Der aus Frankreich geflohene Häftling Sam (Nassim Lyes) gründet in Thailand eine Familie, aber von illegalen Machenschaften kann er die Finger nicht lassen. Als seine Frau (Loryn Nounay) ermordet und die junge Tochter Dara (Chananticha Tang-Kwa) entführt wird, sinnt Sam auf Vergeltung.
„Farang“ von Xavier Gens wurde im Rahmen des 37. Fantasy Filmfests aufgeführt. Im deutschen Kino soll der Titel auf „Farang – Schatten der Unterwelt“ lauten.
Wenn die geliebten Angehörigen in tödliche Gefahr geraten, kann eine Rache- und Rettungsaktion stets gut verkauft werden. Ein eigentlicher Verbrecher wird zum Helden, der die Gunst des Publikums erhält. Nassim Lyes, ein ehemaliger MMA-Kämpfer, strahlt die nötigen Sympathiewerte der Hauptfigur aus. Maßlose Übertreibungen sind dann natürlich erlaubt. Wenn das blutige Treiben auf der Leinwand irgendwie Stil hat, der die Spielzeit des Films straight überdauert wie z.B. bei „Revenge“ (2017 von Coralie Fargeat), kann das ein unterhaltsames Kinoerlebnis werden. Genau dies ist bei „Farang“ der Fall. Hier sind nicht nur die Einstellungen hervorragend eingefangen. Die Kampf-Choreo ist reinster Augenschmaus, der an „The Raid“ (2011 von Gareth Evans) erinnert. Ein besonderes Kabinettstückchen bildet eine blei- sowie stahlhaltige Auseinandersetzung in einem Fahrstuhl, die auf dem Fantasy Filmfest ordentlich abgefeiert worden ist. Der dramaturgisch weiter vorne liegende „Taken“ (2008 von Pierre Morel) sieht diesbezüglich wie ein Kaffeekränzchen aus.
Sam muss einiges in Erfahrung bringen, um Gangsterboss Narong (Olivier Gourmet) bzw. Dara zu finden. Die dafür erforderlichen Reisen über Land oder Wasser ergänzen das Werk von Gens nicht gerade um eine Roadmovie-Komponente, weil das Gefühl für Zeit und Entfernung etwas verloren geht. So wird dem Erzählrhythmus Energie entzogen, zumal es unglaubwürdig scheint, dass das gegnerische Lager nicht besser auf den „Besuch“ vorbereitet sein könnte. Selbstverständlich wird dem nahenden Erlöser dennoch an jedem Bestimmungsort nahezu Unüberwindbares entgegengestellt. Die vielen verschiedenen, überwiegend in Thailand befindlichen Locations sorgen zudem ohne Durchhänger für Abwechslung in der 99-minütigen rasanten Gewaltorgie.
„Farang“ ist einfach gehaltene, jedoch technisch aufwendig inszenierte Vendetta-Action.
Weniger ist mehr, gerade hier. Die Story ist simpel gehalten, nämlich geht es um einen Mann, der versucht, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Um seiner Frau eine Chance zu ermöglichen wird er kriminell und daraus entwickelt sich eine brutale Kette an Ereignissen und ihm bleibt am Ende nur übrig, seine Tochter zu suchen. Der Weg bis zum Kind ist aber gepflastert von endlos vielen Gegnern und an unfassbarer Gewalt. Hier wird nach langsamem Aufbau ein wahrliches Hau drauf Festival veranstaltet, daß seinesgleichen sucht. Mit geradliniger und hart an der Grenze zur Körperverletzung verlaufender Action ist dies der frische Gegenentwurf zu all der standardtisierter Hollywood FLießbandware. Und somit vielleicht das, was manch einer braucht und sucht.
Die Kampfszenen waren wirklich gut gemacht, man sieht, dass er tatsächlich kämpfen kann. Leider ist die Story insgesamt sehr schwach. Der Bösewicht wirkt nicht böse genug, um den darauffolgenden Amoklauf des Helden zu rechtfertigen. Dennoch bietet der Film einen kurzen Spaß, ist aber schnell wieder vergessen.