Die beliebte Katie Elder stirbt. Anlässlich ihrer Beerdigung kommen ihre auf die schiefe Bahn geratenen Söhne, der Revolverheld John (John Wayne), der Dieb und Falschspieler Tom (Dean Martin), Bud (Michael Anderson Jr.) und Matt (Earl Holliman) zusammen. Als sie erfahren, dass ihr Vater kurz zuvor verstorben ist und ihre Mutter die Ranch an den Geschäftsmann Morgan Hastings (James Gregory) verloren hat, beginnen die vier Nichtsnutze, Nachforschungen anzustellen. Von Anfang an stoßen sie auf Ablehnung und Widerstand. Etwas ist faul in ihrer Heimatstadt.
Sechs Mal arbeitete Regisseur Henry Hathaway mit John Wayne zusammen. „Die vier Söhne der Katie Elder“ aus dem Jahr 1965 ist eines der Resultate ihrer ertragreichen Zusammenarbeit. John Wayne hatte seine erste Krebsoperation hinter sich und kam während den anstrengenden Dreharbeiten in Mexiko nur mit Mühe in den Sattel. Im fertigen Film merkt der Zuschauer davon nichts. Dort legt sich Wayne im altbekannten Outfit tatkräftig mit den Bad Guys des Wilden Westens an und gibt seine Paraderolle - wie er leibt und lebt - voller Inbrunst zum Besten.
In den ersten beiden Dritteln des Films läuft der Western zu wahrhaft großer Form auf. Gelungene Dialoge, vorgetragen von überzeugend agierenden Darstellern, allen voran der zu Lebzeiten unterschätzte Dean Martin als Tom Elder oder Paul Fix als Sheriff Bill Wilson sowie eine schöne Kameraführung von Lucien Ballard machen aus „Die vier Söhne der Katie Elder“ ein exzellentes Drama. Auch John Wayne beweist, allen Unkenrufen zum Trotz, warum er solch ein Star dieses speziellen Genres über rauchende Colts geworden ist. Die Brüder erforschen, was falsch läuft in ihrer Heimatstadt. Sie wollen ihrer Mutter und ihrem Vater eine letzte Ehre erweisen. Sie, die sie zu Lebzeiten nie für sie da waren. „Die vier Söhne der Katie Elder“ kann in diversen Szenen emotional berühren und überzeugt als kritischer Western, mit deutlich kriminalistischen Zügen. Fast wie ein Whodunit-Thriller, wobei aber schon schnell klar wird, wer hinter dem Mord steckt. Ihn aber zu entlarven, ohne gesetzeswidrige Selbstjustiz auszuüben, das ist gar nicht mal so einfach.
Und leider liegt da der Hase im Pfeffer begraben. Zu schwankend gibt sich der Film in seiner Darstellung der Rache- und Gewaltthematik. Mal wird sie kritisch und differenziert, mal glorifizierend oder in Hinsicht der angewandten Gewalt zumindest als Zweck, der die Mittel heiligt, dargestellt. Die ersten beiden, eher humanen Drittel passen nicht so recht zum letzten. Da wird plötzlich aus allen Rohren geballert und die Bad Guys in den Tod geschickt. „Die vier Söhne der Katie Elder“ wählt den einfachsten Weg, einen gar nicht mal so simplen Film zu beenden. Schade drum, es wäre mehr drin gewesen. So endet der Western leider wie all die anderen Vertreter des Genres, angereichert allerdings mit ein bisschen brüderlichem Herzschmerz.
Durchschnittlich oder gar schlecht ist das Western-Drama deswegen aber noch lange nicht. Das inszenatorisch hohe Niveau und die dichte Atmosphäre eines kraftvollen Werkes werden über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten. Und auch das Schlussdrittel ist sehr wohl stark konzipiert, aber eben leider „nur“ innerhalb der Gesetze des Genres. Ansonsten bietet „Die vier Söhne der Katie Elder“ alles, was das Herz eines Westernfans begehrt: Schießereien, harte Männer, eine Schlägerei (wenn auch zwischen Brüdern), wunderschöne Panoramaaufnahmen und noch einiges mehr, was das Genre für viele so schätzenswert macht. Hinzu kommt der Soundtrack von Elmer Bernstein, der bekannte, eingängige Themen variiert, jedoch selbständig bleibt und so das Geschehen perfekt untermalt. Pointierter Humor fehlt auch nicht, so dass einem starken Westerngenuss nichts im Wege steht.
Die emotionale Komponente und die andersartigen Charakterisierungen sprengen Grenzen und Rahmen des Genres, können aber nicht bis zum Schluss durchgezogen werden. Deshalb ist „Die vier Söhne der Katie Elder“ am Ende „nur“ ein sehr guter Western und kein Klassiker oder Meisterwerk. Andernfalls wären diesem immer noch außergewöhnlichen Genrevertreter zehn Punkte sicher, so aber müssen ganze zwei abgezogen werden. Perfekter Unterhaltung steht aber zum Glück nichts im Wege und Westernfans werden und dürfen diesen Film lieben, aber diese Tatsache nimmt die stattliche Portion an verschenkten Möglichkeiten leider nicht weg.
Zu nachträglichen Ehren gelangte „Die vier Söhne der Katie Elder“ durch das Quasi-Remake von John Singelton, der sich in seinem urbanen Neo-Western Vier Brüder auch Themen wie Brüderlichkeit und Ehrgefühl auf die Fahnen schreibt und dem Western aus dem Jahre 1965 deutlich Referenz erweist.