Es liegt wohl an mir, dass ich den Film schlecht finde, da ich diesen emporgehobenen Regisseur bis dato nicht gekannt habe und dadurch nicht unter Druck stand, den Film gut finden zu müssen. Daher bin ich nicht im Kreis des Vertrauens wie manch einer hier und sehe nicht einen Bruchteil dessen, was sie in "Irreversible" sehen.
Gelernt habe ich daraus nur, dass man seine Erwartungen an einen Film niemals an Empfehlungen und vorausgegangene Lorbeeren knüpfen sollte. Vergleiche mit "Memento" oder "Fightclub" sind hanebüchen, denn diese waren clever, originell und – im Gegensatz zu „Irreversible“- verstörend.
Letzterer war weder schockierend, noch tiefgründig oder spannend, sondern von Anfang an anstrengend bis nervtötend. Der Film versucht krampfhaft, anders zu sein und allein diese Andersartigkeit als Stilmittel und Botschaft zu vermitteln. Und bei vielen hier scheint das anzukommen angesichts der Kommentare wie „Gegen den Hollywood-Mainstream!“, „Filmkunst!“ etc. Wirklich? Hauptsache anders, egal wie? Auch ich schätze und bewundere Filme, die Mut und Unabhängigkeit beweisen: Auch mag ich Aufnahmen mit wackeliger Kamera im Stile von „Cloverfield“ oder „Bourne Ultimatum“, aber in den ersten 20 Minuten von „Irreversible“ hatte ich den Eindruck, als wäre die Kamera am Kopf eines Breakdancers befestigt. Licht an, Licht aus, an, aus und im Hintergrund Pseudo-Psycho- Lärm. Und: Müssen es wirklich gefühlte 100 Männer sein, die der Hauptdarsteller im Schwulen-Club befragt und anbrüllt, um den Vergewaltiger zu finden? Steigen durch Wiederholung die Betroffenheit oder die Spannung? Und die Vergewaltigungszene: Nicht die Länge einer Szene bestimmt die Qualität, zumal der Vergewaltiger durchgängig gestörtes Zeug währenddessen plappert, dass man so oder so Hass auf ihn bekommt.
Der Hauptdarsteller Vincent Cassel wirkt unauthentisch und amateurhaft, was auf der Party mehr als deutlich zum Vorschein kommt, wo er hyperaktiv und kindisch auftritt.
Die Dialoge sind lächerlich, der Versuch von Witz und Originalität scheitert kläglich, wenn beispielsweise der Ex-Freund den aktuellen Freund von Alex über deren Orgasmussituation ausfragt und sie abgedroschene Platitüden wie „Gewisse Dinge kann man einfach nicht erklären“ wiederholt.
Man sollte jedem Film eine Chance geben, aber danach auch mal sagen können, wenn er rein gar nichts in einem ausgelöst hat. „Irreversible“ kann man sich sparen und sich stattdessen lieber noch mal „Oldboy“, „Fightclub“ oder „Memento“ anschauen.