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Anonymer User
3,0
Veröffentlicht am 13. Juni 2022
Wenn es die Verfilmung einer wahren Begebenheit geht, darf man wohl die Fakten nicht so kritisch analysieren. Die Romanvorlage war ganz schön vollgestopft mit jeder Menge brisanter Probleme, zu denen der deutsche Untertitel in zweifacher Hinsicht passt. Siebzehn Jahre ältere weiße Frau Rika (Ricky Coole), Mutter von vier Kindern heiratet den Farbigen Waldemar Nods (Sergio Hasselbaink) aus Surinam. Da steht neben dem Culture Clash Rassismus im Raum. Es kommt zu den üblichen Beschimpfungen: ‘Neger. Nigger, Bananenfresser aus dem Affenland‘. So verläuft die erste Hälfte noch recht harmlos, wenn auch etwas ungemütlich. Aber zunächst sind es ‘nur‘ die abfälligen Bemerkungen der Nachbarn und des Vermieters, der Rika und Waldi kündigt. Und es kommen leicht märchenhafte Züge hinzu. Vielleicht war ja die Realität so. Im Sinne von ‘Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Engel her‘ (Sam). Doch mit dem Einmarsch der Nazis in Holland hält der Terror in das Familienidyll Einzug und jetzt wird der Film nicht nur richtig spannend, sondern er macht auch betroffen. Die Handlung gewinnt an Intensität, als Rika auch noch schwanger wird. Ein Höhepunkt ist ihr Verhör mit Foltermethoden. Man wirft ihr natürlich zeitgemäß ‘Rassenschande‘ vor. In Rückblenden wird an Waldemars Kindheit erinnert und seine Familie vorgestellt. Die emotionale Schiene zeigt, dass er Heimweh bekommt und Rika um ihre vier Kinder kämpfen muss. Sie lässt sich auf ein Unternehmen ein, dass wir heute ‘Schleuser‘ nennen. Die Nazis riechen den Braten. Das fünfte Kind Waldy, Sonny Boy, (Daniel van Wijk) wird seine beiden Eltern überleben. Mutter Rikas Ende bleibt etwas verschwommen, Waldemars hingegen geht trotz des Ernstes der Lage fast in einem Witz unter. Ein mutiger kleiner Film, der erst nach und nach beeindruckt. Nicht so der ganz große Wurf, aber immerhin.