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    Network
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    Dmitrij Panov
    Dmitrij Panov

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    4,5
    Veröffentlicht am 6. April 2010
    Die Welt ist böse, grausam, unehrlich, verlogen, spießig, profitgeil und einfach nur durch und durch scheiße. Eine allgemein bekannte Tatsache, die du schon seit Ewigkeiten in dir trägst, aber sie doch gerne mal vergisst, weil deine Welt und dein Leben ja doch funktionieren, ganz egal, wie die Situation drumherum aussieht. Dadurch kannst du zufrieden sein und lässt deine wahren Gedanken nur selten in deinen Kopf, viellciht ab und zu mal am späten Abend, im Bett liegend, wenn du dich fragst, was denn hinter allem steckt und merkst, dass du das aufgrund des ganzen Drecks niemals erblicken kannst. Dann wirst du wütend und schläfst ein - und am nächsten Tag hast du es wieder vergessen. Schade, schade.



    Oder, es geht auch anders: Auf einmal passiert etwas und dein Leben ist im Arsch. Bäm. Scheiße, was? Jetzt quillt all die verdrängte Wut in dir auf, füllt dich aus und läuft dir aus den Ohren. Das gefällt dir nicht, besonders nicht das letztere, also nutzst du die letzte Gelegenheit und lässt deinen Zorn aus deinem Mund laufen, an einem Ort, von dem aus es jeder hören kann, das, was du sagst. "Beschissene Welt, alles scheiße und wisst ihr was? Ich jage mir hier gleich eine Kugel in den Kopf, oder bald, aber ich tue es, damit ihr merkt, wie verdammt scheiße das alles hier ist!!" Das hat gut getan, dir zumindestens, und dann wirst du weggeschleppt und rausgeworfen. Aber plötzlich, in wenigen Tagen, bist du nicht mehr der plötzliche Außenseiter, nein, man will dich wieder, man braucht dich wieder. Willst du denn nicht wissen, wieso, kommt es dir nicht etwas verdächtig vor? Nein, tut es nicht - du hattest eine Vision, eine Erleuchtung, du hast eine Aufgabe bekommen, eine heilige, die heiligste Aufgabe überhaupt. Nämlich den Menschen die Wahrheit zu sagen, die sie nicht erblicken können, weil ihre Augen benebelt und ihre Hirne geschmolzen sind durch die Strahlen, die aus der Glotze kommen. Aber du kannst es ändern, denn jetzt bist du in der Glotze und endlich sagt diese durch dich das, was gesagt werden muss. Und schon gröhlen tausend, nein, gar eine Million Kehlen: "Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lasse mir das nicht gefallen!" Und das ist deine Stunde. Du bist das Gewissen der Nation, du bist ihre Seele, ihre Stimme, ihr Prophet. Du bist es, ganz alleine, und du hast die Macht, alles zu ändern, die aufgestaute Wut zu entfesseln, sie gegen das zurichten, was alles und jeden unterdrückt. Das ist deine Mission, deine wichtige und heilige Mission: Den Menschen die Wahrheit zu sagen. Du bist der Prophet, du bist der Messias, du bist der Große Verkünder und derjenige, auf den nun alle hören werden. Nicht auf die gekauften Moderatoren, nicht auf die verlogene Werbung, nicht auf die Nachrichten. Sondern auf dich, denn in dir ist die Wahrheit und in dir ist der Zorn und in dir ist die Kraft.



    Glaubst du. Dabei vergisst du eines. Du vergisst, oder übersiehst da etwas. Etwas sehr Wichtiges. Nämlich die Tatsache, dass alles, was in der Glotze ist, eben jener Glotze, eben jenem System dahinter dient. Und auch du, folglich. Die Wahrheit, die du verkündest und der alle zu folgen scheinen, ist nichts weiter als ein weiterer kaltblütiger Kalkül, den du kritisierst, den du zu zerstören versuchst. Du glaubst, dass du die Krebszelle im System bist, die diese konsequent von innen zerstört, aber da irrst du dich. Du bist nur ein weiteres Zahnrad, nur ein weiterer, winziger Teil der riesigen Maschinerie, des unerfassbar großen Netzwerkes, das tagtäglich die Hirne von Millionen und Milliarden mit Müll vollstopft. Du glaubst, dass du das System mitten ins Gesicht schlägst, doch in Wirklichkeit nährst du es nur mit deinem pathetischen Gerede. Du bist nichts weiter als die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau und auch nur eine temporäre, so lange da, wie du Geld einbringst. Und weißt du auch, wieso das System, das Netzwerk dich und deine Reden duldet, die ihr doch eigentlich schädigen müssen?



