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Andreas S.
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4,5
Veröffentlicht am 23. März 2023
Der kleine Sero verlebt seine Kindheit an der türkisch-syrischen Grenze in einem Dorf irgendwo im Niemandsland. Gewalt und Willkür, Rasstsmus, politische Verfolgung und bittere Armut sind an der Tagesordnung. Zerrissen zwischen verschiedenen politischen und religiösen Interessen bahnen sich Mord und Totschlag, Unterdrückung und Korruption ihren gnadenlosen Weg. Dem Wahnsinn sind Tür und Tor geöffnet. Regisseur Mano Kalil verarbeitet in seinem Film eigene Kindheitserlebnisse. Der Film berichtet aus der Sicht des sechsjährigen Sero. Durch die Augen eines Kindes über das Grauen zu berichten ist ein genialer Kunstgriff des Regisseurs. So schwebt über der schockierenden Erzählung stets eine gewisse Leichtigkeit , die dem Zuschauer hilft, das an sich ungenießbare Grauen zu verkosten. Trotzdem schnürt es einem irgendwann die Kehle zu und man kann sich ein paar Tränen der Trauer und des Mitgefühls nur schwer verkneifen. Nachbarn ist ein schwer verdauliches stilles Meisterwerk, das lange nachwirkt und niemanden unberührt lassen wird.
Khalil erzählt diese Geschichte über den Mikrokosmos einer Dorfgemeinschaft und spiegelt damit gleichzeitig höchst präzis die gesamtpolitischen Verhältnisse. Dass ihm das ohne jedes falsche Pathos und mit stiller Natürlichkeit gelingt, ist die Sensation und das Wunder dieser Arbeit.
Kein Wunder ist, dass Nachbarn bislang bereits über 30 Festivalpreise erhalten hat. - Ein Auslands-Oscar stünde ihm m.M.n. allemale zu. Absolutes Highlight des Jahres und dringende Empfehlung.