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    Tár
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    4,5
    Veröffentlicht am 20. Oktober 2022
    "Tar" ist eine grandios geschriebene Geschichte über den tiefen Fall einer großen, künstlerischen Persönlichkeit, welche die Frage aufwirft, ob man das Werk der Künstlerin von ihren privaten Fehltritten trennen sollte oder ob diese Verfehlungen konsequent dazu führen müssen, die Person und damit auch deren Kunst komplett aus der Öffentlichkeit zu löschen, unabhängig davon, wie einzigartig das bisherige Schaffen war und welcher Verlust damit einhergeht.

    Lydia Tár ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie besitzt EGOT-Status, wird auf der ganzen Welt geschätzt, respektiert, von ihren Kolleg*innen bewundert und steht kurz davor, ihr persönliches Ziel, den kompletten Zyklus von Gustav Mahler aufzuführen, zu vollenden. Auch privat scheint ihr Leben makellos zu sein, auch wenn ihr die Karriere viel Zeit abfordert. Dunkle Wolken ziehen jedoch herauf, als die Öffentlichkeit mitbekommt, dass sich "Tár" scheinbar in den vergangenen Jahren in gewisser Regelmäßigkeit weibliche Protegés angeeignet und diesen gegen sexuelle Gefälligkeiten große Aufstiegschancen versprochen hat.

    Nach der Sichtung von "Tár" kam mir sofort ein Name in den Sinn: Kevin Spacey. Das Kevin Spaceys private Machenschaften aufs Schärfste zu verurteilen sind, ist unbestreitbar. Genauso ist es jedoch unbestreitbar, dass Kevin Spacey zu den besten Schauspielern gehört hat, die jemals auf der Leinwand zu sehen waren. Diese Leistungen nicht mehr erleben zu dürfen ist ein großer Verlust, nicht nur für den Film, sondern sogar für die Kunst an sich. Die Frage, ob man die Person von ihrer Kunst separat betrachten sollte, wird im Film sogar in einer Szene ausführlich am Beispiel Bach und seinen 20 Kindern diskutiert. Während dem Studenten Bachs Lebensweise aufgrund der zahlreichen Nachkommen nicht zusagt und er sich deswegen nicht mit Bachs Kompositionen beschäftigt, ist für Tár lediglich das Schaffen Bachs interessant, außergewöhnlich und damit auch zu beachten. Es sind Szenen wie diese, welche die gesamte Thematik rund um die s.g. Cancel Culture hervorragend aufgreifen, ohne dem Publikum eine Meinung zu diktieren. Beide Standpunkte sind zulässig und beide Standpunkte sind richtig.

    Cate Blanchett's Leistung ist ebenso außergewöhnlich. Mit "Tár" darf sie nun völlig zurecht auf ihren dritten Oscar schielen, und mir fällt auch keine Leistung einer anderen Darstellerin ein, die sie übertrifft (auch nicht die von Ana de Armas). Man kauft ihr zu jeder Sekunde ab, dass dort eine herausragende Komponistin auf der Leinwand zu sehen ist, die ihr Handwerk nicht nur perfektioniert, sondern diesem sogar was Neues hinzugefügt hat. Man sollte sich den Film auch unbedingt in der Originalversion anschauen, da Blanchett dadurch, dass der Film zu großen Teilen in Berlin spielt, ständig zwischen der deutschen und der englischen Sprache hin und her wechselt, aber eben so authentisch, dass man tatsächlich daran zweifelt, dass sie hier nur eine Rolle spielt. Einfach großartig.

    Tár ist eine absolute Empfehlung. Mit 158 Minuten vielleicht ein wenig zu lang geraten, aber dennoch ein Pflichtbesuch im Arthousekino
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