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    Fallende Blätter
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 17. September 2023
    Der große Herz-i-Punkt der Melancholie

    Berufliche Verfehlungen haben meist unangenehme Folgen. Sie sorgen dafür, dass die einsamen Singles Ansa (Alma Pöysti) und Holappa (Jussi Vatanen) noch einsamer werden. Während einer Karaoke-Veranstaltung treffen sie aufeinander.

    „Fallende Blätter“ wurde unter Anwesenheit von Alma Pöysti („Tove“) und Jussi Vatanen („Helden des Polarkreises“) auf dem Filmfest München 2023 gezeigt und hat dort den Publikumspreis erhalten.

    Der Weg zur Liebe hat oft mehr oder weniger hohe Hürden zu durchlaufen. In Filmen von Aki Kaurismäki, der die Drehbücher selbst verfasst, kommt dessen besondere Handschrift hinzu, die im aktuellen Film feurige Leidenschaft zur schwer entzündlichen Materie werden lässt. Wortkargheit sowie von sich überzeugte Männer prägen eine Darstellung, deren zeitliche Zuordnung unfassbar anmutet. Hier werden Requisiten und Bauten aus unterschiedlich lang vergangenen Jahrzehnten mit aktuellem Tagesgeschehen kombiniert. Bei der musikalischen Begleitung hat der finnische Filmemacher darauf geachtet, dass die Texte eine positive Stimmung in der hier beleuchteten sozialen Umgebung quasi verhindern.

    Der Kinosaal ist bestens amüsiert, denn die Kaurismäki-Chemie erzeugt nach vielen in den Kultstatus erhobenen Erfolgen wiederum eine stimmige kummergesättigte Komödie. Der Regisseur arbeite mit hoher Präzision, der erste Take müsse sitzen, so erläutert Vatanen nach der Projektion, schon nach wenigen Wochen sei der Film im Kasten. Daraus sind auf der Leinwand flüssige 81 Minuten mühevolles Liebesanbahnungsspiel inklusive Credits geworden. Der wenige Inhalt ist trotz der wohlwollend vermengten Details in den konsequent wie fein überzeichneten Aktionen eben schnell erzählt.

    Soll es diesmal der letzte Film von Aki Kaurismäki gewesen sein? Das hieß es bereits nach „Die andere Seite der Hoffnung“ (2017). Wie dem auch sei, „Fallende Blätter“ macht Lust auf mehr.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    713 Follower 942 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 20. September 2023
    DAS SCHÖNE ZWISCHEN DEN WIDRIGKEITEN

    Sowieso ist alles hoffnungslos? Gut, zumindest erweckt es den Anschein. Doch was Aki Kaurismäki niemals zulassen würde, ist, seine Figuren in den bodenlosen Abgrund zu werfen. Sie straucheln zwar, sie verlieren ihre Jobs, sie sind einsam und versoffen; sie haben kein Geld und keine Lobby. Doch resignieren, das tun sie nicht. Oder zumindest nicht mehr. Kaurismäki ist seit seinem Cabriolet-Klassiker Ariel hoffnungsvoller geworden. Seine Liebe zur Arbeiterklasse und all jenen, die im Grunde das System erhalten, jedoch nichts dafür bekommen, ist ungefähr so stark wie bei seinem britischen Fachkollegen Ken Loach. Doch wo dieser mit blankem Realismus soziale Defizite aufzeigt, erstellt Kaurismäki lakonische Alltagstableaus voller sprödem Charme. Bevölkert mit Gestalten, die sich das bisschen Glück aus einem sonst ereignislosen Leben picken, das aufgrund höherer Umstände nicht viel anders sein kann. Dieses Glück kann darin liegen, auf die Karaoke-Bühne zu gehen und blumige finnische Balladen zu schmettern, während dem Hochprozentigen zugetane Freitagabend-Melancholiker mit stoischer, aber dennoch verzückter Miene dem Möchtegern-Bariton lauschen.

