der beste Anti-Familienfilm des Jahres
Die junge introvertierte FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) wird als besonders geeignet erachtet, einen seit Jahrzehnten tätigen Serienkiller dingfest zu machen. Ihre Ermittlungsergebnisse möchte sie aus persönlichen Gründen nicht vollumfänglich an ihren Vorgesetzten Agent Carter (Blair Underwood) weitergeben.
Die US-Institution Awardswatch sieht in „Longlegs” den besten Serienkiller-Horrorfilm nach „Das Schweigen der Lämmer“ (1991 von Jonathan Demme). Dient das der Freude von Oz Perkins (Regie, Drehbuch) oder maßt sich dieser nicht an, sein eigenes Werk über „Sieben“ (1995 von David Fincher) zu stellen? Wahrscheinlich beides. Tatsächlich gibt es nicht viele Meisterwerke dieses Subgenres. Der Vergleich hinkt allerdings etwas: Die beiden vorgenannten Filme aus den 90ern nehmen Bezug auf Irdisches, das in Form von Menschengestalt aus einer irren Neigung oder eines Wahns das Leben anderer auslöscht. In „Longlegs“ arbeitet Böses a la Stephen King, das Familienväter dazu bringt, ihre Familien zu töten, gefolgt vom Suizid. Longlegs (Nicolas Cage) kommt dann auch optisch wie der Halbbruder des Clowns von „Es“ rüber, nur eben weniger clownig, aber genauso abgedreht. Die Frage, ob das oder der Böse so offensichtlich erschreckend maskiert ausschauen muss, darf gestellt werden. Hier ist es nun mal so. Der Körpersprache und dem stimmlichen Ausdruck eines Nicolas Cage, der erheblich weniger als Maika Monroe zu sehen ist, schadet das erfreulicherweise nicht.
Wenn das Filmprojekt einen Haufen Leichen vorsieht, um die Leute ins Kino zu locken, werden Serienkiller gerne genommen. Oz Perkins hängt nun gar nicht soooo viele eklige Opfer an die Leinwand, sondern legt den Fokus auf Lee, die auffallend viel Intuition zeigt, ihre Schüchternheit gelegentlich vorschieben kann und von einer hervorragenden Maika Monroe verkörpert wird. Einige nicht nachvollziehbare Handlungen von Lee sind der gewollten Erhöhung des Thrills geschuldet, stören jedoch die Einschätzung der im Übrigen einnehmend geheimnisvoll ausgestalteten Hauptfigur. Gelegentlich ist der Charakter für ein wenig Humor gut, wenn sie z.B. auf die Kinder von Carter trifft.
Die Geschichte ist recht einfallsreich konstruiert, begleitet durch den kraftvollen, die Spannung unterstützenden Score von Zilgi (aka Elvis Perkins), der nicht wie von der Stange klingt. Bestechend gut sind die Bilder des bei Langfilmen zuvor unerfahrenen Kameramanns Andres Arochi. Oz Perkins erschafft dadurch eine mit fesselnden Einzelszenen gespickte, prickelnde Atmosphäre, welche ohne kleine Längen leider nicht auskommt. Die allmählich einfließende, aufreibende Offenbarung der Hintergründe sowie deren Verbindung zu Lees Privatleben wird in die Reihen des Saals transportiert, bis zum radikal kühl inszenierten Showdown.
Oz Perkins‘ „Longlegs“ hält das Publikum als gut gespielter Horrorfilm vorwiegend in Atem. „Sieben“ ist dem Film von Perkins, ungeachtet der fantastischen Note, weit voraus.