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    The Old Oak
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 13. November 2023
    gegen alle Widrigkeiten


    In einem englischen Dorf, das vor Schließung der Kohlebergwerke blühte, ist Tristesse eingekehrt. Als Flüchtlinge aus Syrien in leerstehende Wohnhäuser untergebracht werden, sind manche Einwohner skeptisch, einige weitere neidisch bis feindlich eingestellt. Dies wird angeschürt, als der Gastwirt TJ Ballantyne (Dave Turner) eine Freundschaft zu Yara (Ebla Mari) aufbaut, die nicht nur sehr gut Englisch spricht, sondern auch fotografieren kann.

    Das Gesellschaftsdrama ist die Spielwiese des britischen Filmemachers Ken Loach, der seinen 80. längst überschritten hat. Er entwickelte seine letzten Werke mit dem Drehbuchautor Paul Laverty und dem Kameramann Robbie Ryan. Das erfahrene Team gewährleistet ausgezeichnete Schaffenswerte („I, Daniel Blake“, „Sorry We Missed You“, „Jimmy’s Hall“), aktuell „The Old Oak“. Der Titel bezeichnet den Namen des Pubs, der von TJ Ballantyne betrieben wird. Das herunterhängende „K“ an der renovierungsbedürftigen Hausfassade ist ein leicht zu erkennendes Symbol für den fortgeschrittenen Niedergang der Gemeinde.

    Der Regisseur lässt sein Publikum eher Menschen am unteren sozialen Rand studieren als einer komplexen Geschichte folgen. Er achtet stets auf Realitätsnähe, sei es Verhalten, Aussehen bzw. Sprache. Die synchronisierte Fassung der Loach-Filme anzuschauen hat demnach einen Authentizitätsverlust zur Folge, andererseits kann es sogar für geübte Englischkundige schwierig werden („Angels‘ Share“, 2012).

    „The Old Oak“ ist jedoch kein reines Beobachtungskino. Um Ballantyne, dessen Charakter im Fokus steht, spinnt Loach Geschehnisse, die sich aus den Nöten der Flüchtlinge und der Einheimischen ergeben oder aus der Primitivität von Ausländerhassern. Einiges ist Alltagsgeschehen, anderes ist vorhersehbar, was aber den Lauf des Films nicht stört. Dass die Syrer trotz einiger Gegensätze keine Aggressionen zeigen sowie vornehmlich Hilfe erhalten, stellt der Regisseur besonders heraus, Hauptthema ist schließlich Zusammenhalt. Hieraus baut der Routinier ein tief emotionales Konstrukt ohne begünstigende Schwülste.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    713 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 6. Dezember 2023
    AM MITTAGSTISCH SIND ALLE GLEICH

    Es soll sein letzter Film gewesen sein. Ken Loach, das soziale Gewissen des Vereinigten Königreichs, geht in Pension. Was er hinterlässt, ist eine noch für lange Zeit nachblühende Eiche, deren dicker Stamm fest verwurzelt im Boden ungeschönter Tatsachen vielleicht besseren Zeiten entgegenharrt, in denen Menschen unterschiedlichster Gesinnung und diverser ethnischer Herkunft an einem Tisch Platz finden werden. Wer gemeinsam isst, rückt zusammen. Da gibt es Dialog auf Augenhöhe, doch meist braucht es da nicht mal Worte, um einander zu verstehen. Der Mittagstisch ist für alle da. Wie arm sie auch sein mögen, wie verquer auch deren Lage ist: Ken Loach stillt den Hunger der kleinen Leute, wo es nur geht.

    Möglich ist das nur, weil es im ehemaligen Grubendorf in der Grafschaft Durham ein letztes verbliebenes Pub gibt, das titelgebende Old Oak. Der in sich gekehrte TJ Ballantyne (Big Hugs für Dave Turner!) führt aber nur die Hälfte dieser Gaststätte – das größere Hinterzimmer bleibt verschlossen, warme Speisen gibt es schon lange nicht mehr, lediglich Bier, soweit das Auge der Stammkundschaft reicht: Ein Haufen desillusionierter Männer, die dem genügsamen Wirtschafter seine Existenz ermöglichen, weil sie täglich hier aufschlagen. In dieser Gegend aus alten, leerstehenden Backsteinhäusern, die irgendwann mal in den Achtzigern TJs Kumpel des nun stillgelegten Kohlebergwerks beherbergten, steht die britische Bevölkerung fast schon vor dem Nichts. Und dann passiert das: Eine Busladung syrischer Flüchtlinge nimmt, so die Meinung mancher Alteingesessenen, auch noch die letzten Ressourcen der dahinsiechenden Gemeinde. Wer soll und kann das noch stemmen? Darüber hinaus erreicht der Alltagsrassismus ungeahnte Höhen – Kopftuchfrauen an einem Ort wie diesen? TJ sieht das anders – und befreundet sich mit der jungen Fotografin Yara (berührend: Ebla Mari). Beide inspirieren sich gegenseitig, und Pläne fürs Miteinander nehmen langsam Gestalt an.