    Um jenen, der gerne jünger wäre, als er ist und darauf wartet, von einer Plattenfirma entdeckt zu werden – um den geht’s hier gar nicht primär. Sondern vielmehr um dessen Arbeitskollegen und Freund, dem Alkoholiker Holappa (Jussi Vatanen). Der bekommt so gut wie nichts auf die Reihe, weil er so viel säuft und dadurch andauernd seine Jobs verliert. Obendrein raucht er noch wie ein Schlot und ist deprimiert. Weil er eben so viel trinkt. Und weil er deprimiert ist, trinkt er. Ein Teufelskreis, dem man sich in Kaurismäkis urbanen Miniaturen mit stoischem Trotz gerne hingibt. Die ganze ernüchternde Monotonie könnte sich ändern, als dieser Holappa auf die hübsche Ansa (Alma Pöysti, zuletzt als Künstlerin Tove auf der Leinwand) trifft. Zuerst ist es nur Blickkontakt. Dann, später, ein erstes gemeinsames Kaffetrinken mit anschließendem Kinobesuch – dort läuft Jim Jarmuschs The Dead Don’t Die, eine kleine Verbeugung des Finnen vor einem Bruder im Geiste, dessen Filme wohl manchmal in einen ähnlich lakonischen Erzählstil abgleiten wie die eigenen. Diese beiden einsamen, aber niemals verlorenen Seelen sollten sich bald wiedertreffen, würde Holappa nicht Ansas Telefonnummer verlieren. So sucht die eine den anderen und umgekehrt, so harren sie vor dem Kino, in welchem gestandene Klassiker am Programm stehen, von Die Maske des Dr. Fu Manchu bis hin zu Godards Die Verachtung. Vielleicht klappt es ja, und aus dem bisschen Zuneigung könnte mehr werden. Nur nicht mehr Alkohol, denn das mag Ansa gar nicht. Im Zuge dieses Wartens und Vorbeigehens an Gelegenheiten müssen beide ihre Lage überdenken, ihr Leben ändern, soweit es in ihrer Macht steht. Eigeninitiative ergreifen dort, wo sonst der Abgrund folgt. Und dafür sind sich Kaurismäkis Liebende dann doch zu stolz, weil sie dennoch, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, einen Sinn im Leben sehen. Der dann noch stärker wird und wichtiger in Anbetracht eines in Europa tobenden Krieges, der sich in nüchterner Berichterstattung rund um Tod und Zerstörung in einen dem Weltgeschehen scheinbar fernen Alltag mischt.

    Kaurismäkis Bilder erreichen zwar nicht dieses akkurate Farbenspiel wie in seinem Meisterwerk Le Havre, aber dennoch ist das Komplementäre ein enorm wichtiges Element, das bereits vorab visualisiert, was zusammengehört und was nicht. Bescheidenes Interieur, enge Bars, längst nicht mehr neues, aber immer noch funktionstüchtiges Drumherum, in welchem pragmatische Lebensführung ihre Verwirklichung findet – so und nicht anders möbliert Kaurismäki sein Universum jenseits des Reichtums und der Gier. Sein Besinnen auf Werte, deren Streben danach im Angesicht noch viel schlimmerer Umstände – nämlich die des Krieges – von Szene zu Szene wichtiger werden, ist das, was der stilsichere Finne ausdrücken will. Die Arbeiterklasse der Gewerkschaften ist dabei immer noch ein Must-Have, Ansas Schuften in der Fabrik ein klassisches Zitat und eine Reminiszenz an seine früheren Werke. Den passenden Sound liefert dabei neben herrlich schwermütigen Chansons das reduktionistische und daher saucoole Musikduo Maustetytöt, das die ironische Melancholie dieser Tragikomödie auf den Punkt bringt.

    Vielleicht hat Kaurismäki hier doch sein letztes Werk geschaffen, bevor er gedenkt, sich wieder zurückzuziehen. Und wenn es so wäre? Dann hätte er vielleicht alles gesagt. Alles zur Leidenschaft Kino und seiner Liebe dazu. Alles zum Weltschmerz und der Relativierung des eigenen Status Quo. Immer mehr wird Fallende Blätter zu seiner eigenen Flucht aus der Realität, zu einer Romanze, die Ansa und Holappa wohl im Kino gesehen hätten, könnte der Traum auf der Leinwand nicht doch noch Wirklichkeit werden.
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    beco
    beco

    61 Follower 362 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 21. September 2023
    Ein typischer Kaurismäki, lakonischer Humor, spezielle Typen, deren Treiben und Schicksal mit viel Menschenfreude beschrieben wird.
    Kein großes Kino, aber ein schöner, kleiner Film über Einsamkeit und die Hoffnung, wie sie überwunden werden könnte.
    Durchaus sehenswer
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