen finden.
Ein besonderes Lob verdient der hervorragende Soundtrack, der komplett aus Liedern besteht, die in der Grandiosität ihrer Einsatzes an das Feingefühl von Tarantino erinnern. Nur eben, dass Braff seinen Film nicht mit abgefuckten Trash-Songs zupflastert. Er perfektioniert die an sich schon sehr melancholischen und berührenden Szenen mit einer beeindruckend stimmigen Mischung aus traurigen, sentimentalen, lebensbejahenden und friedlichen Melodien...
Ganz zu Beginn des Films: ein Mann sitzt in einem Flugzeug, dass gleich abstürzen wird. Fremde Melodien umsäuseln den Zuschauer. In Zeitlupe schließt und öffnet Andrew seine Augen.
Nichts kann diesen Mann in irgendeiner Weise berühren. Sein Leben ist ein Koma... Im Film nun durchlebt er eine Zeit der Veränderung. Er ist gezwungen, in seine Vergangenheit zurückzukehren, mit seinem Vater zu reden. Über Schuld und Vergebung und den Tod seiner Mutter. Und schließlich lernt er noch Sam kennen, in die er sich verliebt. Damit treffen sich in Garden State die Wunden der Vergangenheit, die verlorene Zeit der Gegenwart und die Resignation vor der Zukunft. Und Andrew ist mitten drin...
Am Ende - er hat sich in Sam verliebt und verlässt sie nun wieder, um nach Hause zu fliegen - kauert seine Liebe einsam am Flughafen. Andrew sitzt im Flugzeug. Er öffnet sie und mit jeder Sekunde zieht man seine Entschlossenheit. Die Entschlossenheit, nicht erstmal nachzudenken, die Dinge zu ordnen und dafür die Gegenwart zu opfern. Andrew wird nicht fliegen. Er wird bei Sam bleiben und mit ihr sein. Denn es gibt nichts für ihn, außer mit ihr zusammenzusein. Am Ende fragt er: ''So what do we do? What do we do?''. Und sie umarmen sich.
Die Kamera entfernt sich von ihnen und blendet ab.
Was ihnen bleibt, ist die gemeinsame Liebe und der Willen, gemeinsam die Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft zu ordnen und zusammen zu leben...
Zach ''J.D.'' Braff ist damit ein wunderbarer und sehr berüherender Film gelungen. Die szenische Ausarbeitung ist genau abgestimmt und mit Braffs ebenso zurückhaltender wie genialer Performance und Regie wird Garden State zu einem Vergnügen sondergleichen.
Szenen wie jene am Lagerfeuer, im einsamen Tal oder am Flughafen werden noch lange in Erinnerung bleiben.
Und: unbedingt auf Englisch schauen. Keine Synchro kann den Stimmen von Portman und Braff hier gerecht werden. Der Originalton ist sensibler, ruhiger und drückt die Emotionen differenzierter aus.