    Weil das alles nichts bewirkt und auch gar níchts bewirken kann. Es ist als würdest du versuchen, Geld abzuschaffen. Nein, es ist noch viel lächerlicher als das: Es ist, als würdest du das Leben abschaffen wollen. Das, wogegen du dein Wort richtest, besitzt Ausmaße, die du dir gar nicht vorstellen kannst. Es ist ein funktionierendes System, das ab einem gewissen Punkt nur noch für sich selbst exisiert und nur noch sich selbst ernährt. Es ist perfiderweise auf einer Ebene mit dem Ökosystem: Nicht greifbar, aber von nahezu den gleichen Ausmaßen. Und es ist so mächtig, dass es sich gar leisten kann, selbst Kritik an sich zu zelebrieren, wenn es ihm Profit bringt. Denn es ist unzerstörbar und da seine Lügen und Betrüge und Fassaden untrennbar zu ihm dazugehören, sind auch diese unzerstörbar. Es ist die Perfektion des Staates aus "1984", in der du als armer schreiender Wurm deine Stimme zum Himmel reckst - so klein, so arm, so lächerlich. Du kannst die Menschen zum Schreien bringen, aber du wirst sie dennoch nie ändern, denn sie haben dich so schnell vergessen, wie sie eine neue Lieblingssendung haben. Denn Worte, deine Worte, so laut sie auch sein mögen, animieren doch nur zu Worten, nicht zu Taten. Und zu diesen ist die Gesellschaft ohnehin zu faul



    Wenn es dich beruhigt: Die, die wirklich ein Teil des Systems geworden sind und sich diesem unterwerfen wie eine Schraube einer Maschine, sie sind entmenschlicht, verloren, armselig und traurig. Nein, sie können eigentlich gar nicht traurig werden, Gefühle bleiben ihnen verwehrt. Menschen? Niemals. Und der Rest ist auch auf den besten Weg, zu etwas Ähnlichem zu werden. Das Netzwerk arbeitet unermüdet weiter, es ist sadistisch in seinen Zielen und masochistisch in seinen Methoden, wenn es sein muss. Es atmet, es lebt und sorgt dafür, dass dein Atem stockt oder gar für immer aufhört, je nachdem, wie die Quoten gerade sind. Die Welt ist schlecht - und sie wird nicht besser. Und was 1976 die Wahrheit war, ist auch heute noch die schonungslose, pure und unzerstörbare, ewige Wahrheit.



    Denn es gibt kein Deutschland. Es gibt keine Demokratie und auch keine Meinungsfreiheit oder Gleichheit oder sonst irgendetwas in dieser Art. Es gibt ARD und ZDF, es gibt PRO7, es gibt RTL und SAT1 und VIVA und MTV, und da gibt es auch noch so etwas wie den Axel-Springer-Verlag. Und es gibt dich, mitten in dem Netzwerk, das nie nach Gefühl, aber stets nach dem kaltblütigsten Kalkül funktioniert. Und es gibt für dich nur einen einzigen Ausweg aus der ganzen Misere.

    Kein Satz und auch kein Schrei, oh nein. Und ganz bestimmt nicht ein Schlag oder eine Tat, keine richtige zumindestens. Sondern ein breites Grinsen, so abgrundtief zynisch wie das Netzwerk selbst.
    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

