Lange war es still um Superman geworden. Fast 20 Jahre lang dauerte es, bis man es zu einem neuen Teil brachte. Bryan Singer hatte den ganzen Comicverfilmungenboom mit "X-Men" erneut richtig ausgelöst, hatte also Erfahrung mit dem Genre und mit den beiden ersten "X-Men"-Filmen auch etwas Gutes abgeliefert. Die Karten für ein neuen Superman-Film standen also gut. 2006 war es soweit und die Welt wartete gespannt auf diesen Film. Die Erwartungen waren hoch, aber das Endergebnis enttäuscht. Die Meinungen gehen da zwar auseinander, aber ich finde "Superman Returns" nicht besonders gelungen, wenngleich er auch kein schlechter Film ist.
Ein großes Problem stellt gleich zu Anfang schon die gesamte Story dar. Was man Singer anerkennen muss, ist, dass er kein stumpfes Remake gedreht hat. In Zeiten wo fast jedes Remake auf Null gesetzt wird und von vorn angefangen wird, finde ich diesen Entschluss gut. Allerdings birgt dieser Entschluss auch ein Problem mit sich. "Superman Returns" spielt sich nach dem zweiten Teil und Zuschauern, welche die alten "Superman"-Filme nicht kennen, wird es schwer fallen, sich zurechtzufinden. "Superman Returns" setzt es gerade zu vorraus, dass man die alten Filme kennt. Nun kenne ich diese ja auch, aber die Story ist trotzdem nicht gut. Das liegt ganz einfach daran, dass sie verdammt dünn ist. Den Stoff hätte man in einer TV-Serie in 45 Minuten abhandeln können und dieser Film nimmt sich lange zweieinhalb Stunden dafür Zeit. Außerdem besitzt "Superman Returns" kaum Eigenständigkeit. Ganz klar ist, dass der Film eine Hommage an das Original ist, aber man hätte sich ruhig selbst was neues einfallen lassen können. Viele Szenen wirken dann doch kopiert und der Zuschauer bekommt zu wenig geboten.
Ein weiteres Manko sind die Darsteller und das nicht, weil sie schlecht spielen würden. Brandon Routh verkörpert nun Superman alias Clark Kent. Er sieht Christopher Reeve ein wenig ähnlich und passt vom optischen gut in die Rolle. Er kann die Darstellung von Reeve zwar auf keinen Fall erreichen, macht aus seiner dünnen Figur aber dennoch eine ganze Menge und spielt recht sympathisch. Schlimmer wirds da schon bei Kate Bosworth als Lois Lane. Sie spielt zwar solide, will aber nicht so recht in ihre Rolle passen. Von einer kompletten Fehlbesetzung will ich zwar nicht sprechen, aber so richtig glaubwürdig ist sie auch nicht. Kevin Spacey ist wohl der größte Name in "Superman Returns". Er spielt den Lex Luthor sicherlich gut und hat seine tollen Szenen, aber von ihm ist man besseres gewöhnt und Gene Hackman hat mir in dieser Rolle besser gefallen. Die restlichen Darsteller gehen in Ordnung, aber so richtig vom Hocker reißen, tut mich hier niemand. Die Charaktere sind nicht besonders tiefgründig und waren mir überwiegend auch nicht besonders sympathisch. Da konnte das Original durchaus mehr punkten.
Der Unterhaltungswert ist der letzte große Kritikpunkt. "Superman Returns" läuft mit seinen rund 150 Minuten einfach zu lange und hätte mindestens eine halbe Stunde kürzer ausfallen müssen. Die Story und die Geschehnisse reichen für diese lange Laufzeit einfach nicht aus um den Zuschauer bei der Stange zu halten. So hat der Film zwar durchaus seine unterhaltsamen Momente, langweilt im Endeffekt aber auch des öfteren. Es gibt zwar ganz gut Action, aber spannend ist das Treiben auch selten, weil mir die Figuren auch irgendwie egal waren.
Trotzdem ist nicht alles an diesem Film schlecht. Die Inszenierung ist auf jeden Fall gelungen und man sieht, dass Bryan Singer ein talentierter Regisseur ist. Was ebenfalls sehr wichtig ist für so eine Comicverfilmung, sind natürlich die Effekte. Hier hinterlässt "Superman Returns" bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sind die Effekte gut und bieten etwas fürs Auge, andererseits sieht man manchen Effekte die Herkunft aus dem PC deutlich an und deshalb sind nicht alle gelungen. Außerdem bietet der Film hier nichts wirklich neues. Das hat man so alles schonmal gesehen. Die Atmosphäre ist teilweise ganz ordentlich. "Superman Returns" will recht ernst daherkommen und teilweise gelingt dies auch, was auch an dem tollen und passenden Score liegt. Doch im Endeffekt war mir das alles nicht packend genug.
Fazit: "Superman Returns" macht es nicht wirklich falsch, aber auch nicht wirklich richtig. Nichtkenner der alten Filme, werden es hier von Anfang an schwer haben, doch auch sonst bietet der Film eine zu schwache Story. Daneben ist er zu lang und langweilt schonmal und die Darsteller bieten auch keine herausragenden Leistungen. Da dass Ganze aber gut inszeniert ist und die Optik auf jeden Fall stimmt, es ein paar gute Effekte gibt und der Film nicht dauernd langweilig ist, sondern auch seine unterhaltsamen Momente hat, gibt es von mir eine durchschnittliche Bewertung. "Superman Returns" wird nicht fortgesetzt, die Reihe wird von vorne gestartet und dies ist, da mittlerweile Christopher Nolan mit diesem Projekt auch was zu tun hat, sicherlich eine gute Entscheidung.