Obwohl "Royal Blue" die Verfilmung des Romans "Red, White & Royal Blue" fast 2 Stunden lang ist, muß der geneigte Zuschauer leider einige Abstriche hinnehmen.
So werden hier einige Charaktere wegrationalisiert, bzw miteinander verschmolzen. So wird Henrys Mutter, Prinzessin Catherine überhaupt nicht gezeigt, während seine Großmutter kurzerhand zum Großvater, dem König, gemacht wird ( weniger gefühlskalt, aber stoisch gespielt von Stephen Fry ). Alex hat hier auch keine Schwester oder Stiefvater ( June wurde praktisch mit Nora verschmolzen und seine Eltern sind nicht geschieden ). Des weiteren gibt es hier keinen schwulen Senator in seinem Umfeld, sondern einen ebenfalls mexikanisch-stämmigen ( unf schwulen ) Politjournalisten ( mit dem Alex mal im trunkenen Zustand ein wenig rumgemacht hat und der ihn immer noch anflirtet ).
Nora, ursprünglich seine mit ihm befreundete Ex, ist hier offenbar nur seine beste Freundin, welche offenbar auch nicht bisexuell ist.
Dadurch entfallen die Nebenplots vollständig.
Allerdings sehe ich das nicht unbedingt als was Negatives an. Im Buch war das noch akzeptabel, aber hier würde es einfach zu überladen wirken. Ich finde jetzt ist es verhältnismässig etwas realistischer geworden ( das hier ist schliesslich nicht "Queer as Folk" ). Im Buch wird zudem zuviel auf amerikanische Weise polarisiert und sozio-politische Gruppierungen gegeneinander ausgespielt. Das ist nun etwas zurückhaltender geworden.
Der Fokus des Films liegt somit eindeutig auf den beiden Protagonisten. Dadurch verblassen zwar die Nebencharaktere weitgehends in ihrer kurzen Bildschirmzeit, aber Uma Thurman als Präsidentin überzeugt in diesen wenigen Szenen trotzdem als Autoritätsperson und Mutter.
Und Sarah Shahi als ihre Assistentin Zahra ist sogar noch mehr wie ein wütender kleiner Pinscher mit Sinn für Sarkasmus.
Allerdings ist auch der Erotikfaktor ein wenig runtergeschraubt worden. Verständlich, denn die Buchszenen sind zu scharf um exakt so im Film dargestellt zu werden.
Trotzdem ist die FSK 16 gerechtfertigt.
Denn die Zusammenkünfte der Protas sind trotz Abmilderung extrem leidenschaftlich. Und zum Dahinschmelzen. 😍 Denn die Chemie zwischen den Protagonisten ist absolut sensationell.
Und immehin bekommen wir wenigstens einen hübschen, nackten Hintern zu sehen und das süßeste "Erstes Mal" der schwulen Filmgeschichte ( meiner Meinung nach ).
Viele Texte wurden auch etwas abgeändert, sodass sie zum visuellen Medium passen.
Allerdings wurden auch viele Passagen übernommen.
Eine eindeutige Verbesserung ist, daß wir nun mehr Szenen aus Henry's Sichtweise bekommen.
Nun könnte man sagen, daß die Adaption nicht buchgetreu ist, nur eine "entrümpelte" und angepasste Interpretation. Aber nur Buchpuristen dürfen sich daran stören, denn der Film ist eine rundum gelungene romantische Schwulentragikomödie.
Zank, Humor, Leidenschaft, Liebe Herzschmerz ... bis zum wohlverdienten Happy End. Was will man/frau mehr?
Ein witziger Schmachtfetzen.
Davon gibt es zu wenige im LGBT Bereich ( weil viele Filme und Serien recht traurig sind wie ich finde ).
Das Einzige was ich bemängeln würde, ist die rel. kurze Zeitspanne von der Feindschaft zur Freundschaft und dem ersten Kuss. Das wirkt ein bisschen gehetzt.
Übrigens: Ich würde dringendst empfehlen sich zuerst den Film anzuschauen und dann das Buch zu lesen.
Kann ich beides wärmstens empfehlen.