    Das klingt nicht nur so, als wäre The Old Oak zuversichtlicher als alles von Ken Loach bisher Dagewesene – das ist es auch. Sein Film ist eine Hymne an die Solidarität ganz ohne rotes Parteibuch, sondern aus der Intuition heraus, direkt vom Herzen und dem Gewissen folgend, sofern man noch eines besitzt. Das tut natürlich gut, zu sehen, was hier bald wie aus dem Nichts kommend, für Akzeptanz und gegenseitiges Wohlwollen sorgt. Anfangs sieht es noch so aus, als wäre die Eskalation vorprogrammiert, und klar: Konflikte bleiben dennoch nicht aus. Doch verschwendet man auch nur einen weiteren Gedanken daran, um zu reflektieren, warum diese Art von Ablehnung überhaupt gelebt werden muss, fällt diese in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Mag sein, dass die Realität anders aussieht. Doch Loach will sich dieser Nüchternheit nicht mehr unterwerfen. Sorry We Missed You war zerrüttend genug, der letzte filmische Vorhang soll schließlich sowas wie Hoffnung hinterlassen. Und so wird sein Film zu einem Lehrstück der Nächstenliebe und der Achtsamkeit – geradlinig, wenig komplex und idealistisch. Doch keinesfalls banal.

    Seine Schicksalsschläge verteilt Loach dennoch. Und da gibt es einige, schmerzende, tieftraurige. Vielleicht gar ein bisschen zu viel davon, und das nur deshalb, weil The Old Oak seine gebeutelten Existenzen eng beieinanderstehen lässt. Diese entstandene Essenz aus Qual und Trost wird zur dick aufgetragenen Besseren-Welt-Ballade, in welcher jene, die wenig haben, jenen, die nichts haben, unter die Arme greifen. Dann können jene, die zuvor nichts hatten, einiges zurückgeben. Eine Spirale des Guten gerät in Bewegung. Schön ist das. So einleuchtend. In seiner dargebotenen und zuletzt gar irreal überspitzten Reinheit, zu der sich Ken Loach schließlich hinreißen lässt, von rechtschaffener Naivität, die keinen Zynismus mehr verträgt.
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    beco
    beco

    61 Follower 362 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 7. Dezember 2023
    Ein berührender Film mit einem optimistischen Ausblick auf die Lebenssituation von Flüchtlingen und den Einheimischen in Nordengland, denen es auch nicht viel besser geht, die vielleicht sogar weniger Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben, als die Neuankömmlinge mit ihren Träumen. Man sollte den Film nicht in der dt. Synchrofassung sehen, die dem Film fast jegliche Authentizität beraubt.
    Solide
    Bertram E Staemmler
    Bertram E Staemmler

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    5,0
    Veröffentlicht am 26. Mai 2024
    Ein wunderschöner Film darüber, welche Wunder geschehen können, wenn wir uns, unabhängig von Religion und Staatsangehörigkeit, mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft begegnen. Und auch darüber, wie Feindseligkeit und abwertendes Denken anderen gegenüber, immer auf die eigene Person und ihre Welt zurück fällt.
    Ich weis nicht, ob unsere Regierungen darauf spekulieren, daß wir Einheimischen uns gegen Ausländer wenden und dadurch ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem es zu einem Kampf der Kulturen gegeneinander kommt. Das würde unseren Regierungen auf jeden Fall die Rechtfertigung für allerlei weitere Einschränkungen unserer Freiheiten geben. Nach dem Motto: "Teile und Herrsche!"
    Wenn wir dagegen auf Zusammenarbeit und Gastfreundschaft setzen, wenn wir uns verdeutlichen, was für einen Flüchtling in einem fremden Land das Lächeln, oder die freundliche Geste eines Einheimischen bedeuten kann, wäre schon so viel gewonnen. Dieser Film zeigt das Potential solchen Handelns auf. Er tut nicht so, als ob es immer einfach wäre. Er behauptet nicht, daß es dabei nicht auch zu Rückschlägen kommen kann. Doch ich bin sicher, daß er uns allen vor Augen führen kann, welches weltverändernde Potential in einem engagierten menschlichen Miteinander liegt. Wenn wir Hass, Neid, Missgunst und Vorurteile überwinden, und uns auf das Verbindende konzentrieren, darauf, daß wir in jedem Moment ein Geschenk für einander sein können, sind wie in der Lage "den Himmel gleich hier zu erschaffen". Am Anfang noch wackelig und instabil. Doch mit jedem Schritt in diese Richtung stabiler und verlässlicher.
    Wir haben mittlerweile sehr viele Muslime in unserem Land. Und jeder von uns entscheidet jeden Tag in zahlreichen Situationen, ob unser Christentum nur eine leere Fassade mit einer hässlichen Fratze ist, oder ob es hier tatsächlich Menschen gibt, die das immer wieder bemühte christliche Abendland mit Leben und Nächstenliebe erfüllen.
    Was Solidarität und Dankbarkeit, Interesse am Anderen und an dem Land, in dem man lebt fördert, ist nicht anonymer Sozialhilfebezug, sondern der freundliche Kollege oder Nachbar. Wo die Mitmenschen freundlich sind, fühle ich mich wohl, wächst mein Bedürfnis, einen wertvollen Beitrag zu leisten und dazu zu gehören. Und so können aus völlig Fremden sehr schnell gute Freunde werden. Und das Leben schöner und reicher.
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