    144 Follower 780 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 27. November 2022
    Ein absolutes Meisterwerk, das auch heute noch 100%ig funktioniert, und leider im Thema sehr up to date ist. Die ersten 20 Minuten sind etwas dröge, aber dann! Die zerbrochene Liebesgeschichte und das überraschende Ende hat Züge einer Parabel. Der Cast ist excellent, Bild und Ton leider auf TV- Niveau der 70er Jahre, vielleicht ein Stilmittel?
    Kino:
    Anonymer User
    3,0
    Veröffentlicht am 4. Juli 2018
    Sicherlich unterhaltsame Satire, die allerdings gerade die von ihr angeprangerten Übertreibungen und Exploitationen selbst übernimmt, und letztendlich recht formelhaft und zusammengeschustert wirkt. Die Hauptfigur des Moderators (Finch) hat mit der Mitarbeiterin des Senders (Dunaway) nichts zu tun, zudem verliert sich der Film in kleineren Exkursen, so etwa zu einer radikalen Aktivisten-Gruppe, die über das Angebot einer Sendung ihre hohen Ideale wegen persönlicher Streitereien verwerfen. Einige treffende Dialogzeilen bietet der Film dabei tatsächlich. Allerdings geht der FIlm politisch nie den notwendigen Schritt dahin, wo es weh tut. Die Darstellung von Dunaways profitgieriger Figur wirkt dabei grotesk und lebensfremd und macht es zusamen mit dem recht unsympathischen Ensemble dem Zuschauer einfach, die Medienwelt als abgespacte Profitmaschine zu verdammen. Dieser Analyse mag man zustimmen oder nicht. Emotional zugänglich oder gar subtil ist dies aber keineswegs. Die Figuren erscheinen wie Vorzeigeobjekte einer recht zynischen Weltanschauung und dementsprechend klischeehaft sind auch die Handlungswendungen: Affären, Ehekrisen, emotionale Ausbrüche etc. bietet "Network" allerhand. Nur tangiert all das den Zuschauer nicht wirklich.
    Make it shine
    Make it shine

    30 Follower 97 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 15. August 2011
    Im Marketing verwendet man oft das Wort "USP". Ein Produkt, dass sich durch eine herausragende Eigenschaft von anderen Produkten unterscheidet, besitzt ein Alleinstellungsmerkmal. Sidney Lumets "Network" hat auch diese Eigenschaft: die Thematik. Der Regisseur gibt dem Zuschauer einen Einblick in die Welt des Fernsehens. Er zeigt, wie eine Show funktioniert und worauf es beim Fernsehen ankommt. Die Hauptfigur ist hierbei Howard Beale, ein erfahrener Nachrichtensprecher. Er soll aufgrund sinkender Einschaltquoten gefeuert werden, doch das läßt er sich nicht gefallen. Vor der Kamera spricht er die Situation an und verkündet seinen Selbstmord, der in einer Woche vor laufender Kamera stattfinden soll. Und was passiert? Die Einschaltquoten der nachfolgenden Sendung sind gestiegen. Der Film hat viele solcher sarkastischer Stellen. Und das macht den Film auch zu etwas besonderem. Hervorheben sollte man noch die kleine Liebesgeschichte zwischen Max Schumacher (gespielt von William Holden) und Diana Christensen (Faye Dunaway). Einen besonderen Moment hat der Film auch noch: Howard erzählt zornig den Zuschauern, dass wir in den eigenen vier Wänden das Weltgeschehen absichtlich vergessen. Er will das nicht, fordert den Zuschauer auf das Fenster aufzumachen und rauszuschreien: "Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lass mir das nicht länger gefallen". Daraufhin sieht man wie in einer Nachbarschaft nachts immer mehr Menschen das Fenster aumachen und das rausschreien. Grandios! Trotzdem bleibe ich zunächt bei 4,5 von 5 Sternen, da mir der Film oftmals zu gemächlich die Geschichte erzählt. Es kann sich die ein oder andere kleine Länge bilden. Aufgrund der Handlung ist der Film auch nicht unbedingt für jeden empfehlenswert. Ich fand ihn aber toll!
    Josi1957
    Josi1957

    128 Follower 828 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 13. September 2022
    Ein hellsichtiger Film, der heute wie damals funktioniert(e). Vier Oscars, u.a. für Faye Dunaway als beste Hauptdarstellerin und für den großartigen Londoner Peter Finch, der tragischerweise ein paar Wochen vor der Preisverleihung mit nur 60 Jahren an einem Herzinfarkt starb.
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